Ăber die Zerschlagung des Antifaschismus und den Aufbau einer neofaschistischen Bewegung.
Ein Hintergrundartikel von Jakob Yasko
Seit der Konterrevolution verbreiten westliche Medien das Bild einer ostdeutschen Bevölkerung die âaus sich selbst herausâ Rechts sei. Die Berichte, Artikel und Reportagen strotzen meistens nur so vor Sozialchauvinismus und SchönfĂ€rberei der Regierungspolitik. Dabei wird gezielt ein Bild von âabgehĂ€ngten Ossisâ gezeichnet, die angeblich AuslĂ€nder und Demokratie einfach aus sich selbst heraus hassen.
Wer der Frage nach dem Rechten Osten nachgeht und sich bei ARD, ZDF oder Deutschlandfunk verirrt, verliert im Dschungel aus Totalitarismustheorien und pseudowissenschaftlichen BauchgefĂŒhlsjournalismus schnell den Durchblick. Schlau wird man jedenfalls nicht aus den dutzenden Reportagen, Artikeln und Dokumentationen. Schuld seien mangelnde Demokratiesozialisierung oder man fragt gleich gar nicht mehr nach Ursachen. Auch Auseinandersetzungen, die sich konkret mit der AfD beschĂ€ftigen folgen hĂ€ufig dem gleichen Schema. Erst die BaseballschlĂ€gerjahre und jetzt die AfD â so sind sie halt die Ossis. Wer hinterfragt, ob der Osten tatsĂ€chlich schon immer Rechts gewesen sei, wird schnell mit der DDR vertraut gemacht. Dem Staat, der den Faschismus nie aufgearbeitet hĂ€tte und ohnehin irgendwie latent faschistisch war,- die zweite deutsche Diktatur eben.
Die schrecklichen Bilder von faschistischen Mobs aus den Neunzigern oder aus aktuellen Berichten werden ausgeschlachtet und instrumentalisiert um die BRD als die ultimative Verteidigerin der Demokratie zu prĂ€sentieren. WĂ€hrend die öffentlich-rechtlichen Sender ihre pseudo-antifaschistischen Medienspektakel inszenieren, wird fleiĂig abgeschoben und gegen Migranten gehetzt. Auch der ganze Brandmauer-Zirkus hat höchstens das linksliberale Establishment abgeholt â glaubhaft war das nie, geschweige denn wirksam.
Ăber die tatsĂ€chlichen HintergrĂŒnde des sogenannten Rechtsrucks lernt man genauso wenig wie ĂŒber die gezielte staatlich betriebene Faschisierung des Ostens in den 1990ern. Keiner fragt, woher diese Faschisten kommen, wer Ihnen einen NĂ€hrboden bietet und sie fördert. Die Antwort wĂ€re zu unbequem.
Lenin hat uns folgendes mit auf den Weg gegeben: âIst nicht sofort ersichtlich, welche politischen oder sozialen Gruppen, KrĂ€fte oder GröĂen bestimmte VorschlĂ€ge, MaĂnahmen usw. vertreten, sollte man stets die Frage stellen: Wem nĂŒtzt es?â[1]
Wem nĂŒtzt ein starker Neofaschismus? Und zu welchem Zweck?
Wenn wir mit Recht davon ausgehen das Antifaschismus in der DDR tatsĂ€chlich Staatsdoktrin war wie konnte dann das Gift des Chauvinismus und Fremdenhasses so rasch verbreitet werden? Wie wurde die neofaschistische Bewegung in Ostdeutschland aufgebaut und gestĂ€rkt? Welche Interessen standen hinter dieser Entwicklung und welche WidersprĂŒche trieben sie voran?
Man darf nicht auĂer Acht lassen das die ostdeutsche Bevölkerung, bis heute eine postsozialistische Gesellschaft in der Transformation ist. Sozialismus, dann die Treuhand und der Ausverkauf â diesen Prozess haben nahezu alle ĂŒber 50jĂ€hringen zwischen Vogtland und Ostsee bewusst miterlebt.
Wie gehen wir also vor? Der Text widmet sich einleitend der DDR und ihrer antifaschistischen Politik. Um die Erstarkung der neofaschistischen Bewegung in Ostdeutschland nachvollziehen zu können muss die antifaschistische StaatsrĂ€son der DDR auf den PrĂŒfstein gestellt werden. Ausgehend davon soll die Entwicklung der neofaschistischen Bewegung der BRD schlaglichtartig beleuchtet werden. So können wir zu der grundlegenderen Frage vordringen welche Prozesse freigesetzt wurden als 1990 ein Staat voller KontinuitĂ€ten des Faschismus einen Staat der antifaschistischen StaatsrĂ€son annektierte, ausverkaufte und unter seine Ordnung unterwarf.
Um sich dem Prozess der Refaschisierung Ostdeutschlands zu widmen, mĂŒssen zwei Tendenzen untersucht werden: Einerseits der Aufbau einer neofaschistischen Bewegung in Ostdeutschland und andererseits der Abbau des DDR-Antifaschismus. Dabei muss unter die Lupe genommen werden wie sich Medien, Politik, Wirtschaft und die neofaschistische Bewegung an beiden Prozessen beteiligten.
Wer seine jeweilige Internet-Suchmaschine nach Antifaschismus in der DDR befragt, wird schnell feststellen, wie einig sich hier die MedienhĂ€user und Institute sind. Die Konrad Adenauer Stiftung, die Bundeszentrale fĂŒr politische Bildung und die Bundestiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur sind ganz vorne mit dabei, wenn es darum geht jeglichen Dreck auf die DDR abzuladen. Man kann von einer regelrechten Anti-DDR Industrie in Wissenschaft, Journalismus und Kultur sprechen. Der Antifaschismus in der DDR wĂ€re ein âGrĂŒndungsmythosâ, die âstalinistische Entnazifizierungâ sei ebenso wie jegliche antifaschistische Tradition ein Legitimationsinstrument fĂŒr die nĂ€chste Diktatur gewesen. Der Antifaschismus in der DDR wĂ€re die LebenslĂŒge der deutschen Linken, schreibt bspw. die Konrad Adenauer Stiftung.[2] Schlussendlich wĂ€re der Antifaschismus nur ein âidentitĂ€tsstiftendes SED-UnterdrĂŒckungsinstrumentâ gewesen. Die Bundeszentrale fĂŒr politische Bildung setzt noch einen drauf und fragt: âIst der Rechtsextremismus im Osten ein Produkt der autoritĂ€ren DDR?â[3]
Vielen Antifaschisten, die sich die Frage stellen, wie es zu Rostock-Lichtenhagen, Hoyerswerda, Chemnitz und den starken AfD Wahlergebnissen kommen konnte wird eine bestechend einfache Antwort prÀsentiert: Die Schuld liegt bei der DDR. Der Antikommunismus ist mittlerweile so gesellschaftsfÀhig und so hegemonial, dass nur noch die wenigsten ihn erkennen, geschweige denn hinterfragen.
Die DDR, ein Staat, der ĂŒber 40 Jahre ein fortschrittliches und antifaschistisches Projekt darstellte, liegt heute unter einem Berg von VorwĂŒrfen und LĂŒgen bundesdeutscher Denkfabriken begraben. Ein positiver Bezug auf die DDR und ihren Antifaschismus ist weitgehend tabuisiert. Dabei ist eine Auseinandersetzung mit der antifaschistischen Politik der DDR nicht nur sehr lehrreich, sondern beweist auch umfangreich welche Zukunftsperspektive bis heute in diesem Anlauf zum Sozialismus liegt. UnbegrĂŒndete Distanzierungen gegenĂŒber der DDR sowie das Desinteresse und die Voreingenommenheit gegenĂŒber diesem Staat und seiner Gesellschaft mĂŒssen dringend ĂŒberwunden werden. Denn beides verhindert ein VerstĂ€ndnis ĂŒber die widersprĂŒchlichen politischen Entwicklungen heutzutage und macht es unmöglich zu verstehen, wie sich dieser erste deutsche Anlauf zum Sozialismus gestaltete, woran er scheiterte und wie sich die Rechtsentwicklung vollzog, die uns heute stĂ€rker denn je beschĂ€ftigt.
Springen wir zurĂŒck ins Jahr 1945, nur wenige Wochen nach der Befreiung vom Faschismus. Walter Ulbricht stellte am 25.Juni 1945 in seiner Rede auf einer KPD-FunktionĂ€rskonferenz fest, dass â[âŠ] sich die groĂe Mehrheit des deutschen Volkes als Werkzeug der NazifĂŒhrer und RĂŒstungsindustriellen gebrauchen lieĂ. Hitler konnte sechs Jahre lang sein Kriegsverbrechen durchfĂŒhren, weil im deutschen Volke die ideologischen AbwehrkrĂ€fte gegen die imperialistische und militaristische Ideologie nur ungenĂŒgend vorhanden waren, weil das Gift der Raubideologie und militĂ€rische Kadavergehorsam tief im Volke stecken.â[4] Aus diesem Satz könne wir die 3 groĂen Aufgaben ableiten, denen sich die Antifaschisten und Kommunisten auf dem Boden der spĂ€teren DDR widmeten.
- Die NazifĂŒhrer mussten gesĂ€ubert und verfolgt werden.
- Die Kriegsindustriellen und Völkermordprofiteure mussten enteignet werden.
- Die wohl langfristigste und schwierigste Aufgabe: die faschistische Ideologie musste bekĂ€mpft und ĂŒberwunden werden.
Um diese Aufgabe in seiner Konsequenz zu gewÀhrleisten, musste ein neuer Staat aufgebaut werden.
Dabei ist nicht zu vergessen, dass all diese Aufgaben in einem Deutschland realisiert werden sollten das weitestgehend zerstört war. Es herrschten NahrungsengpĂ€sse, Wohnungslosigkeit und es mangelte an Industrie und Facharbeitern zum Aufbau einer Wirtschaft. Tausende Antifaschisten und Kommunisten waren ermordet worden,- die wenigen Ăberlenden reorganisierten sich kleinschrittig und setzten sich mit deutschen Emigranten aus der Sowjetunion und den politischen Kommissaren der Roten Armee in Verbindung.
Im Folgenden sind Meilensteine dieser Politik dokumentiert. Es sind MaĂnahmen und Kampagnen, die teilweise nur wenige Wochen nach dem Sieg ĂŒber den Faschismus durchgefĂŒhrt wurden. Sie verdeutlichen anschaulich, welches neue Deutschland in der sowjetischen Zone errichtet wurde. Diese antifaschistische Ordnung wurde 1949 in die Verfassung der DDR ĂŒbertragen.[5]
In der Sowjetischen Besatzungszone begann auf Basis der BeschlĂŒsse der Potsdamer Konferenz eine antifaschistisch-demokratische UmwĂ€lzung. In den Folgejahren konnte sich der Erfolg dieser UmwĂ€lzungen immer stĂ€rker auf die politische Einheit der Arbeiterklasse unter der SED stĂŒtzen. Es ist allerdings nicht von der Hand zu weisen welche zentrale Rolle der Sowjetunion und ihrer MilitĂ€radministration in dieser Zeit zukam.
Eins sei an dieser Stelle bezĂŒglich des Kampfbegriffes âvon Oben verordneter Antifaschismusâ vorweggenommen: Den Antifaschismus âverordnetenâ 1945 alle 4 SiegermĂ€chte und zwar auf der Potsdamer Konferenz. Die Sowjetunion war lediglich der einzige Staat, der diesen Antifaschismus in die Tat umsetzte. Und Ja, er war âverordnetâ. Mal weniger, mal mehr âvon obenâ durchgesetzt und eingefordert,- dass war nach 12 Jahren Hitlerfaschismus auch dringend notwendig.
An die Stelle des zerschlagenen faschistischen Staatsapparates rĂŒckte eine antifaschistisch-demokratische Staatsmacht aus Parteien und Massenorganisationen die sich zur antifaschistischen und demokratischen UmwĂ€lzung unter der FĂŒhrung der Arbeiterklasse bekannten. Diese antifaschistische Ordnung stellte eine Ăbergangsform zum sozialistischen Aufbau dar und bedeutete gleichzeitig hĂ€rtesten revolutionĂ€ren Klassenkampf, auch wenn er sich ohne Ausbruch eines BĂŒrgerkrieges vollzog. Die Deutsche Verwaltung des Innern erklĂ€rte 1947: âWer heute die frĂŒhere NSDAP als Urheber aller Machenschaften ansieht, begeht einen entscheidenden Fehler. Die Gegner sind in den geschlagenen KrĂ€ften zu suchen, nĂ€mlich Junker, GroĂaktionĂ€re, Bankiers usw. usf.â[6] So wurden GroĂgrundbesitzer und Kriegsverbrecher auf Basis von Volksabstimmungen enteignet und die kommunalen Verwaltungen unter Mitarbeit des Volkes in die HĂ€nde von Antifaschisten, Demokraten, und WiderstandskĂ€mpfern gelegt.[7] In vielen StĂ€dten hatten sich nach Kriegsende spontan antifaschistische AusschĂŒsse oder Komitees gegrĂŒndet, einige arbeiteten schon vorher in der IllegalitĂ€t. Diese stĂ€rkten unter Schirmherrschaft der Sowjetischen MilitĂ€rverwaltung die lokalen Strukturen der FDJ, des Demokratischen Frauenbundes Deutschlands (DFD), oder der SED und gingen spĂ€ter in sie ĂŒber. Viele wurden in die stĂ€dtischen Verwaltungen eingesetzt.[8]
Um den Faschismus ökonomisch auszurotten, wurden im Rahmen der Bodenreform 7200 GroĂgrundbesitzer und 4500 andere Kriegsverbrecher entschĂ€digungslos enteignet. Bis 1948 wurden darĂŒber hinaus 9200 Betriebe von Kriegsgewinnlern und Naziaktivisten in die HĂ€nde des Volkes ĂŒbergeben und enteignet. Den MaĂnahmen stimmten 77,7 Prozent der Sachsen in einer Volksabstimmung zu.
Der Kampf gegen die EinflĂŒsse und Störversuche der alten reaktionĂ€ren Klasse die sich nicht geschlagen geben wollte wurde auch in der Kultur und Bildung hart gefĂŒhrt. 72 Prozent der alten Lehrerschaft gehörten der NSDAP an und mussten aus dem Schuldienst entfernt werden.[9] Um die Erziehung und Bildung weiterhin zu gewĂ€hrleisten entstand die Neulehrer-Bewegung als politische Kampagne der SED und der Sowjetischen Verwaltung. Insgesamt wurden 40.000 junge Arbeiter und Arbeiterinnen in mehrmonatigen LehrgĂ€ngen zu PĂ€dagogen ausgebildet. Diese Neulehrer wurden darauf geprĂŒft, ob sie âWillens und in der Lage waren die deutsche Jugend im Geiste des Antifaschismus, Humanismus, sowie der Demokratie und Völkerfreundschaft zu erziehenâ.[10]
DDR-Historiker Stefan Doernberg bringt die Rolle der Entnazifizierung treffend auf den Punkt: âObwohl die Entnazifizierung nicht die Hauptmethode der demokratischen Erneuerung der Verwaltungsorgane war, weil leitende Funktionen von Anfang an von Antifaschisten ĂŒbernommen wurden, trug sie dennoch wesentlich zur endgĂŒltigen Zerschlagung des imperialistischen Staatsapparats bei. [âŠ] Die völlige politische Entmachtung der faschistisch-
militaristischen KrĂ€fte war ein lĂ€ngerer Prozess, dessen Hauptinhalt die Zerschlagung der imperialistisch-kapitalistischen Staatsmaschine und der Aufbau neuer antifaschistisch-demokratischer Staatsorgane war.â[11]
Allein bis 1946 entlieĂ man 390.478 ehemalige Nazis aus ihren Stellen und Funktionen in Verwaltung, Justiz, Bildung und vielem mehr. DarĂŒber hinaus ermittelte das Ministerium fĂŒr Staatssicherheit bis 1989 gegen alte Kriegsverbrecher und Nazis.[12] In der DDR war es nahezu unmöglich, mit einer SS- oder Wehrmachtshistorie in höhere gesellschaftliche Positionen aufzusteigen. Es gab zwar höhere Staatsbeamte und eine Hand voll Minister in der DDR mit ehemaliger NSDAP-Mitgliedschaft, diese waren allerdings weder in der SS, noch in leitenden Funktionen um Krieg und Massenmord zu koordinieren gewesen.[13] Das beweist der Fall des Ernst GroĂmann, der SS-Mann und KZ-Aufseher fĂ€lschte seine Biographie und stieg in das ZK der SED auf. Als seine Vergangenheit 1959 bekannt wurde schloss man GroĂmann sofort aus.[14]
Zur Wahrheit gehört auch, dass fĂŒr den Aufbau der DDR keine neuen Menschen vom Himmel fielen und zahlreiche Personen mit Nazi-Vergangenheit unangetastet bleiben mussten. Beispielhaft hierfĂŒr stehen die Kasernen und KrankenhĂ€user der jungen DDR, in denen einige Wehrmachtsoffiziere und NS-Ărzte weiter tĂ€tig waren, um die VerteidigungsfĂ€higkeit und Medizinversorgung der DDR nicht zusammenbrechen zu lassen. Das betraf allerdings weder die Ărzte die leitend hinter den T-4 Programmen zur Ermordung Behinderter steckten. Diese wurden verfolgt und hingerichtet. Auch namhafte Kriegsverbrecher der Wehrmacht waren in den RĂ€ngen der Nationalen Volksarmee nicht wiederzufinden.
Einzig und allein entscheidend in der Entnazifizierung war nicht die Zahl der Entlassungen oder Verhaftungen, sondern die BekĂ€mpfung der gesellschaftlichen TriebkrĂ€fte, die den Faschismus hervorgebracht hatten: den imperialistischen Kapitalismus. Aufarbeitung und Volksbildung war wohl die wichtigste Komponente neben den SĂ€uberungen und Enteignungen. Der Kampf gegen den Rassenhass und Chauvinismus war ein Kampf um die Köpfe der DDR-Bevölkerung. Dieser wurde nicht nur gegen den Einfluss alter Nazis und westlicher Medien gefĂŒhrt, sondern war auch ein Kampf um gute FunktionĂ€re und Lehrer, ein Kampf um eine öffentliche und anschlussfĂ€hige Auseinandersetzung mit dem Faschismus. Dieser Kampf wurde mit Sicherheit nicht ĂŒberall gewonnen, dennoch schuf die DDR-Meilensteine in ihrer antifaschistischen Politik. Auf diese Auseinandersetzung sei im Folgenden verwiesen.
In der DDR fand neben der Auseinandersetzung mit verschiedenen Opfergruppen, eine breite BeschĂ€ftigung mit dem Widerstand gegen den Faschismus statt, dessen Erbe der junge Staat antreten wollte. Zahlreiche Promotionen, aber auch kleinere Publikationen zeugen von einer breiten und umfangreichen wissenschaftlichen und populĂ€rwissenschaftlichen Auseinandersetzung. Publikationen wie âDer SS-Staatâ (1947), das hunderte Erlebnisberichte von KZ-HĂ€ftlingen sammelte, oder Walter Ulbrichts âDie Legende vom deutschen Sozialismusâ (1946), das breite Schichten in der Sowjetischen Besatzungszone ĂŒber die LĂŒgen und Verbrechen des Faschismus aufklĂ€rte, verdeutlichen dies. Auch die Literatur fĂŒr Kinder und Jugendliche leistete einen wichtigen Beitrag zur antifaschistischen Erziehung. Bruno Apitzâ Roman âNackt unter Wölfenâ (1958) wurde ein zentraler Bestandteil der antifaschistischen Bildungsarbeit und fand Einzug in nahezu alle Klassenzimmer der DDR. Bereits zuvor war Anna Seghersâ âDas siebte Kreuzâ ein bekannter Titel in den Schulen. Auch die Behauptung, die DDR habe den Massenmord und die Verfolgung der Juden ignoriert oder nie aufgearbeitet, hĂ€lt einer ĂberprĂŒfung nicht stand. Insgesamt widmeten sich 1.086 Publikationen aus DDR-Verlagen der jĂŒdischen Geschichte, Religion, dem Alltagsleben und der Philosophie. Zwischen 1945 und 1990 wurden mindestens 238 literarische Werke â darunter Romane, Novellen und Gedichte â zum Völkermord an den europĂ€ischen Juden veröffentlicht, wissenschaftliche Literatur ausgenommen.[15]
Dennoch konnten die Organe und Forschungskommission nicht alle LĂŒcken in der Aufarbeitung öffentlich schlieĂen. So kritisierte beispielsweise der 1989 ausgestrahlte Film âComing Outâ die mangelhafte Aufarbeitung und EntschĂ€digung fĂŒr homosexuelle Opfer des Faschismus. Bis zu diesem Zeitpunkt erinnerte eine gröĂere Gedenktafel in Berlin an die Opfer: âTotgeschlagen â Totgeschwiegen: Den Homosexuellen Opfern des Nationalsozialismusâ. Auch fĂŒr die Opfer der Euthanasie entstanden nur eher kleinere Gedenktafeln. Die Machenschaften und Mordprogramme der Ărzte wurden, allerdings breit in der wissenschaftlichen Literatur aufgearbeitet und zahlreiche Medien berichteten ĂŒber die Prozesse gegen die TĂ€ter. Ein wesentlicher Bestandteil der Erinnerungspolitik in der DDR war es, die Opfer des Faschismus nicht zu vereinzeln oder in Kategorien aufzuteilen, sondern allen Opfern gleichermaĂen ehrwĂŒrdig zu gedenken. Dabei nahm der Widerstand gegen den Faschismus eine besondere Rolle ein, was jedoch nicht bedeutete, dass die spezifischen Ursachen der Verfolgung und des Leidens unbenannt blieben.
DenkmĂ€ler und Mahnmale fĂŒr Opfer des Faschismus prĂ€gten zunehmend die Stadtbilder der DDR. Diese wurden oftmals auf Initiative antifaschistischer WiderstandskĂ€mpfer und mit UnterstĂŒtzung von Organisationen der Arbeiterklasse wie dem âBuchenwald-Kollektivâ errichtet. Ein Leseheft zur Kunstbetrachtung stellt dabei fest: „Bald nach der GrĂŒndung der Deutschen Demokratischen Republik wurde ein Kuratorium, ein gesellschaftlicher Rat also, fĂŒr den Aufbau Nationaler GedenkstĂ€tten gebildet. Dort, wo von den Faschisten die Menschlichkeit am ĂŒbelsten geschĂ€ndet worden war, dort aber auch, wo sich antifaschistisches KĂ€mpfertum unĂŒberwindbar bewĂ€hrt hatte, dort sollten die StĂ€tten der Mahnung und des Gedenkens errichtet werden: Buchenwald – RavensbrĂŒck – Sachsenhausen. Die besten Bildhauer und ein Kollektiv junger Architekten vollbrachten es, in stĂ€ndigem Kontakt mit dem gesellschaftlichen Auftraggeber, der Partei der Arbeiterklasse, ehemaligen HĂ€ftlingen, Arbeitern und KĂŒnstlern, Werke von herausragender Bedeutung zu schaffen.“[16]
Am Jahrestag der Befreiung vom Faschismus, sowie dem Tag der Opfer des Faschismus, aber auch anlĂ€sslich der Befreiung einzelner Konzentrationslager oder an Orten faschistischer Verbrechen fĂŒllten sich die StraĂen und Gedenkorte jĂ€hrlich mit breiten Menschenmassen. Durch solche Veranstaltungen in enger Zusammenarbeit mit Schulen, UniversitĂ€ten, Betriebskollektiven und FDJ-Gliederungen wurde die GedenkstĂ€ttenarbeit zu einem zentralen Bestandteil politischer Bildungsarbeit.[17] Zahlreiche Schulen, StraĂen und andere GebĂ€ude waren nach Antifaschisten und Opfern des Faschismus umbenannt worden. Von einem ritualisierten und sonst bedeutungslosen Gedenken kann dabei nicht die Rede sein. Wie bereits am Beispiel der Literatur dargelegt, beschrĂ€nkte sich der Antifaschismus nicht auf einzelne Tage, sondern durchzog das politische Leben in der DDR. Auch Film und Fernsehen waren von einer Aufarbeitung des Faschismus geprĂ€gt: Dutzende Spielfilme und Serien thematisierten die Verbrechen und Massenmorde des deutschen Faschismus. Diese wurden zugunsten von Schichtarbeitern zu verschiedenen Tageszeiten ausgestrahlt – auch im Kinder- und Jugendprogramm. Bereits 1947 erschien im âAugenzeugeâ (der Wochenschau in der SBZ) ein ausfĂŒhrlicher Bericht ĂŒber das einzige ĂŒberlebende Kind der Berliner JĂŒdischen Gemeinde.[18] Schon 1 Jahr nach dem Sieg ĂŒber den Faschismus vermittelte der Film âDie Mörder sind unter unsâ die dringende Notwendigkeit sich fĂŒr Entnazifizierungen einzusetzen. Fernsehprogramme wie die âAktuelle Kameraâ oder âder Schwarze Kanalâ berichteten regelmĂ€Ăig ĂŒber alte und neue GrĂ€ueltaten von Faschisten.
Der Vorwurf eines verordneten, ritualisierten und inhaltsleeren Gedenkens ist genauso falsch wie die Behauptung von vergessenen, verdrĂ€ngten und nie entschĂ€digten Opfern des Faschismus. Das belegen nicht nur die Filme, Serien und Publikationen, sondern auch die umfangreichen Sozialleistungen. Alle ehemaligen KZ-HĂ€ftlinge und Opfer des Faschismus erhielten höhere Renten, mehr Urlaub, eigene Urlaubs- und Kurheime und bessere medizinische Betreuung. Ob sie religiös oder politisch verfolgt waren, machte keinen Unterschied. Sie erhielten UnterstĂŒtzung bei Wohnungssuche, Bildungs- und Berufswegen mit Stipendien und Zulassungen. Im Nahverkehr konnten Opfer des Faschismus mit einer Begleitperson kostenlos fahren. Diese sozialen EntschĂ€digungen wurden den ostdeutschen Juden, sowie allen Opfern des Faschismus mit der Annexion der DDR genommen.[19]
Die antifaschistische StaatsrĂ€son der DDR war damit alles andere als ideologischer Kitt. Sie war ein Selbstanspruch dem tausende Kader, FunktionĂ€re, Intellektuelle, Arbeiter, Bauern und Jugendliche nachgingen. Dieser Antifaschismus wurde von klein auf mitgegeben und so gut es möglich war in das politische Leben integriert. Dabei kam es ohne Zweifel zu Formalisierungen, die sich nicht in einen intrinsischen Antifaschismus ĂŒbersetzten. Weder die politische Bildungsarbeit, noch die Politik der Massenorganisationen waren ausgereift genug um alle, auch apolitische DDR-BĂŒrger, mitzuziehen. Im Wesentlichen war das politische Leben in der DDR und das Bewusstsein breiter Bevölkerungsmehrheiten allerdings bewusst antifaschistisch. Einen wichtigen Anteil an dieser Arbeit hatten die Massenorganisationen der DDR.
Alle Parteien, Organisationen und VerbĂ€nde mussten sich auf Basis der antifaschistischen Ordnung der DDR grĂŒnden und ihre Arbeit danach ausrichten. Die Massenorganisationen durchzog ein klares Bekenntnis zur VölkerverstĂ€ndigung und der internationalen SolidaritĂ€t.
WĂ€hrend der Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands unter der FĂŒhrung von Johannes R. Becher regelmĂ€Ăig sondierte, wie sich eine kĂ€mpferische antifaschistische Kultur entfalten lieĂe, partizipierte der Demokratische Frauenbund Deutschlands (DFD) an internationalen Konferenzen gegen Krieg und Faschismus.[20] Die Gesellschaft fĂŒr Deutsch-Sowjetische Freundschaft organisierte regelmĂ€Ăig die VerstĂ€ndigung und den kulturellen Austausch mit den Völkern der Sowjetunion. Der Freien Deutschen Jugend (FDJ) oblag neben den Institutionen der Volksbildung maĂgeblich die antifaschistische Erziehung der Jugend. Sie organisierte gemeinsame AusflĂŒge und AktivitĂ€ten, wie bspw. GesprĂ€che mit Opfern des Faschismus oder dem Besuch von Konzentrationslagern. Auf internationalen Konferenzen widmete sich die FDJ nicht nur dem historischen Faschismus, sondern warnte auch immer wieder vor den Machenschaften deutscher Faschisten in der BRD.[21] Die Junge Welt, wie auch das Neue Deutschland verlegten regelmĂ€Ăig neue Aufarbeitungen faschistischer Verbrechen und neofaschistischer AktivitĂ€ten in der DDR, Europa und der ganzen Welt. Auch die Nationale Volksarmee und die Kampfgruppen der Arbeiterklasse waren immer ein lebendiger Teil der antifaschistischen Kultur. Mit der DDR-Singebewegung entstand eine politische Kraft, die sich in gesonderter Form auch kulturell dem antifaschistischen Widerstand widmete.
Besonders betont werden muss hier allerdings eine Massenorganisation: Das Komitee der antifaschistischen WiderstandskĂ€mpfer. Es spielte in der antifaschistischen Politik eine bedeutende Rolle und setzte sich im Jahr 1953 als Vereinigung vieler verschiedener Vereine und Gruppen von KZ-HĂ€ftlingen zusammen: JĂŒdische, christliche, liberale, sozialdemokratische oder kommunistische Gruppen waren gleichberechtigt vertreten.[22] Sie alle erhielten die bereits genannten Sozialleistungen fĂŒr Opfer des Faschismus und betreuten gleichzeitig die korrekte Vergabe dieser. Das Komitee gliederte sich in 15 Bezirks- und 111 Kreiskomitees und war gleichzeitig in der Nationalen Front der DDR vertreten.[23] Neben der Betreuung von Opfern des Faschismus und der Organisation von Kundgebungen, Demonstrationen und Gedenkveranstaltungen veröffentlichte das Komitee regelmĂ€Ăig Hefte und gröĂere Schriften ĂŒber Konzentrationslager, Widerstandsgruppen, Verbrechen und Massaker oder Fragen des aktuellen antifaschistischen Kampfes. In âSS im Einsatz â Eine Dokumentation ĂŒber die Verbrechen der SSâ recherchierten und sammelten Mitglieder des Komitees umfangreiche Beweise fĂŒr die Machenschaften ihrer ehemaligen SchlĂ€chter und Peiniger.[24] Die Kasse des Komitees im Wert von 1,7Millionen D-Mark wurde 1991 von der Treuhandanstalt einkassiert und geraubt.[25]
Die âoperative Aufarbeitungâ, wie Walter Ulbricht sie nannte, oblag dabei dem Ministerium fĂŒr Staatssicherheit in enger Zusammenarbeit mit den Justizbehörden der DDR. Diese Organe waren von Anbeginn ihrer GrĂŒndung mit dutzenden untergetauchten Nazi-Kadern, faschistischen Saboteuren und Terroristen, sowie faschistisch-motivierten Straftaten beschĂ€ftigt. Von faschistischen Verbrechern der Kriegszeit bis zu HitlergruĂ zeigenden SchĂŒlern wurden sĂ€mtliche Straftaten penibel im NS-Archiv der Hauptabteilung IX/11 und IV der Staatssicherheit dokumentiert und verfolgt.[26] Das Justizministerium der jungen DDR sprach sich unter der Leitung der antifaschistischen WiderstandskĂ€mpferin Hilde Benjamin fĂŒr klare und harte Urteile gegen Faschisten und Kriegsverbrecher aus. Die BRD-Justiz erklĂ€rte die Urteile nach 1990 allesamt fĂŒr gegenstandslos.[27] Die Entnazifizierung des Rechtssystems in der DDR hatte die Entlassung nahezu aller Nazi-Richter, AnwĂ€lte und Justizangestellten zur Folge. An ihre Stelle traten Volksrichter und Justizpersonal aus der Arbeiter- und Bauernschicht.[28]
Die Hauptabteilung IX/11 versorgte die anderen Abteilungen des Ministeriums fĂŒr Staatssicherheit mit Informationen und kooperierte mit dem Generalstaatsanwalt der DDR bei der Verfolgung von Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. So unterstĂŒtzte beispielsweise die geheimdienstliche Analyse und Untersuchung der 30.000 Patientenakten von Opfern der Euthanasie die Verhaftung und Beurteilung der verantwortlichen Nazi-Ărzte.[29] Neben der Verfolgung alter und neuer Faschisten in der DDR war die Staatssicherheit mit der Forschung zu Faschisten in der BRD beschĂ€ftigt. Durch die Arbeit der Staatssicherheit konnten zahlreiche EnthĂŒllungen gegenĂŒber ranghohen BRD-Politikern gelingen. Ein Höhepunkt dieser Arbeit stellte das 1965 erschienene Braunbuch ĂŒber 1000 Kriegs- und Naziverbrecher in Staat, Wirtschaft, Armee, Verwaltung, Justiz und Wissenschaft der Bundesrepublik dar.[30] Der bĂŒrgerliche Historiker Götz Aly geht von einer Fehlerquote von nur 1% in den Recherchen aus.[31] In der Bundesrepublik wurde das Buch verboten. Derartige Recherchen nutzte die Staatssicherheit, um in SonderfĂ€llen auch Personen ĂŒber die Grenze der DDR zu entfĂŒhren und vor ein Gericht zu stellen.[32]
Der Antifaschismus der DDR war fest mit den Prinzipien der Völkerfreundschaft und internationalen SolidaritĂ€t verbunden. Die SolidaritĂ€tsbewegung fĂŒr Chile beweist das Zusammenwirken von Sicherheitsorganen und Massenorganisationen im antifaschistischen Kampf. Als Chile 1973 von einem faschistischen Putsch unter der FĂŒhrung Augusto Pinochets erschĂŒttert wurde litten tausende Antifaschisten unter Verfolgung, Haft und Folter. WĂ€hrend Mitarbeiter der Staatssicherheit zahlreichen verfolgten Antifaschisten zur Flucht verhalfen, fĂŒllten SolidaritĂ€tsdemonstrationen die StĂ€dte der DDR.[33] Begleitet wurde die antifaschistische SolidaritĂ€tskampagne mit dutzenden Zeitungsartikeln und spĂ€ter Filmen der DEFA, um umfangreich ĂŒber den Putsch in Chile aufzuklĂ€ren.[34] Auf der anderen Seite des antifaschistischen Schutzwalls lobte CSU-Vorsitzender Franz Josef StrauĂ den Mordterror des Pinochet-Regimes: âAngesichts des Chaos, das in Chile geherrscht hat, erhĂ€lt das Wort Ordnung fĂŒr die Chilenen plötzlich wieder einen sĂŒĂen Klang.â[35] WestdeutscheBND-Agenten mit SS-Hintergrund leiteten Folterlager in Chile und unterstĂŒtzten die Verfolgungen und Ermordungen von Regimegegnern.[36] Der DDR-Antifaschismus war fest verbunden mit den Prinzipien der Völkerfreundschaft, sowie der praktischen und gelebten internationalen SolidaritĂ€t. Das beweisen darĂŒber hinaus die SolidaritĂ€tskampagnen fĂŒr Nelson Mandela und Angela Davis, aber auch die UnterstĂŒtzung des Kampfes griechischer und portugiesischer Antifaschisten gegen ihre reaktionĂ€ren MilitĂ€rdiktaturen.[37] Die Familien verfolgter griechischer Antifaschisten fanden in der DDR Schutz und Zuflucht, und konnten sich bspw. im âKomitee Freies Griechenlandâ organisieren.[38]
In der gesamten Zeit ihres Bestehens, insbesondere vor der Grenzsicherung vom 13.August 1961, war die DDR von zahlreichen faschistischen Umtrieben und Aktionen betroffen. Besonders hervorzuheben sind hierbei die Machenschaften der âKampfgruppe gegen Unmenschlichkeitâ (KGU) und der âBund Deutscher Jugendâ (BDJ).
Die KGU wurde vom amerikanischen Geheimdienst, sowie der Organisation Gehlen (eine von der SS durchsetzten VorlĂ€uferstruktur des BND) in der BRD aufgebaut und sollte in der DDR operieren. Koordinierung und Planung fanden gröĂtenteils in Westberlin statt. In der Leitung der Kampfgruppe tummelten sich Nazis, wie der ehemalige General der Waffen-SS Sievers. Finanzielle Zuwendungen erhielt die Gruppe bspw. aus der Ford Foundation.[39] Sie rekrutierten sich dabei nicht nur aus den Reihen von Faschisten, sondern konnten auch zahlreiche Antikommunisten und DDR-BĂŒrger in ihr breites Netzwerk integrieren. Die Arbeit des KGU bestand aus MilitĂ€r- und Industriespionage und Sabotageaktionen wie BrandanschlĂ€gen, SprengstoffanschlĂ€gen, oder dem Vertrieb gefĂ€lschter GeschĂ€ftsbriefe. Auch Terror gegen Einzelpersonen und Drohungen gegen FunktionĂ€re der SED standen auf der Tagesordnung.[40] Beispielsweise wurden Wahlveranstaltungen der Parteien des antifaschistischen Blocks gestört und angegriffen. Als anlĂ€sslich der Weltfestspiele der Jugend 1951 tausende Demokraten und Antifaschisten, samt 204 internationalen Delegationen, die StraĂen Berlins fĂŒllten schlug die KGU wieder mit Angriffen, Störaktionen und Hetzflyern zu.[41] Mit dem BDJ teilten die Gruppe sich ihre revanchistische und aggressiv antikommunistische Grundhaltung, die zu diesem Terror fĂŒhrte.
Der Bund deutscher Jugend (BDJ) wurde vom amerikanischen Geheimdienst im Kampf gegen die DDR aufgebaut und finanziert. Auf den Treffen des BDJ traten auch Bundestagsabgeordnete von FDP und CDU auf. Diese von Altnazis geleitete Jugendorganisationen ĂŒbertrumpfte die Kampfgruppen gegen Unmenschlichkeit in ihrem radikalen Antisemitismus und ihrem offenen positiven Bezug auf den Hitlerfaschismus. Die Gruppe griff unter anderem Synagogen, Juden und Antifaschisten in der BRD an und rĂŒstet zum Kampf gegen die DDR. Im April 1951 wurde eine Untergrundabteilung des BDJ gegrĂŒndet, die sich den Namen âTechnischer Dienstâ (TD) gab. Er hatte den Zweck, eine bewaffnete Widerstandsbewegung gegen âden Bolschewismusâ parallel zum BDJ aufzubauen und Terror gegen die DDR zu verĂŒben. Binnen weniger Wochen entstand bundesweit eine paramilitĂ€rische Struktur mit schwerpunktmĂ€Ăiger âPartisanen-Schulungâ, die zusammen mit US-amerikanischen Dienststellen durchgefĂŒhrt wurde. Der BDJ war eine von vielen faschistischen Stay-Behind-Organisationen die in der BRD aufgebaut wurden.[42] Stay-Behind-Organisationen waren geheime Netzwerke, die in Westeuropa eingerichtet wurden, um im Falle eines Krieges Sabotage und Terror zur verĂŒben,- sie werden auch als NATO-Geheimarmeen bezeichnet. Besondere Bekanntheit erlangte die 600 Mann starke âWehrsportgruppe Hoffmannâ, die verschiedene MordanschlĂ€ge verĂŒbte.[43]
Es waren faschistische Gruppen wie diese, welche am 17. Juni 1953 die Proteste von Teilen der DDR-Bevölkerung gegen die Normerhöhungen instrumentalisierten und eskalierten. Der von vielen westdeutschen Politikern lang ersehnte âTag Xâ war zum Greifen nah.[44] Faschisten und Provokateure, vorrangig aus Westberlin, plĂŒnderten und zerstörten GeschĂ€fte, Buchhandlungen, StraĂenzĂŒge und ParteibĂŒros. Sie machten auch vor Brandstiftungen in Fabriken und Einkaufszentren keinen Halt.[45] WĂ€hrend Buchhandlungen gestĂŒrmt und öffentlich BĂŒcher und Fahnen verbrannt wurden, kam es zu StĂŒrmungen und Freilassungsaktionen in GefĂ€ngnissen. Verurteilte Faschisten, wie die Kommandeurin des Konzentrationslagers RavensbrĂŒck, Erna Dorn, waren wieder auf freiem FuĂ.[46] Bertolt Brecht berichtet in seinem Brief an Peter Suhrkamp wie letztere aufhetzende Reden auf dem Marktplatz von Halle hielt. Auf die wenigen noch lebenden Juden wurden Ăberfalle verĂŒbt, so Brecht.
Aber Brecht berichtet auch, wie Teile der Bevölkerung versuchten, Faschisten, die das Deutschlandlied sangen, mit der Internationale zu ĂŒberstimmen.[47] Und tatsĂ€chlich kam es am 17. Juni zu einer Vielzahl antifaschistischer Gegenwehr und Selbstschutzaktionen. Jugendliche bildeten spontane Komitees, um ihre LehrwerkstĂ€tten oder FDJ-Einrichtungen zu schĂŒtzen und stellten sich Randalierern und Provokateuren in den Weg. Faschisten die âHeil Hitlerâ rufend oder das âHorst Wessel Liedâ singend durch die StraĂen zogen wurden von der Bevölkerung aufgehalten oder Niedergerungen. Zahlreiche Augenzeugenberichte in der jungen Welt und weiteren Zeitungen schilderten diese Verbrechen und die Gegenwehr aus Teilen der DDR-Bevölkerung.[48] In Reaktion auf diese Proteste, die durch faschistische Umtriebe zu einem Putschversuch instrumentalisiert wurden, entschloss sich die DDR-FĂŒhrung noch im Jahr 1953 zur GrĂŒndung von Kampfgruppen der Arbeiterklasse. Diese bewaffneten Einheiten wurden auf Grundlage eines klar definierten antifaschistischen Programms gebildet und spielten in den folgenden Jahrzehnten eine wichtige Rolle bei der Sicherung der antifaschistischen Ordnung in der DDR.
Wie war es um den Antifaschismus in dem Staat bestellt der sich 1990 die DDR einverleibte?
Das Bundesverfassungsgericht fand im Jahr 1972 eine erschreckend eindeutige Antwort auf die Frage: âDas Grundgesetz geht davon aus, âdass das Deutsche Reich den Zusammenbruch 1945 ĂŒberdauert hat und weder mit der Kapitulation noch durch AusĂŒbung fremder Staatsgewalt in Deutschland durch die alliierten OkkupationsmĂ€chte noch spĂ€ter untergegangen istâ. Mit der Errichtung der Bundesrepublik Deutschland wurde nicht ein neuer westdeutscher Staat gegrĂŒndet, sondern âein Teil Deutschlands neu organisiert [âŠ]. Die Bundesrepublik Deutschland ist also nicht âRechtsnachfolgerâ des Deutschen Reiches, sondern als Staat identisch mit dem Staat âDeutsches Reichâ, â in Bezug auf seine rĂ€umliche Ausdehnung allerdings âteilidentischâ, so dass insoweit die IdentitĂ€t keine AusschlieĂlichkeit beansprucht.â[49]
Das Bundesverfassungsgericht selbst, stellte also fest, dass die Bundesrepublik Deutschland nicht einfach ein Nachfolger des Hitlerreiches darstellt, sondern in seiner historischen, politischen und juristischen KontinuitÀt steht.
Der imperialistische und militaristische Staatsapparat verlieh sich zwar mit dem Grundgesetz ein neues bĂŒrgerlich-demokratisches Antlitz, an umfangreiche Entnazifizierungen und Enteignungen dachte allerdings niemand in der westlichen Besatzungszone. Vielmehr stiegen alte SS-Mörder und Nazi-Wissenschaftler weit in den RĂ€ngen der Bundeswehr, des Geheimdienstes und der UniversitĂ€ten auf.[50] Die Monopole und Kriegstreiber behielten ihre Macht. Antimonopolistische Stimmen in der CDU wurden kaltgestellt und Massenproteste gegen Westanbindung, AufrĂŒstung und Fortsetzung der kapitalistischen Orientierung hart bekĂ€mpft. Vom Generalstreik 1948, dem gröĂten Streik in der Geschichte Deutschlands, weiĂ heute kaum noch jemand. 9 Millionen Menschen in der britischen und amerikanischen Besatzungszone demonstrierten fĂŒr gesellschaftliche Mitbestimmung, Enteignung der SchlĂŒsselindustrien und eine Demokratisierung der Wirtschaft.[51]
Entgegen dieser Forderung wurde die Macht der Monopole restauriert. Die spĂ€tere Bundesrepublik erfuhr kaum Demontage, noch musste sie bedeutende EntschĂ€digungen zahlen. WĂ€hrend die BRD ihre EntschĂ€digungszahlen unter anderem mit Waffenlieferungen an Israel im Wert von 240 Millionen Euro abglich, zahlte die DDR alleine sĂ€mtliche Reparationen an Polen und die Sowjetunion.[52] Die Westalliierten verzichteten auf gröĂere ReparationsansprĂŒche gegenĂŒber der Bundesrepublik, um sie nicht weiter zu schwĂ€chen. Mithilfe von tausenden ehemaligen und unbelehrbaren Nazis in den Reihen von CDU/CSU und FDP sollte die BRD zur antibolschewistischen Speerspitze gegen den Sozialismus aufgebaut werden.[53] Die BRD zahlte Reparationen in der Höhe von 3% ihrer IndustriekapazitĂ€t, wĂ€hrend die DDR sie mit dem zehnfachen Wert ĂŒbertraf. Unterdessen machte die USA Westeuropa, und vor allem die BRD, mit dem Marshallplan fit fĂŒr die Aggression gegen den sozialistischen Block. Schon 1948 beauftragte Adenauer ehemalige WehrmachtsgenerĂ€le mit Studien zum Aufbau einer europĂ€ischen Armee. Der âManteuffel-Planâ schlug nur ein Jahr spĂ€ter die Aufstellung einer 600.000 Mann starken StoĂarmee fĂŒr den Kampf gegen die Sowjetunion vor. Die PlĂ€ne wurden noch im selben Jahr mit Vertretern im US-ReprĂ€sentantenhaus diskutiert.[54]
Die BesatzungsmĂ€chte zögerten GrĂŒndungen von demokratischen und antifaschistischen Parteien hinaus, wĂ€hrend sie die Bildung von UnternehmerverbĂ€nden unterstĂŒtzten. Die SchlĂŒsselpositionen in Staat und Wirtschaft wurden mit 300 ReprĂ€sentanten von Monopolunternehmen wie der Flick AG, der Deutschen Bank, der Thyssen AG usw. besetzt.[55]
Die in ihr absolutes Gegenteil umgekehrten EntnazifizierungsmaĂnahmen, stieĂen selbst bei Teilen des amerikanischen MilitĂ€rs auf Kritik. Der MilitĂ€rgouverneur der amerikanischen Besatzungszone, General Lucius Clay, zeigte sich 1946 enttĂ€uscht: âEs wird mehr und mehr offenbar, dass das ganze Verfahren dazu benutzt wird, um so viele wie möglich ihren alten Berufen wiederzugeben, anstatt die Schuldigen festzustellen und ihrer Strafe zuzufĂŒhren.â[56] Alte Nazis konnten sich entweder mit korrekt ausgefĂŒllten Fragebögen (sogenannten Persilscheinen) oder sich mit 2 BĂŒrgen im GepĂ€ck vor den vielen Spruchkammern selbst freisprechen.[57] Selbst wenn man die Zahl des bĂŒrgerlichen Historikers Wolfgang Benz heranzieht, der von 140.000 entlassenen Altnazis spricht, ist diese Zahl nichtig.[58] Denn im 1951 erlassenen Gesetz 131 wurden alle Personen, die bis zum 8. Mai 1945 im öffentlichen Dienst arbeiteten, rehabilitiert und wiedereingestellt.[59] Dieses Gesetz war angesichts einer Adenauer Regierung, in der 16 von 25 StaatssekretĂ€ren eine schwer belastete faschistische Vergangenheit hatten nicht verwunderlich.[60] Im nie entnazifizierten Justizsystem ging die Strafverfolgung von Nazis und Kriegsverbrechern immer deutlicher in die Richtung flĂ€chendeckender Amnestie und sogar EntschĂ€digung.[61] Nur ein Jahr zuvor im September 1950 beschloss die Bundesregierung Mitglieder der KPD oder der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) aus dem öffentlichen Dienst zu suspendieren,- die Mitgliedschaft wĂ€re mit den Dienstpflichten unvereinbar.[62] Das umfassende Verbot des VVN platzte 1962, weil die braune Vergangenheit der Richter und des Staatsanwaltes schlieĂlich ans Licht kam und die Regierung dann doch den internationalen Skandal fĂŒrchtete. Zu diesem Zeitpunkt waren die FDJ und KPD schon lĂ€ngst von alten Nazi Richtern verboten und ihre Mitglieder verhaftet worden.
Die personellen KontinuitĂ€ten im Staatsapparat der BRD waren gravierend: Noch Ende der 1960er Jahre hatten 75 Prozent der Mitarbeiter des BKA eine NSDAP-Mitgliedschaft, und 50 Prozent waren ehemalige SS-Mitglieder. In der FĂŒhrungsebene des Justizministeriums lag die NSDAP-Quote 1966 bei 66 Prozent.[63]
Genau dieser neofaschistischen Bewegung in der Bundesrepublik wollen wir uns im Folgenden widmen, um besser zu verstehen, welche KrÀfte ab 1990 auf den Osten Deutschlands einwirken und welche KontinuitÀten des Neofaschismus bis heute fortbestehen.
Warum widmen wir uns der Neuen Rechten in Westdeutschland, wenn wir doch den Neofaschismus in Ostdeutschland verstehen wollen? Weil hier politische KrÀfte aufgebaut wurden die bis heute Gewalt und Chauvinismus verbreiten: Im Ostdeutschland der 1990er und der Bundesrepublik im Allgemeinen wirken sie damals wie heute und stÀrker denn je. Eine BeschÀftigung mit der Geschichte rechter und neofaschistischer Parteien deckt auf, wie diese immer wieder aus der CDU hervorgehen und von Beginn an bestens in die herrschende Klasse integriert sind, und zwar finanziell, aber auch durch Netzwerke und Kontakte.
Nach 1945 wirkten neofaschistische KrĂ€fte nicht nur innerhalb des Staatsapparates, der Bundeswehr und der Polizei, sondern auch in breiten gesellschaftlichen Organisationen. Die 1949 gegrĂŒndete Sozialistische Reichspartei (SRP) ĂŒbernahm die NSDAP Programmatik nahezu wortgemĂ€Ă, wĂ€hrend die 1964 gegrĂŒndete NPD gemĂ€Ăigter auftrat. Das Verbot der SRP 1952, diente dabei als juristische Blaupause fĂŒr das KPD-Verbot. Die SRP-Mitglieder konnten sich umgehend als Deutsche Reichspartei neu aufstellen.[64]
Die NPD achtete trotz, und vielleicht gerade wegen, ihrer dutzenden Nazi-Biografien darauf einen âgesitteten Konservatismusâ zu vertreten. Die Partei hielt dabei gute und persönliche Kontakte zur CDU/CSU und lies sich vom Bonner Verteidigungsministerium, sowie Teilen der BundeswehrfĂŒhrung finanzieren.[65]
Die ideologische Basis dieser neofaschistischen Strömungen wurde von intellektuellen Zirkeln wie dem 1949 gegrĂŒndeten âDeutschen Kulturwerk EuropĂ€ischen Geistesâ mit rund 3.000 Mitgliedern gestĂ€rkt. Die ab 1960 offen mit der NPD kooperierende Kaderschmiede und VerlagsstĂ€tte erhielt finanzielle ZusprĂŒche vom Bundesverband der deutschen Industrie.[66] Dieser entlang der CDU/CSU organisierte Neofaschismus hatte seine Massenbasis lange Zeit in verschiedenen SS- und Wehrmachts-Traditionsvereinen und im erzreaktionĂ€ren und revanchistischen âBund der Vertriebenenâ, der eigenen Angaben zufolge 2 Millionen Mitglieder zĂ€hlte.[67] In weiteren VerbĂ€nden und Landsmannschaften tummelten sich CDU-Bundestagsabgeordnete gleichermaĂen wie alte SS-Offiziere. Wobei ohnehin CDU-Mitgliedschaft und gleichzeitige SS-Vergangenheit keine Seltenheit waren.[68] Die SS-TraditionsverbĂ€nde zĂ€hlten 40.000 Mitglieder,- unter ihnen waren auch viele Bundeswehr-Offiziere.[69]
Ab den 1970er Jahren vollzog sich in diesen Kreisen ein erkennbarer Wandel, der zur Geburtsstunde der âNeuen Rechtenâ wurde. Mit dem Regierungsantritt der Sozialliberalen Koalition von SPD und FDP, sowie den Studentenprotesten von 1968/69, geriet einige Dynamik in die Reihen dieser neofaschistischen Strukturen. Die NPD war in nahezu allen Landtagen vertreten und verfehlte 1969 den Einzug in den Bundestag nur knapp,- scharfe Diskussionen und Abspaltungen waren die Folge.[70] 1971 war die Partei bereits auf die HĂ€lfte ihrer Mitglieder (14.000) geschrumpft und deutlich stĂ€rker vom offen neofaschistischen FlĂŒgel der Partei dominiert. Damit einher ging das schlechte Image der Partei als extremistische Splittergruppe.[71]
Um die SPD und FDP, aber auch die CDU selbst unter Druck zu setzen inspirierte Franz Joseph StrauĂ (CSU) 1971 die GrĂŒndung der neofaschistischen Deutschen Volksunion (DVU).[72] Schon ein Jahr zuvor Ă€uĂerte sich StrauĂ in Bezug auf das CDU-NPD VerhĂ€ltnis wie folgt: âMan muĂ sich der nationalen KrĂ€fte bedienen, auch wenn sie noch so reaktionĂ€r sind. Hinterher ist es immer möglich, sie elegant abzuservieren. Denn mit Hilfstruppen darf man nicht zimperlich seinâ.[73] Nur brauchten diese Hilfstruppen einen neuen Anstrich. Die politische Mission dieser neuen Bewegung brachte die Zeitung âNation Europaâ folgend auf den Punkt: âDie deutsche Rechte insgesamt ist zur Zeit ein ziemlich desolater Haufen, der – will er nicht warten, bis das Rad der Weltgeschichte endlich auch einmal griffbereit an ihm vorbeischwingt – erst wieder Tritt fassen kann, wenn er es zu einer vernĂŒnftigen Konzeption in theoretischer und strategischer Hinsicht gebracht hat.“[74] Im Zuge der DVU-GrĂŒndung entwickelte die neofaschistische Bewegung der 1970er zunehmend eine Selbstkritik ihrer Strategie, Taktik und ihres Auftretens.
Faschistische Gruppen und Arbeitskreise wie das âjunge Forumâ in Hamburg und die âInitiative der Jugendâ in Berlin beschĂ€ftigten sich schon bereits lĂ€nger mit dem âTheoriedefizitâ in den Reihen ihrer Bewegung und drĂ€ngten auf eine intellektuelle Neuorientierung.[75] Diese neue Generation stand in festen Austausch zu Gleichgesinnten und ihren Organisationen in ganz Europa. Auf sogenannten âJungeuropaâ-Konferenzen und Schulungen vernetzten sich ab den spĂ€ten 1960ern vorrangig spanische, portugiesische, französische, britische und deutsche Faschisten.[76]
Derartige Initiativen zur Neuorientierung einer rechten Avantgarde wurden zunehmend aus dem rechten Rand von CDU und CSU unterstĂŒtzt. Die Streitigkeiten in der NPD um einen nationalkonservativen Kurs entgegen dem Willen militanter Gruppierungen sorgte fĂŒr RichtungskĂ€mpfe und Unklarheiten, die letztlich zur anhaltenden Krise der NPD fĂŒhren sollten und gleichzeitig den Aufstieg der DVU unterstĂŒtzten.
Der sowjetische Historiker Frumkin offenbart im VerhĂ€ltnis NPD-CDU/CSU eine interessante historische KontinuitĂ€t: âTrotz der MiĂerfolge und Niederlagen der Neonazis in den letzten Jahren braucht das Monopolkapital der BRD die NPD und die anderen neonazistischen Gruppierungen. Und vor allem werden sie von der CDU/CSU benötigt, der politischen Hauptpartei der aggressiven Kreise des Monopolkapitals in der BRD. Die NPD funktionierte schon als âStoĂtrupp der CDU/CSU“, als diese an der Spitze der Bonner Regierung standen. CDU/CSU konnten immer weiter nach rechts rĂŒcken und sich den Anschein geben, als wollten sie die âgemĂ€Ăigte“ und âliberale“ Linie gegen den âExtremismus“ und âĂŒbertriebenen“ Nationalismus der NPD verteidigen.â[77] Auch in dieser Hinsicht benötigten CDU und CSU neue, weniger verbrauchte politische KrĂ€fte.
Der Neofaschismus vollzog ab den 1970ern zunehmend eine ideologische Modernisierung ihrer Leitlinien. Die wesentliche ideologische Entwicklung bestand dabei in einer Retuschierung der ânationalsozialistischenâ Ideologie durch eine Zuwendung zu prĂ€faschistischen Ideen.[78] Grundlegende weltanschauliche Prinzipien wurden mit Elementen aus dem traditionellen faschistischen Denken sowie Theorien der bĂŒrgerlichen Soziologie, Politikwissenschaft, Anthropologie und PĂ€dagogik kombiniert.[79] Mit BezĂŒgen auf Ideologen der Konservativen Revolution wie Ernst JĂŒnger, Oswald Sprengler, Arthur Moeller van den Bruck und Carl Schmitt lieĂ sich scheinbare Distanz zu einem offenen Hitler-Bezug herstellen. Sie alle waren als Intellektuelle in der Weimarer Republik tĂ€tig, verfassten zahlreiche BĂŒcher und Denkschriften, die sich die BefĂŒrwortung nationalistischer und völkischer Expansionspolitik teilten. Sie verknĂŒpften nationale StĂ€rke, Einheit und Kultur mit Vorstellungen von Kampf, Raum und Macht, die in der Lebensraum-Ideologie der Faschisten aufgegriffen und radikalisiert wurden. Dabei kultivierten sie bereits die ersten Ideale des Nazi-Militarismus.
Eine SchlĂŒsselfigur bei der ideologischen Neuformierung der neofaschistischen Bewegung war der Schweizer Armin Mohler. Mit seiner Dissertation âDie Konservative Revolution in Deutschland 1918â1932â (1950) legte er einen der wichtigsten Grundlagentexte fĂŒr die Neue Rechte vor. Mohler, der 1942 aus der Schweizer Armee desertierte, um sich der Waffen-SS anzuschlieĂen, schuf eine ideologische Tradition, die sich vom historischen âNationalsozialismusâ abgrenzte, ohne jedoch die faschistischen Ideen aufzugeben.[80] Er betrieb eine Ehrenrettung des Faschismus und machte Konzepte populĂ€r, die wir bis heute von der Neuen Rechten kennen: Bewaffnung der Sprache, Metapolitik und Arbeit im vorpolitischen Raum. SpĂ€ter mehr dazu.
Nach dem Krieg engagierte Mohler sich als PrivatsekretĂ€r von Ernst JĂŒnger und blieb zeit seines Lebens in engem Kontakt mit Carl Schmitt.[81] Mohlers Ideen schienen schnell Anklang in herrschenden Kreisen zu finden: Ab den 1960ern holt ihn die Siemens-Stiftung als Vorsitzenden ins Boot. Als regelmĂ€Ăiger Autor fĂŒr Zeitungen wie die Zeit oder die Welt erlangte Mohler erheblichen Einfluss auf den westdeutschen Konservatismus. Ăber seine Kontakte zu Franz Josef StrauĂ verfĂŒgte er zeitweise ĂŒber einen direkten Zugang zur BRD-Politik.[82] Alle gröĂeren Parteien, Verlage und Arbeitskreise, die der Neuen Rechten nahestanden, trugen spĂ€ter seine ideologische Handschrift. Sein Einfluss reichte tief hinein in die FĂŒhrungsriegen der Deutschen Volksunion (DVU) und Republikaner (REP). In der Criticon oder der jungen Freiheit schrieb er nicht nur regelmĂ€Ăig, sondern leistete auch Aufbauhilfe. Der Mohler-begeisterte Verleger und neurechte Stratege Götz Kubitschek bezeichnete ihn spĂ€ter als âVordenker und Mentor unseres politischen Milieusâ.[83] Es ist fraglich ob Mohler ohne das Kapital des ehemaligen Zwangsarbeitskonzerns Siemens so weit gekommen wĂ€re,- in der Stiftung zog er noch bis 1985 die FĂ€den und scharte zahlreiche Gleichgesinnte um sich.[84]
Was ist nun das Neue an dieser Neuen Rechten? Der sowjetische Historiker Frumkin stellt fest: âDie Lehre der âkonservativen Revolution“ richtete sich in erster Linie gegen die Ideologie der Arbeiterklasse, gegen den Marxismus. Sie lehnte aber jede Demokratie, auch die bĂŒrgerliche, jeden Parlamentarismus und Liberalismus, alle humanistischen Gleichheitsideen der AufklĂ€rung und der französischen bĂŒrgerlichen Revolution, jeden Glauben an Menschenverstand und gesellschaftlichen Fortschritt rundweg ab.â[85] In diesen rassistischen Ideen einer klaren Ordnung der Völker, von biologisch ĂŒberlegenen Rassen, LebensrĂ€umen und einer völkischen Reinkultur tauchen bereits die VersatzstĂŒcke der faschistischen Ideologie auf.
Was die Faschismusforschung der DDR und Sowjetunion bereits als ideologische Modernisierung erkannten und wir heute als Neue Rechte bezeichnen ist ein integraler der neofaschistischen Bewegung. Intellektuelle, Neurechte Denkfabriken und Organisationen der Konservativen Revolution sind objektiv Teil der gleichen politischen Bewegung die auch neofaschistische SchlÀgerbanden und nationalrevolutionÀre Kleingruppen hervorbringt. Die Neue Rechte arbeitete gezielt in die Reihen des westdeutschen Konservatismus und bewegte sich in der Grauzone zwischen faschistischer Bewegung, Konservatismus und Liberalismus. Die Ideologie der Neuen Rechten ist eindeutig neofaschistisch.
Entlang des politischen Werdegangs der Deutschen Volksunion und der Republikaner können wir das plastischer machen. Sie waren neben der NPD die ersten beiden gröĂeren Projekte zur Rehabilitierung einer faschistischen Partei in Deutschland.
Die Deutsche Volksunion (DVU) wurde als Sammlungsbewegung genau dieser ideologischen Linie hochgezĂŒchtet. Gerhard Frey, ihr GrĂŒnder, Geldgeber und politischer FĂŒhrer, war der perfekte Kandidat fĂŒr ein solches Projekt. Er pflegte enge Beziehungen zur CSU und Franz Joseph StrauĂ und war durch sein millionenschweres Verlagsimperium wohlwollend in die Kreise des deutschen Kapitals integriert.[86] Sein Beziehungsgeflecht reichte von BND-GrĂŒnder Reinhard Gehlen bis zum BRD-Innenminister Seidl. Mit dem ab 1969 einsetzenden AbwĂ€rtskurs der NPD und Sammlungsbewegungen wie Aktion Widerstand (viele gingen wieder zur CDU ĂŒber) erkannten Gerhard Frey und seine Netzwerke die Gunst der Stunde. Frey beklagte, dass beide Organisationen âzu engâ angelegt gewesen seien und sprach sich fĂŒr eine offenere Partei aus. Die DVU-Mitgliederzeitung schrieb 1971: âLetzter Anlass fĂŒr die GrĂŒndung war die sich steigernde Kapitulationspolitik der roten Regierung gegenĂŒber dem Osten, insbesondere die VertrĂ€ge von Moskau und Warschau ⊠Die DVU ist keine Partei. Sie will alle verfassungstreuen KrĂ€fte von mitte bis rechts zusammenfĂŒhrenâ[87] Die rechtskonservative Stahlhelmfraktion innerhalb der Union versprach sich von der DVU-GrĂŒndung einen stĂ€ndigen revanchistischen und extremen antikommunistischen Druck auf CDU und CSU. An der GrĂŒndungskonferenz beteiligten sich mehrere NPD, CDU und CSU-Mitglieder und zahlreiche Altnazis.[88] Mit der offen neofaschistischen Aktion Widerstand, kam es zuvor zu Absprachen. Sie begrĂŒĂten die GrĂŒndung, da sie in der DVU gröĂere Möglichkeiten sahen âins bĂŒrgerliche Lager zu wirkenâ.[89] Die aus der Aktion Widerstand stammenden Verleger der Zeitschrift Mut wandelten ihr Organ schrittweise zu einer nationalkonservativen neurechten Zeitschrift um, in der fortan auch CDU-Mitglieder publizierten. Selbst Helmut Kohl verfasste fĂŒr die Zeitung einen wohlwollenden Leserbrief und gab sich als regelmĂ€Ăiger Leser zu erkennen.[90] Die DVU war mit ihrem Programm die erste gröĂere politische Kraft, die ihre Politik im Sinne der Konservativen Revolution antrat. Die Kampagnen der DVU, fĂŒr die man sich intellektuelle Rechte aus ganz Europa einlud, wurden zu einem zentralen Bindeglied hinein in liberal-konservative Kreise.
Die Deutsche Volksunion konnte sich durch die umfangreichen finanziellen Mittel und Netzwerke Freys bestĂ€ndig formieren und ab 1976 zu einer festen politischen Kraft heranwachsen. In den 1980er Jahren sollte die Partei auf eine MitgliederstĂ€rke von anfĂ€nglichen 15.000 bis 25.000 ansteigen und in den 1990ern erste gröĂere Wahlerfolge verzeichnen. An den Positionen der DVU zu Fragen der Migration, Europapolitik und dem VerhĂ€ltnis zum deutschen Faschismus im Sinne einer SchuldkultbekĂ€mpfung wird die programmatische NĂ€he zur heutigen AfD deutlich.[91]
Mit dem Niedergang der sozialliberalen Regierung und dem neuen Antritt der CDU/CSU im Jahr 1982/83 entstand 10 Jahre nach der DVU-GrĂŒndung ein neuer Impuls. Der radikal-antikommunistische rechte FlĂŒgel der CDU war entsetzt ĂŒber die von Franz Joseph StrauĂ bewilligten Milliardenkredite an die DDR und den vermeintlichen Linkskurs in der CDU/CSU. Dies fĂŒhrte 1983 zur GrĂŒndung der Republikaner durch die CSU-Mitglieder Ekkehard Voigt und Franz Handlos.[92] Ein weiteres GrĂŒndungsmitglied, der Fernsehmoderator Franz Schönhuber, war 1981 wegen beschönigender Aussagen zur Waffen-SS aus dem Dienst entlassen wurden.[93] In den Jahren zwischen 1985 bis 1989 kletterte die Mitgliederzahl der Republikaner von 2.500 auf 25.000 und die Partei zog in mehrere Landtage ein.[94]
Der Konservatismus in der Partei wurde zunehmend um nationalistische und revanchistische Ideen ergĂ€nzt. Hinter dieser Entwicklung standen die Politik Schönhubers und die Denkfabrik Deutschlandrat. Der Deutschlandrat entstand auf Initiative Armin Mohlers als Arbeitsgruppe der millionenschweren Siemens-Stiftung.[95] Vorsitzender Franz Schönhuber konnte sich mit seinem Kurs der UnterstĂŒtzung aus den Reihen der Mitgliederstarken VertriebenenverbĂ€nde sicher sein und die Partei fĂŒr zahlreiche Neofaschisten öffnen.[96] Auch hier entstand eine interessante Parallele zur AfD, die ebenfalls als konservative Korrektur zur CDU entstand und sich anschlieĂend immer tiefer ins neofaschistische Spektrum bewegte. Auch hier hatte eine Neurechte Denkfabrik entscheidenden Einfluss: das Institut fĂŒr Staatspolitik. Ohne solche Denkfabriken wĂ€re die Neue Rechte der Bundesrepublik kaum denkbar. Sie schulen FunktionĂ€re und Kader, organisieren Strategien und Taktiken und knĂŒpfen breite Netzwerke.
Eine nennenswerte Entwicklung dieser Neuorientierung in der neofaschistischen Bewegung war die GrĂŒndung des Thule Seminars im Jahr 1980. Die von Pierre Krebs und dem Verlegerehepaar Grabert in Kassel gegrĂŒndete Denkfabrik versammelte zahlreiche Mitglieder von CDU/CSU, NPD und DVU mit dem Ziel Strategiedebatten âzur Erringung der kulturellen Hegemonieâ zu fĂŒhren und eine âKulturrevolution von rechtsâ durchzufĂŒhren.[97] Neben dem Thule Seminar fungierte die Zeitschrift Criticon als Theorieorgan fĂŒr rechtskonservative und neofaschistische Intellektuelle.[98]
Im Zusammenhang mit diesen neuen Entwicklungen entstand 1986 ein weiteres wichtiges Organ zur Debatte und strategischen Orientierung: die junge Freiheit. Die Zeitung richtete sich vorrangig an studentische Kreise und widmete sich âAktivitĂ€ten im nationalkonservativen vorpolitischen Raumâ.[99] Sie vollzog damit den Spagat zwischen Konservatismus und neofaschistischen Kreisen. Auch die GrĂŒnder des Instituts fĂŒr Staatspolitik Karl Heinz Weitzmann und Götz Kubitschek schrieben regelmĂ€Ăig fĂŒr die Junge Freiheit, welche ab den 1990ern auch SommeruniversitĂ€ten organisierte. Heute sind zahlreiche Mitglieder und Sprecher der AfD ehemalige Autoren des Blattes.[100] Der CDU-Stahlhelmer und spĂ€tere AfD-Bundessprecher Alexander Gauland offenbarte in einem Interview: âWer die AfD verstehen will, muss die ,Junge Freiheitâ lesen.â[101]
Durch den Aufschwung der Neuen Rechten wurde im Theorieorgan Criticon breit darĂŒber diskutiert, wie Parteien wie die Deutsche Volksunion (DVU) und Die Republikaner dazu beitragen können, vermehrt Einfluss auf den Konservatismus in Deutschland zu nehmen. DarĂŒber hinaus wurden Bestrebungen zur Formierung einer geeinten Partei diskutiert, wodurch der Blick zahlreicher Autoren auch vermehrt auf die Republikaner fiel. 1989 formulierte der Neurechte Ideengeber Karl-Heinz WeiĂmann: âIn dieser Perspektive erscheinen die Republikaner eher als erster Aggregatzustand einer kĂŒnftigen konservativen Basisbewegung, die innerhalb und auĂerhalb des parlamentarischen Raumes agieren muss.“[102]
Die neofaschistische Bewegung war historisch immer entlang des rechten Randes der CDU/CSU organisiert. Die Neue Rechte, ihre Denkfabriken, Parteien und Zeitungsorgane forcierten und bestĂ€rkten diese Orientierung auf konservative und liberale politische Kreise. Die Reorganisierung der neofaschistischen Bewegung bedeutete eine Hinwendung zu den Ideen der Konservativen Revolution und der Strategie des Hineinwirkens in liberale gesellschaftliche Kreise. Projekte wie die Deutsche Volksunion oder die Republikaner, die der CDU/CSU abtrĂŒnnig wurden, sollten die neofaschistische Bewegung politisch reorganisieren, um in das konservativ-liberale Lager hineinzuwirken. DieNeue Rechte der 1970er und 80er warebenso in kleineren Verlagen, Zirkeln und Arbeitskreisen organisiert, um parteipolitisch-unabhĂ€ngig Einfluss nehmen zu können.
Die FĂŒhrung der DVU und der Republikaner waren jederzeit bestens in die Kreise der herrschenden Politik integriert. Auch Teile des deutschen Kapitals standen den Neuen Rechten hilfsbereit zur Seite â die Siemens-Stiftung bot Neofaschisten jahrelang einflussreiche Spitzenposten; die Daimler-Benz-Stiftung finanzierte das neurechte Studienzentrum Weikersheim; auch die Zeitung der NPD wurde durch Inserate von Konzernen wie Bayer und Bertelsmann unterstĂŒtzt.[103] Diese Parteien waren Projekte die man gezielt im Interesse des BRD-Imperialismus und seiner Politik aufbaute. Die antikommunistischen, revanchistischen und faschismusrelativierenden Theorien sollten im nationalistischen Freudentaumel der âWiedervereinigungâ gefragter sein denn je. Im Rahmen der âDDR-Aufarbeitungâ konnten die DDR und ihr Antifaschismus nicht genug geschmĂ€ht werden.
In der BRD zĂ€hlten allein die Mitgliederzahlen der DVU, der Republikaner und der NPD in den 1980er Jahren zusammen etwa 58.000 organisierte AnhĂ€nger neofaschistischen Gedankengutes.[104] Hinzu kommen die Mitglieder der zahlreichen SS- und WehrmachtstraditionsverbĂ€nde sowie der Landsmannschaften und VertriebenenverbĂ€nde und der dutzenden neofaschistischen Kleingruppen. Das Entscheidende ist: Sie alle konnten legal arbeiten und wurden staatlich unterstĂŒtzt. Reinhard Opitz untersucht dieses gesamte Spektrum in seiner Breite und GĂ€nze deutlich genauer. Ein Blick in seine Schrift âFaschismus und Neofaschismusâ lohnt sich also.
Eine Arbeitsgruppe des Institutes fĂŒr Staatspolitik zieht folgendem Schluss: âAllerdings ist schwer vorstellbar, dass es ohne Zusammenbruch des Ostblocks und die Wiedervereinigung Restdeutschlands so rasch zu einer Renaissance der konservativen Rechten gekommen wĂ€re.â[105] Die etablierte BRD-Politik,- seine Medien und Geheimdienste lieferten die nötigen Argumente, Finanzen und Straffreiheiten fĂŒr die Wiedergeburt rechten Terrors und Fremdenhasses.
Bei diesem Thema offenbart die deutsche Medienlandschaft abermals, mit welchem Eifer gegen die DDR gehetzt wird, um sich selbst von den eigenen faschistischen KontinuitĂ€ten in der BRD reinzuwaschen. Die auf ihr Ende zusteuernde DDR sei von Neonazis durchsetzt gewesen. Die Bundeszentrale fĂŒr politische Bildung schreibt von einer âvertuschten Gefahrâ[106], wĂ€hrend der Deutschlandfunk erkannt haben will, dass der Neofaschismus ein hausgemachtes Problem gewesen sei und unter der OberflĂ€che der DDR regelrecht gebrodelt habe.[107] Dabei beziehen sich nahezu alle Artikel prominent auf den Skinhead-Ăberfall auf die Zionskirche im Jahr 1987.
Ziehen wir Bilanz und legen unser Augenmerk auf den Niedergang der DDR. Die immer offeneren Auflösungstendenzen im Sozialismus brachten in den spĂ€ten 1980er Jahren auch vereinzelte neofaschistische AktivitĂ€ten hervor. ZusammenschlĂŒsse von Neonazis vor der Grenzöffnung waren maĂgeblich von faschistischen Strukturen aus der BRD und ihrer Subkultur beeinflusst. Der Aufbau von braunen Netzwerken und Gruppierungen war kaum möglich. Diese, in ihrer Organisierung stark gehinderten, Gruppierungen waren marginal und wurden (wie jegliche faschistische Propaganda) verfolgt.[108] Die GröĂe neofaschistischer ZusammenhĂ€nge ĂŒberstieg kaum die von Kleingruppen mit 10-12 AnhĂ€ngern.[109]
Und dennoch: In Teilen gewaltorientierter FuĂballfans und der ohnehin von Antikommunismus geprĂ€gten âSubkulturâ in der DDR entwickelten sich rassistische und nationalistische Skinhead-Gruppen, nach westlichem Vorbild.[110] Ein verordnetes Schweigen ĂŒber diese Umtriebe gab es nicht. Die Aktuelle Kamera der DDR berichtete beispielsweise umfangreich ĂŒber GrabschĂ€ndungen auf dem jĂŒdischen Friedhof in Ostberlin. Filme wie âUnsere Kinderâ setzten sich mit der entstehenden neofaschistischen Szene auseinander.[111] Der Gerichtsprozess gegen die neofaschistischen SchlĂ€ger von der Zionskirche wurde sowohl medial als auch öffentlich begleitet.[112]
Die Behörden der DDR, die mit Abteilungen in der Staatssicherheit solche Umtriebe genau beobachteten, reagierten umgehend mit RepressionsmaĂnahmen. Allein im Jahr 1988 wurden 94 Skinheads fĂŒr ihre Hetze und Fremdenfeindlichkeit verhaftet, und eine Arbeitsgruppe des Innenministeriums zur Erforschung und BekĂ€mpfung der rechten Skinheads wurde aufgestellt. In den FDJ-Gliederungen wurden diese Entwicklungen diskutiert und sich ĂŒber mögliche GegenmaĂnahmen beraten.[113]
In den Diskussionen der FDJ wurde gleichermaĂen ein schwindender Einfluss auf die Jugend konstatiert. Gleichzeitig ergaben die Gerichtsprozesse gegen die faschistischen SchlĂ€ger, dass bereits in den Arbeits- und Schulkollektiven kaum eine Auseinandersetzung mit der Denk- und Handlungsweise der Neonazis stattfand. Eine Ursachenforschung der Sektion Kriminalistik der Humboldt-UniversitĂ€t zu Neofaschisten und Rechtsradikalen ergab im Dezember 1989, dass die fruchtbare und gezielte Agitation westlicher Neofaschisten sowie die gesellschaftlichen Probleme in der DDR zwei Hauptursachen darstellten.[114]
Die Vermittlung antifaschistischer Inhalte in den FDJ-Jugendprogrammen und dem Schulunterricht der DDR war offensichtlich nicht mehr so fruchtbar wie zu Beginn der DDR. Auch die antifaschistischen Massenorganisationen standen teilweise weit abgeschlagen neben ihren eigentlichen Aufgaben und hĂ€uften Karteileichen an. Anspruch und Wirklichkeit des DDR-Antifaschismus klafften immer offener auseinander. Das schrittweise Zusammenbrechen des Arbeiter- und Bauern Staates zeigte sich am deutlichsten im Versagen der Massenorganisationen und der SED, welche die Interessen und Entwicklungen in der Gesellschaft weder konstruktiv aufnehmen konnten, noch dazu fĂ€hig waren mit Unzufriedenheiten umzugehen. Wo die gesellschaftlichen Organisationen des Sozialismus versagten und nicht mehr ein Ort der KollektivitĂ€t und des gemeinsamen Zusammenlebens darstellten, entstanden Individualismus, Zynismus, RĂŒckzug ins Private und Apolitische oder eben in Szenen und Subkulturen wie die der Neonazis.
Die Untersuchungen der Arbeitsgruppe des DDR-Innenministeriums legten offen, dass sich Neo-Nazis aus Ost und West konspirativ trafen und austauschten: âDas KnĂŒpfen von kommunikativen Verbindungen diente der Entwicklung von Kommunikationsbeziehungen. Die Kommunikation diente dem Transport von Informationen und dem Materialaustausch. Diese Kooperation war daher geeignet, den beteiligten Gruppen AnstöĂe zur weiteren Entwicklung zu geben. Um kooperationsfĂ€hig zu sein, mĂŒsste man etwas âbietenâ können, mit OrganisationsqualitĂ€t und Erfolgen eigener AktivitĂ€ten aufwarten können.â[115] Besonders hĂ€ufig seien Propagandamaterialien der Republikaner, der Freien Arbeiter Partei (FAP) und der NPD durch direkte Reisen und konspirative Treffen in DDR in Umlauf gebracht worden.[116] Hinzu kam die von V-Leuten infiltrierte Nationalistische Front die Kontakte in die Skinhead und Hooligan Szene der DDR aufbaute.[117] Kader der Nationalistischen Front nutzten beispielsweise Kontakte hinein in Ostberliner FuĂballclubs wie Union Berlin und den BFC-Dynamo. AnfĂŒhrer Andreas Pohl erhielt deswegen ab 1985 ein Einreiseverbot in die DDR.[118] SpĂ€ter sollte sich der Rechtsradikalismus quer durch die FuĂballclubs der ehemaligen DDR-Ligen ziehen: Lokomotive Leipzig, Energie Cottbus, Hansa Rostock und der Chemnitzer FC blicken bis heute auf rechte Strukturen in ihren Reihen zurĂŒck. Im Falle des Chemnitzer FC seien hier die Gruppen HooNaRa (Hooligans, Nazis, Rassisten), die NS-Boys oder Kaotic Chemnitz erwĂ€hnt. Von ihnen gehen seit den Neunzigern brutale Gewaltaktionen aus, wie der Mord an Patrick ThĂŒrmer, Kontakte zum NSU (Nationalsozialistischen Untergrund) oder die Hetzjagden in Chemnitz 2018.
ZurĂŒck zur DDR: Dort entstand der Neofaschismus nicht als der Sozialismus stark war, sondern als er bröckelte â allein das ist bezeichnend fĂŒr die letzten Jahre des Sozialismus. Vorbild der jungen Nazis war immer die neofaschistische Bewegung des Westens, die fleiĂig Impulse lieferte.
Die Ermittlungen der Staatssicherheit ergaben ein rechtsradikales Personenpotential von 1067 Personen, gröĂtenteils Skinheads. Die gröĂtenteils in Berlin ansĂ€ssigen Rechtsradikalen waren bestens mit Westberliner Neofaschisten vernetzt. Sie nutzten ihre Musik und ihr Propagandamaterial.[119]
Kaderschulungen, eigene Organe, gröĂere Vernetzungsmöglichkeiten, geschweige denn staatliche Finanzierung oder UnterstĂŒtzung â das war undenkbar solange die SED an der Macht blieb.
Die antifaschistische Kultur und Bildung wurde von der Paralyse und Entfremdung nahezu aller Organisationen der DDR erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Zahlreiche nach 1990 vorgenommene Studien weisen trotzdem eindeutig nach, dass die ostdeutsche Gesellschaft ein deutlich höheres âProblembewusstsein und Wissen ĂŒber die faschistische Vergangenheitâ hatte â und zwar in allen Generationen. Ein AbwĂ€rtstrend der JahrgĂ€nge ab 1972 wird zwar an verschiedenen Stellen deutlich,- ĂŒbertraf dennoch weiterhin den Wissensstand der BRD-Bevölkerung.[120] In diesem AbwĂ€rtstrend zeigt sich das Problem der DDR-Organe mit Generationen umzugehen, die in den Sozialismus hineingeboren wurden und viele politische und soziale Errungenschaften fĂŒr SelbstverstĂ€ndlich hielten.
Eine Emnid Umfrage aus dem Jahr 1991 (da war die neofaschistische Bewegung im Osten bereits stark) stellte fest das 16% der Westdeutschen Bevölkerung eine âextrem antisemitischeâ Einstellung vertraten, wĂ€hrend dies nur fĂŒr 4% der DDR-Bevölkerung zutraf.[121] Deutlicher wird die Tendenz anhand von Straftaten. In 40 Jahren DDR wurden 85 jĂŒdische Friedhöfe geschĂ€ndet. Die BRD verzeichnet im gleichen Zeitraum 1400 GrabschĂ€ndungen.[122]
Vor Ăffnung der Grenze waren von der BRD freigekaufte Faschisten ein bedeutender Faktor zum Aufbau von Verbindungen in die DDR hinein. Im Gegensatz zur BRD waren die GefĂ€ngnisse der DDR gefĂŒllt mit alten und neuen Nazis. Sie saĂen ein fĂŒr Verbrechen im Hitlerfaschismus oder Rassenhetze, Gewaltaktionen oder Propaganda in der DDR â hĂ€ufig jedoch in den gleichen GefĂ€ngnissen und mit Möglichkeiten zum Austausch untereinander.[123] Um sich Devisen zu beschaffen ĂŒberlies die DDR-HĂ€ftlinge, die ohnehin in ausreisen wollten, der Bundesrepublik und erhielt im Gegenzug mehrere tausend D-Mark pro HĂ€ftling. Von dem GeschĂ€ft profitierten auch dutzende Faschisten die in den GefĂ€ngnissen kaum politische Arbeit leisten konnten.[124] Sie erhielten in der BRD ihre Freiheit, galten zum Teil als politisch verfolgt und konnten ihre Arbeit wieder aufnehmen. An diesem Beispiel wird besonders deutlich zu welch fatalen FehlschlĂŒssen das Devisenproblem in der DDR fĂŒhren konnte.
Unter den freigekauften Faschisten waren nicht wenige, die nach 1990 wieder ihre Arbeit im Osten aufnahmen. Da ist beispielsweise, der 1967 inhaftierte und ein Jahr spĂ€ter freigekaufte, Faschist Arnulf Priem. Er konnte seine Erfahrungen aus der DDR in Michael KĂŒhnens Netzwerk Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front einbringen. Auch ein spĂ€terer Cottbusser FĂŒhrungskader des Netzwerkes war in den 1980ern zuerst fĂŒr Verbindungsaufnahme zu Westnazis inhaftiert worden, wurde dann aber freigekauft und ebenfalls in das besagte Netzwerk aufgenommen.[125]
Das Netzwerk stellte sich in den 1980ern zunehmend zu einer breiten Dachorganisation zusammen, die nicht nur Kontakte in die DDR in den Blick nahm, sondern auch bestens mit Neofaschisten aus den USA und weiteren LĂ€ndern vernetzt war.[126] Die Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front (GdNF) unterhielt dutzende Vorfeldstrukturen und enge Kontakte zu zahlreichen Parteien.[127] Nicht nur die Vorfeldorganisationen, sondern auch die FĂŒhrungsriege waren mit V-Leuten durchsetzt, die ihre nicht gerade knappen Verfassungsschutz-GehĂ€lter in die politische Arbeit investierten.[128] Der AnfĂŒhrer Michael KĂŒhnen war nicht nur europaweit in der faschistischen Bewegung vernetzt, sondern unterhielt auch Kontakte zum Verfassungsschutz. WĂ€hrend das niedersĂ€chsische Landesamt fĂŒr Verfassungsschutz sĂ€mtliche Akten zu diesen Umtrieben und Netzwerken nicht mehr vorfinden kann, deckt ein Dossier der Staatssicherheit die Verbindungen auf. Die Staatssicherheit, welche seit 1970 Untersuchungen zu KĂŒhnen sammelte und seine politische Arbeit genau beobachtete stellt in einem Bericht fest, dass KĂŒhnen nach einer Haftentlassung 1982 mit einem Fahrzeug des niedersĂ€chsischen Verfassungsschutzes (LfV) vom GefĂ€ngnis abgeholt wurde.[129] Der ĂŒberlieferte âSachstandsberichtâ der fĂŒr funkelektronische AufklĂ€rung zustĂ€ndigen Hauptabteilung (HA) III zog folgendes Fazit: âMöglicherweise war die mehrjĂ€hrige Inhaftierung des K. dazu genutzt worden, ihn als Informanten oder fĂŒr eine Zusammenarbeit in anderer Form zu gewinnen.â[130] Wenige Jahre spĂ€ter entwickelten KĂŒhnen ein Strategiepapier fĂŒr die Dachorganisation GdNF, namens âArbeitsplan Ostâ. Diesen Arbeitsplan nahmen sich sĂ€mtliche Vorfeldstrukturen, sowie andere neofaschistische Organisationen und Parteien an. Die Grenzöffnungen vom 9. November 1989 gaben den Startschuss. Michael KĂŒhnen konnte laut eigenen Aussagen, âmithilfe ortsansĂ€ssiger Kameradenâ einen GrenzĂŒbergang passieren.[131] Dutzende Neofaschistische Kader folgten KĂŒhnens Polit-Joint-Venture in die DDR.
Die nun in der DDR aktiven Neofaschisten bauten Strukturen und Gruppen auf und gingen rasch dazu ĂŒber Immobilien und HĂ€user zu kaufen, oder zu besetzen, um ganze Stadtviertel zu dominieren. Es sollte nicht lange dauern bis diesem, vor allem auf die Jugend fokussierten Aufbau, Gewaltakte und Pogrome gegen Antifaschisten und AuslĂ€nder folgten. Unter der Schirmherrschaft Michael KĂŒhnens und des Netzwerkes Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front, wurden Ableger der FAP und NPD aufgebaut und dutzende neue Organisationen aus dem Boden gestampft,- so auch die Lichtenberger Front, oder die Deutsche Alternative.[132] Unter die Montagsdemonstrationen mischten sich immer hĂ€ufiger und auffĂ€lliger neofaschistische Akteure, die einen AnknĂŒpfungspunkt im antikommunistischen Charakter der Demos fanden. Neofaschisten konnten spĂ€testens ab MĂ€rz 1990 unwidersprochen mit Bannern und Transparenten auftreten.[133]
Die Amnestie fĂŒr politische Gefangene der DDR vom 6. Dezember 1990 stĂ€rkte von einer Entlassung zur NĂ€chsten schrittweise die Reihen der Neofaschisten.[134] Unter Ihnen waren auch die SchlĂ€ger vom Ăberfall auf die Zionskirche, sowie der spĂ€tere âFĂŒhrer von Berlinâ Ingo Hasselbach.[135] Die gröĂtenteils entweder freigelassenen, oder aus Westdeutschland eingereisten faschistischen Kader unterstĂŒtzten nicht nur den Aufbau von Strukturen und Netzwerken, sie tourten auch mit verschiedenen VortrĂ€gen als Redner quer durch die ehemalige DDR. Auch Faschisten aus anderen LĂ€ndern beteiligten sich an diesem Aufbau. So wurde beispielsweise auf Einladung der Deutschen Volksunion David Irving nach Dresden einzuladen um in mehreren Reden den Mythos des âalliierten Bombenholocaustsâ zu prĂ€gen. Die Kosten seiner AuftrĂ€ge und Reden ĂŒbernahm MillionĂ€r und DVU-GrĂŒnder Frey.[136]
In Berlin grĂŒndete der freigelassene Neonazi Ingo Hasselbach in Zusammenarbeit mit Michael KĂŒhnen die Nationale Alternative. Die 800 Mitglieder starke Organisation, besetzte ein Haus und hortete dort ĂŒber 100 Maschinengewehre und 20 PanzerfĂ€uste. Gegen das Haus in der WeitlingstraĂe fanden regelmĂ€Ăig antifaschistische Demonstrationen statt. In nahezu allen StĂ€dten wurden Nazi-Strukturen aufgebaut.[137] In Cottbus ĂŒberlies KĂŒhnen dem Ăsterreicher Gottfried KĂŒssel die FĂŒhrung. Der gewaltbereite Faschist und Holocaustleugner gilt heute als politischer Ziehvater Martin Sellners, der sich heute um ein weniger offen faschistisches Image bemĂŒht.[138]
Die gesteigerte AktivitĂ€t dieser neofaschistischen Gruppen ging Hand in Hand mit Gewaltexzessen und Pogromen. JĂŒdische Friedhöfe und GrĂ€ber fĂŒr Rotarmisten und Kommunisten wurde verschandelt. âSau Judenâ und âJuden Rausâ Schmierereien wie jene am Grab von Helene Weigel und Bertolt Brecht waren kein Einzelfall.[139] Auch die GedenkstĂ€tte am Treptower Park fiel neofaschistischen Randalierern zum Opfer, die Sarkophage und Statuen zu Ehren der sowjetischen Befreier wurden mit faschistischen Losungen beschmiert. Die Aktion blieb allerdings nicht unbeantwortet und hatte einen starken antifaschistischen Protest zur Folge, dem sich am 3. Januar 1990 250.000 DDR-BĂŒrger anschlossen.[140] Auf Montagsprotesten und eigens organisierten Demonstrationen waren zum ersten mal seit dem Putschversuch von 1953 wieder lautstark rechtsradikale Parolen wie âRotfront Verreckeâ oder âKanaken Rausâ zu hören.[141]
Den Parolen und Schmierereien folgten Angriffe und Pogrome. 1992 werden so viele rechtsradikale Gewaltdelikte verzeichnet, wie nie zuvor seit 1949 auf dem Gebiet der BRD. Ohne das bewusste Wegschauen bundesdeutscher Behörden, sowie der Aufbau-UnterstĂŒtzung durch den Verfassungsschutz wĂ€re das undenkbar gewesen. In Dresden, Leipzig, Halle, Jena und Weimar konnten rechtsradikale Mobs nahezu ungehindert Angriffe und BrandanschlĂ€ge verĂŒben.[142] Die Pogrome von Hoyerswerda und Rostock sind sicherlich bekannt. Mehrer Tage lang konnten gewaltige Mobs Jagd auf AuslĂ€nder machen. Diejenigen die klatschten und zuschauten, waren sicherlich nicht von den faschistischen Gruppen mobilisiert wurden, sondern vorrangig durch die rassistischen Hetzkampagnen in den deutschen Medien. Die tagelangen Verfolgungen und Angriffe auf AuslĂ€nder wurden medial flankiert von Berichterstattungen ĂŒber das sogenannte âAsylproblemâ, wĂ€hrend die Polizei die Faschisten gewĂ€hren lieĂ.[143]
Die CDU/FDP-Bundesregierung nutzte die Welle rassistischer Gewalt, um die von ihr selbst entfachte „Asyl-Debatte“ weiter anzuheizen und zwar bis zur de facto Abschaffung des Grundrechts auf Asyl im Juli 1993. Unmittelbar nach dem Pogrom von Rostock-Lichtenhagen erklĂ€rte der damalige CDU-Fraktionsvorsitzende im Schweriner Landtag, Eckhardt Rehberg: „Dass die AuslĂ€nder unsere Sitten und GebrĂ€uche nicht kennen und vielleicht gar nicht kennenlernen wollen, stört die Befindlichkeit unserer BĂŒrger.“[144] In der Nacht vom 2. zum 3. Oktober 1990, der Nacht zur endgĂŒltigen Annexion der DDR, griffen ĂŒber 1500 bewaffnete Neonazis in teils pogromartigen Situationen Antifaschisten, Hausbesetzer und Vertragsarbeiter in der DDR an. Insgesamt kam es zu 30 gewalttĂ€tigen Angriffen in verschiedenen StĂ€dten.[145]
Auf Dauer wĂ€re ein solcher Ausnahmezustand dem bĂŒrgerlich-parlamentarischen Ansehen der BRD nicht sehr zutrĂ€glich gewesen. Hoyerswerda und Lichtenhagen hatten ihren Zweck erfĂŒllt: Der Asylkompromiss stand, die faschistische Bewegung auch. Mithilfe der Polizei sollte die allzu offene StraĂengewalt kĂŒnftig eingedĂ€mmt werden. Um die Nazis ein wenig zu zĂ€hmen, machte Bundesjugendministerin Merkel 20 Millionen D-Mark fĂŒr âJugendarbeit im Ostenâ locker. Das Geld floss in Projekte, in denen Neonazis weitestgehend unter sich blieben, keine Spur von Sozialarbeitern, geschweige denn antifaschistischer AufklĂ€rung. Ganz im Gegenteil konnten Neonazis diese Gelder fĂŒr eigene RĂ€umlichkeiten und Subkulturen aus den kommunalen Fonds nutzen. In einem NDR-Interview vom Oktober 1992 erklĂ€rt der junge Neonazi Andreas Irrgang völlig gelassen, wie sie Gelder und RĂ€ume vom Jugendamt und Rat der Stadt beantragen, um Plakate fĂŒr die Jungen Nationalisten (JN) herzustellen. Nazis auf Jobsuche konnten sich so auch schnell in der Jugendarbeit mit einer sicheren Anstellung wiederfinden und sich die Organisation rechter Zeltlager als soziale Arbeit auszahlen lassen. All das hatte System. Merkel hatte, wie ein Interview beweist, Kenntnis von der rechten Unterwanderung und blieb tatenlos.[146]
Faschisten konnten sich mit finanzieller UnterstĂŒtzung des Verfassungsschutzes und weitestgehend unbehelligt von der Polizei auf dem Gebiet der DDR breit machen und in allen groĂen StĂ€dten Netzwerke und Strukturen aufbauten, die vorher verboten und verfolgt worden wĂ€ren. Die Gewaltexplosion der frĂŒhen 1990er kostete dutzende Leben und ist bis heute nicht aufgeklĂ€rt. Die bundesdeutsche Politik unterstĂŒtzte diese faschistische Siedlungsbewegung durch ihr Wegschauen und profitierte maĂgeblich von ihr, wĂ€hrend Springerpresse und Co. mit ihrer âDas Boot ist voll Rhetorik das passende Futter lieferten.
Dieser ganze Prozess, den wir hier bruchstĂŒckhaft abbilden konnten, verlief als politisches Projekt der Konterrevolution und zur Niederschlagung einer ganzen Gesellschaft. Die BaseballschlĂ€ger- und Springerstiefelnazis waren nur ein kleines, wenn auch damals sehr bedeutsames, PhĂ€nomen in dieser gesamten Entwicklung.
Antifaschistische Gruppen, Bewegungen und Aktionen lassen sich vor allem auf drei gesellschaftliche Bereiche zurĂŒckfĂŒhren. Da waren einerseits erste Antifa-Gruppen die bereits in der spĂ€ten DDR entstanden und sich in Folge der politischen Entwicklungen ausbreiteten. Sie waren hĂ€ufig von starkem Antikommunismus und Antiautoritarismus geprĂ€gt. Auch die noch junge antideutsche Bewegung fand hier schnell Anklang. Vernetzungsversuche zur westdeutschen Antifabewegung blieben hĂ€ufig erfolglos. Antifaschismus als Kampffeld wurde und wird von ihnen hĂ€ufig vereinzelt und getrennt von anderen KĂ€mpfen behandelt. Dadurch sektierte sich die ostdeutsche Antifabewegung zĂŒgig von der Arbeiterklasse, die gerade die volle Wucht der Treuhandpolitik zu spĂŒren bekam.
AuĂerdem gingen von den reformistischen Ăberbleibseln der SED, der Partei Demokratischer Sozialismus (PDS, heute die LINKE), einige antifaschistische Bestrebungen aus. Auch hier herrschte ein ambivalentes VerhĂ€ltnis zu marxistischem und antiimperialistischen Antifaschismus. AuĂerdem gingen auch immer wieder spontane Protest- und Gedenkaktionen aus der ehemaligen DDR-Bevölkerung selbst hervor. An vielen Stellen meiner Recherche tauchen diese antifaschistischen GegenwehrmaĂnahmen bereits auf. Dennoch sei hier nochmal konkreter darauf verwiesen und gleich mit angemerkt das die Auseinandersetzung mit der antifaschistischen Bewegung eines eigenen Textes bedĂŒrfte.[147]
Mit dem âEinigungsvertragâ, der âWirtschafts-, WĂ€hrungs- und Sozialunionâ, dem âRĂŒckgabe-vor-EntschĂ€digungs-Gesetzâ, der âAltschuldenregelungâ, sowie der vom Bund garantierten Straffreiheit fĂŒr die Treuhandanstalt wurde der Ausverkauf vorbereitet und ermöglicht.[148] 1993 fanden sich 3 Millionen DDR-BĂŒrger in Arbeitslosigkeit wieder.[149] Nahezu sĂ€mtliche GroĂbetriebe und Kombinate der DDR wurden eingestampft oder Investoren hinterhergeworfen. Das einstige Volkseigentum wurde zu 85 Prozent an Westdeutsche, zu 10 Prozent an internationale Investoren und nur zu knapp 5 Prozent an Ostdeutsche ĂŒbertragen.[150] Faktisch wurde Kapital im Wert von 850 Milliarden DM fast ausschlieĂlich an die deutschen Monopole verschachert. Dazu kamen noch die Ersparnisse der DDR-BĂŒrger die sich westdeutsche Versicherungen, Banken etc. aneigneten.[151]
Was diese Abwicklung fĂŒr die Gesellschaft der DDR bedeuten sollte, beschrieb Ringo Ehlert auf der Hauptfeindkonferenz 2010 ausfĂŒhrlich und zutreffend. Der Schock der Massenarbeitslosigkeit in der DDR lag nicht einfach nur im Jobverlust per se. Die Arbeit in der DDR war mehr als nur ein Job. In den Arbeitskollektiven entstanden feste soziale Bindungen und gemeinsame AktivitĂ€ten. Mit Blick auf die Zerschlagung dieses Lebens formuliert Ehlert:
âDas Auseinanderbrechen der Kollektive durch die Massenentlassungen war sehr oft nur das Ende einer Hatz, in der nun genau der Individualismus und Egoismus wieder sein Haupt erhob, der gerade durch die solidarische Struktur der Kollektive und die Integration vieler sozialer Aspekte ins Kombinat zurĂŒckgedrĂ€ngt werden sollte. Die Ungewissheit schĂŒrte dies und brachte nun einen widerwĂ€rtigen Konkurrenzkampf um die schwindenden ArbeitsplĂ€tze hervor. Schnell bemerkte man, dass nicht diejenigen ihren Arbeitsplatz ein wenig lĂ€nger behielten, die fĂŒr den Zusammenhalt der Kollektive eintraten, sondern diejenigen, die sich vermeintliche Vorteile verschaffen konnten, die fĂŒr sich im Verborgenen Absprachen trafen, denunzierten und sich den neuen Besitzern anbiederten. Mit dem Wegbrechen der ProduktionsverhĂ€ltnisse der DDR und der Transformation in die privatkapitalistische Produktion â in der annektierten DDR hieĂ das zuallererst SchlieĂung der ProduktionsstĂ€tten â kamen schnell all die typischen Begleiterscheinungen des »althergebrachten« LohnarbeitsverhĂ€ltnisses wieder.â[152]
Dutzende Gruppen verloren zahlreiche rechtliche Errungenschaften, sowie die Gleichstellung am Arbeitsplatz und ihr Recht auf Arbeit im Allgemeinen.[153] Die massenhafter Aberkennung von Dienstjahren und Qualifikationen, die Aberkennung der Existenzberechtigung ganzer Produktions- und Forschungsbereiche und ganzer Lebensleistungen bildeten nur einen Teil des neoliberalen Psychoterrors der mit den MĂ€rzwĂ€hlen 1990 nochmal Fahrt aufnahm. Viele lĂ€ndliche Regionen wurden bis heute regelrecht entvölkert. Insgesamt verlieĂen 2 Millionen Menschen die DDR.[154]
Hundertausende Demonstrierten in dieser Zeit gegen die WerksschlieĂungen und die Massenarbeitslosigkeit. International begannen Arbeiter sich mit ihnen zu solidarisieren. Auch in Ostdeutschland selbst kannte die SolidaritĂ€t keine Grenzen: KĂŒnstler und Kulturschaffende beteiligten sich an Aktionen der Arbeiter und umgekehrt. Es ging darum seine Heimat nicht zu verlieren. Nicht selten, wie bspw. im Fall von Bischofferode, ging es sogar um die Ăberlebensinteressen ganzer Regionen. FĂŒr die Regierung Kohl und die westdeutschen Monopole entwickelte sich ein immer ernsteres Problem. Wohin die deklassierten Millionenmassen ihre Wut lenken sollten, diktierte Ihnen seit 1990 die Springerpresse: Auf die SchwĂ€chsten, die Asylanten, die roten Socken und Linken. Die gezielt geschĂŒrte gesellschaftliche Verrohung fand viele Ventile, darunter auch die neofaschistische Bewegung. Darin lag die gesellschaftliche Funktion des Neofaschismus zu jener Zeit.
Das politische Leben in der DDR, auch der Antifaschismus, war immer ĂŒber verschiedene Kollektive organisiert, diese wurden nun zerschlagen. Hinzu kamen die antikommunistischen Medienkampagnen und die wirtschaftlichen Folgen der Konterrevolution und Annexion. In diesem Prozess wurden nahezu sĂ€mtliche soziale Beziehungen auf den Kopf gestellt. Eins wird dabei deutlich: Zwischen Armut und Fremdenhass besteht kein Automatismus. Vielmehr waren es die fremdenfeindlichen Medienkampagnen, der neu erzeugte Konkurrenzkampf, die Spaltung und die gleichzeitige Zerschlagung und Desorganisierung von jeglichem Kommunismus und Antifaschismus mit welcher der Neofaschismus gestĂ€rkt wurde.
Die fortwĂ€hrende Politik des sozialen Kahlschlags und des Ausverkaufs ist bis heute in nahezu allen Belangen der ostdeutschen Gesellschaft deutlich: Armut, Arbeitslosigkeit, ein riesiger Niedriglohnsektor, niedrigere Renten, Abwanderung von ArbeitskrĂ€ften, Ăberalterung und weniger Industrieproduktion, um nur einige wenige Aspekte zu benennen die einem eigenen Artikel bedĂŒrften. Die ganze Vermögens- und Klassenstruktur der ostdeutschen Gesellschaft unterscheidet sich bis heute drastisch von der Westdeutschen. Dementsprechend hat auch der Klassenkampf stark ausgeprĂ€gte Spezifika und Besonderheiten. Das zeigen die im Osten deutlich stĂ€rkeren Hartz-IV Proteste der 2000er Jahre, sowie die schwĂ€cher aufgestellten Gewerkschaften und BetriebsrĂ€te. Auch die die antifaschistische Bewegung und Friedensbewegung in Ostdeutschland schauen auf eine weitestgehend andere Tradition und Geschichte zurĂŒck â auch die kommunistische Bewegung ist davon nicht ausgenommen. All diese Faktoren mĂŒssen wir berĂŒcksichtigen, wenn wir uns dem ostdeutschen Neofaschismus widmen. Vor allem mĂŒssen wir genau sein und dĂŒrfen uns nicht von einfach erscheinenden ZusammenhĂ€ngen (wie sie viele Medien prĂ€sentierten: Osten = Arm = Rechts) tĂ€uschen lassen.
Man muss verstehen, dass die Arbeit, die Freizeit, das politische Leben und die Kultur – alles was das Leben bis 1989 ausmachte â abgeschafft und neue VerhĂ€ltnisse ĂŒbergestĂŒlpt wurden. VerhĂ€ltnisse die ein absoluter GroĂteil damals nicht wollte und bis heute nicht will. Konkreter betrachtet können wir feststellen, wie soziale Einrichtungen, Angebote und Beziehungen restlos zerstört wurden, die ein kapitalistischer Staat nicht bieten kann. Hier knĂŒpften die Neofaschisten an. Die rechte Hegemonie in Ostdeutschland baut immer mehr auf einer Zivilgesellschaft von Rechts auf,- einer âneuenâ Massenbasis der Rechtskonservativen und Neofaschisten. Ihre UrsprĂŒnge hat sie in den Leerstellen die ab 1990 durch Neofaschisten besetzt wurden. Sie profitieren bis heute von fehlenden sozialen Perspektiven in Stadt und Land. Neofaschisten agitieren gezielt in Vereinen und Orten des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Bis heute siedeln Neofaschisten aus dem Westen der Republik in vorrangig lĂ€ndliche Regionen Ostdeutschlands. Was hĂ€ufig als âNormalisierungâ bezeichnet wird, mĂŒssen wir zutreffend als bewusstes wegschauen und gewĂ€hren lassen seitens der Politik bezeichnen. Viele antifaschistische Projekte haben hier versagt und sich in der eigenen Subkultur von derartigen Problemen losgesagt. Dennoch sind vor allem jene Antifaschisten, die sich an Orten der absoluten Unterlegenheit und Defensive gegenĂŒber den Faschisten aufrecht und ehrlich entgegenstellen sehr positiv hervorzuheben. Viele Initiativen, die nicht das âPrivilegâ eigener Zentren und Szene genieĂen, riskieren oft ihre PrivatsphĂ€re und Gesundheit im Kampf gegen Neofaschisten. Der Faktor der sozialen Desorganisierung unterstreicht in besonderer Form, welche Bedeutung das Zusammenwirken sozialen Forderungen und Bewegungen, breiter Agitation und Bildung, sowie der Rolle von Antifaschismus als Massenarbeit hat.
Im Folgenden wollen wir genauer nachvollziehen, welche Rolle der Neofaschismus fĂŒr die Herrschende Klasse im Deutschland der 1990er Jahre hatte. Die Betrachtung bietet bestenfalls einen aufschlussreichen Ăberblick, der dazu anregt solche Funktionen an der heutigen Zeit zu ĂŒberprĂŒfen.
Welches Interesse hatte das westdeutsche Kapital an einer derartig heftigen Verbreitung des Neofaschismus? Welche Funktion erfĂŒllten die rechtsradikalen Gruppen und Netzwerke fĂŒr die BRD?
Die Rolle des Neofaschismus in der annektierten DDR bestĂ€tigt Reinhard Opitzâ Analyse zur Funktion des Neofaschismus in monopolkapitalistischen Gesellschaften. Der marxistische Faschismusforscher untersuchte den Faschismus sowohl als Herrschaftsform als auch als Bewegung und zog daraus wertvolle Erkenntnisse fĂŒr die Auseinandersetzung mit dem Neofaschismus. Dabei arbeitete er verschiedene Funktionen heraus, die der Neofaschismus in liberal-parlamentarischen Gesellschaften erfĂŒllt.
Dabei nennt Opitz beispielsweise die âAlibifunktion fĂŒr reaktionĂ€re Regierungspolitikâ. Die Regierung kann sich auf die neofaschistische Bewegung berufen und anschlieĂend verschĂ€rfte reaktionĂ€re MaĂnahmen rechtfertigen. Diese Funktion lĂ€sst sich besonders deutlich am Asylkompromiss von 1993 nachweisen.[155] Man lieĂ die aufgestachelten Faschisten und ihre MitlĂ€ufer in Hoyerswerda und Rostock ungehindert randalieren, ohne einzugreifen. AnschlieĂend musste eine âLösungâ fĂŒr das sogenannte Asylproblem her â das Asylrecht wurde drastisch eingeschrĂ€nkt.
Neurechten Zirkeln und Akteuren gelang es im Zuge der DDR-Annexion immer wieder, bis tief in die CDU und FDP, aber auch in die SPD vorzudringen â das belegen zahlreiche Interviews in der Jungen Freiheit mit CDU-Politikern sowie die âEnquete-Kommissionâ zur DDR-Aufarbeitung und der âBund der SelbstĂ€ndigenâ, in denen sich neben Politikern aus SPD, CDU/CSU und FDP auch neurechte Ideologen tummelten.[156] Ein wichtiges Ziel der Neuen Rechten ist dabei auffallend Ă€hnlich zu Opitzâ Funktionen â die âlangfristige ideologische Umorientierungsfunktionâ. DafĂŒr setzen sie nicht auf jugendliche FuĂballfans und gewaltbereite Skinheads, sondern vielmehr auf Studenten, Intellektuelle und Eliten.
In dieser Zeit der immensen StĂ€rkung des deutschen Imperialismus wurde die Neue Rechte durch eine stĂ€rkere Betonung nationaler Kultur, Heimat und SouverĂ€nitĂ€t nicht nur anschlussfĂ€higer, sondern auch immer interessanter als Stichwortgeberin und Vordenkerin fĂŒr die bundesdeutsche Politik. Die Deutsche Volksunion, die in den 1990ern kontinuierlich ihre Strukturen in Ostdeutschland ausbaute, konnte 1998 in einer Landtagswahl in Sachsen-Anhalt groĂe Erfolge einkassieren. Der Neurechte Ideologe Karl Heinz Weitzmann lobte die Demagogie der Partei: âAufmerksame Beobachter haben rasch festgestellt, wie groĂ die Ăbereinstimmung ihrer AnhĂ€nger mit den Forderungen der Ă€uĂersten Linken ist, wie gering die Bindung an rechte Positionen, soweit diese als bĂŒrgerlich im weitesten Sinne verstanden werden können und traditionell konservative oder traditionell liberale Vorstellungen umfassen.â[157]
Die Partei erreichte mit 12,9 Prozent der Stimmen das beste Ergebnis einer neofaschistischen Partei in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Bei den Wahlen in Brandenburg konnte die DVU 1999 ein weiteres Mal mit 5,3 Prozent der Stimmen in einen Landtag einziehen.[158] Nicht nur konnte die Partei zahlreiche Protestpotentiale auffangen und umlenken, ihr gelang es auch weiterhin sich an CDU und CSU anzubiedern und Impulse in die bundesdeutsche Politik zu geben. Die Republikaner unterstĂŒtzten den Erfolg in Ostdeutschland. Viele ihrer Spitzenpolitiker stĂ€rkten die Reihen der Deutschen Volksunion und unterstĂŒtzten den Wahlkampf.[159]
âDie terroristische EinschĂŒchterungs- und Hilfspolizei-Funktionâ zeigte sich abseits der erwĂ€hnten Pogrome von Rostock und Hoyerswerda sowie der 30 ĂberfĂ€lle am 2. Oktober 1990 in vielen weiteren Angriffen und EinschĂŒchterungen gegen Antifaschisten, Kriegsgegner und Migranten. Hier kommt der Begriff âBaseballschlĂ€gerjahreâ zu seiner dennoch zutreffenden Bedeutung. Die TĂ€ter waren oftmals Skinheads und jugendliche Neofaschisten, die mit der DVU-Parteipolitik oder neurechten Diskursen zwar wenig Ăberschneidung fanden, sich jedoch dennoch gerne an ihrem Propagandamaterial und Argumenten bedienten. Das ZurĂŒckweichen der Polizei vor den Pogromen in Rostock und Hoyerswerda steht dabei symptomatisch fĂŒr den Freibrief, den diese gewalttĂ€tige neofaschistische Bewegung im âwilden Ostenâ erhielt. Kein Wunder: Im April 1992 bekundeten 20 % der Polizisten Sympathien fĂŒr die neofaschistischen Republikaner.[160] Der aus Westdeutschland importierte sĂ€chsische MinisterprĂ€sident Kurt Biedenkopf diagnostizierte den Sachsen Anfang der 2000er âImmunitĂ€t gegenĂŒber Rechtsextremismusâ[161]. Was angesichts der RealitĂ€t völlig Irre klingt, war kein Ausrutscher – Biedenkopf wiederholte 2017 diese Aussage. Das Verleugnen und Ablenken fĂŒhrender CDU-Kreise, gab der neofaschistischen Bewegung genau die RĂŒckendeckung die sie brauchte. Das gilt fĂŒr die junge BRD, fĂŒr die Annexion der DDR â und es gilt bis heute.
Zu guter Letzt sollte die âAuffangfunktion bzw. die Funktion der Ableitung und Umfunktionierung von Protestpotenzialenâ nicht vergessen werden. Diese Potenziale waren durchaus vorhanden. Die Wut und Frustration gegenĂŒber der neuen kapitalistischen RealitĂ€t war allgegenwĂ€rtig â da war ein anderes Ventil herzlich willkommen. Die Annexion der DDR und der Treuhand-Raub stieĂen auf starke soziale Bewegungen, wilde Streiks, Werksbesetzungen und Protestaktionen. Vom Schiffbau, bis zum Chemiefaserwerk, egal ob groĂes Kombinat oder kleiner Betrieb ĂŒberall in der Republik regte sich Widerstand. So fĂŒllten Montagsdemonstrationen gegen den Ausverkauf ab 1991 erneut die StraĂen von Leipzig und bald auch Ostberlin. Insgesamt 100.000 Menschen demonstrierten Montag fĂŒr Montag . Es ist dem Druck der GewerkschaftsfĂŒhrung, sowie der Politik und Medien zu verdanken, dass diese KĂ€mpfe nicht ĂŒberregional und langfristig koordiniert werden konnten.[162] Dass diese Vielzahl an KlassenkĂ€mpfen heute vergessen ist muss nicht so bleiben. Die Rosa-Luxemburg-Stiftung versammelt beispielsweise zahlreiche Berichte und Erfahrungen des Widerstandes gegen die Treuhand in einem Sammelband. Diese Protestpotentiale mussten abgelenkt und eingehegt werden â genau hier kommt die neofaschistische Bewegung ins Spiel.
Wie konnte fremdenfeindliche Einstellungen derartig FuĂ fassen, wenn wir mit Recht davon ausgehen können das die DDR eine Politik der Völkerfreundschaft betrieb? Wir konnten mittlerweile ergrĂŒnden welche Funktionen der Neofaschismus erfĂŒllte. Widmen wir uns nun nochmal konkreter der Verbreitung fremdenfeindlicher Einstellungen, die sich bis heute durchsetzen.
WĂ€hrend des Bestehens der DDR wurden 40 GastarbeiterunterkĂŒnfte angegriffen, wobei sich fast alle Angriffe nach 1975 ereigneten.[163] . Die Hauptabteilung XVIII des MfS untersuchte bspw. im September 1987 fremdenfeindliche Angriffe auf Mosambikaner und stellte fest, âdaĂ diese AuslĂ€ndergruppe Provokationen durch negativ eingestellte, vorwiegend jugendliche DDR-BĂŒrger ausgesetzt ist, die im Ergebnis zu tĂ€tlichen Auseinandersetzungen fĂŒhren. Derartige Provokationen und auftretende Hetzlosungen wurden aus dem Bezirk Dresden und auch gegen dunkelhĂ€utige WerktĂ€tige aus der VR Angola und der Republik Kuba bekannt. Hierbei ist eine Entwicklung zu erkennen, daĂ durch Rechtspflegeorgane (Staatsanwaltschaft) einseitig gegen die auslĂ€ndischen WerktĂ€tigen vorgegangen wirdâ[164]. Die Hauptabteilung 18 reagierte auf die Fremdenfeindlichen Tendenzen in der Jugend: âAus aktuellen Vorkommnissen im Zusammenhang mit mocambiquischen WerktĂ€tigen ergibt sich das Erfordernis, die massenpolitische Arbeit unter Teilen der Bevölkerung zu aktivieren, um möglichen AnfĂ€ngen einer AuslĂ€nderfeindlichkeit wirksam zu begegnenâ.[165]
Der proletarische Internationalismus, die Politik der Völkerfreundschaft und die Vertragsarbeiterpolitik der DDR als Gegenentwurf zur Rassenhetze, Aufwiegelung, Ausbeutung und Spaltung in den Gesellschaften der kapitalistischen LÀnder wurde zwar weiterhin breit und öffentlich von der Gesellschaft mitgetragen, schien aber zunehmend angeschlagen und formalisiert.
Inmitten der Zeit des Zusammenbruchs sollten die kapitalistischen VerheiĂungen aus Funk und Fernsehen sich schnell als heiĂe Luft erweisen. Das erkannten die Mehrheit der DDR-Gesellschaft und selbst Teile der BĂŒrgerbewegung schon vor der Annexion der DDR am 3. Oktober 1990. Eine Mehrheit wollte weder die âWiedervereinigungâ noch die Auflösung des Volkseigentums.[166] Angesichts der dramatischen Entwicklungen unter der Treuhand ist es nur wenig verwunderlich, dass neuere Forschungen von einer massenhaften und nachhaltigen Traumatisierung der DDR-Gesellschaft ausgehen.[167] Noch im Jahr 1990 lehnten 50% der DDR.-Gesellschaft das System der BRD als Ganzes und 22% seine Politik ab.[168]
Dass Migranten politisch und wirtschaftlich ausgenutzt werden, um Konkurrenzdruck, Lohndruck zu erzeugen und um Spaltung und Sozialabbau zu legitimieren, war ein neues PhĂ€nomen fĂŒr die Gesellschaft im angegliederten Osten. Die Vertragsarbeiter der DDR wurden nicht genutzt, um ArbeitsplĂ€tze streitig zu machen oder gesellschaftliche Spannungen zu erzeugen. Sie wurden durch gleichberechtigte VertrĂ€ge mit anderen Staaten eingeladen und ausgebildet, um âKnow-Howâ in ihre LĂ€nder zu bringen, die nicht selten durch Krieg und Kolonialismus gezielt unterentwickelt worden waren. Hetze gegen Migranten wurde nicht nur politisch verfolgt â es wĂ€re auch undenkbar gewesen, dass die Parteien und Medien in der DDR zu regelrechten Kampagnen gegen Migranten aufgestachelt hĂ€tten.
Die auslĂ€ndischen ArbeitskrĂ€fte der DDR waren im Land, um ausgebildet zu werden und spĂ€ter ihre HeimatlĂ€nder zu unterstĂŒtzen, nicht, um ihnen wie heute FachkrĂ€fte zu rauben, die man hier billig ausbeutet. Das Ziel dieser Politik bestand also nicht darin, sie langfristig in die DDR-Gesellschaft zu integrieren. Kontaktaufnahmen und aktive Verbindungen zu auslĂ€ndischen ArbeitskrĂ€ften wurden natĂŒrlich dennoch in den Betriebskollektiven und der Freizeit gefördert.
Ein altbewĂ€hrtes Mittel musste her: Ăngste schĂŒren und Fremdenhass erzeugen, wo sonst Klassenbewusstsein entstehen könnte oder noch da war. CDU/CSU und FDP, mit etwas Verzögerung auch die SPD, eröffneten eine groĂangelegte Anti-Asyl-Kampagne. Die gröĂeren Migrationsbewegungen des Jahres 1990 kamen den Herrschenden da sehr gelegen. Bis 1992 stieg die Zahl von 50.000 neuen Migranten auf 440.000. Die meisten flohen vor den Kriegen in Jugoslawien, die aktiv von BRD, USA und NATO geschĂŒrt wurden. Zwischen Ăthiopien und Eritrea tobten Grenzstreitigkeiten, ebenso zwischen Mali und Burkina Faso. WĂ€hrenddessen wĂŒteten in Burundi, der Republik Kongo, Senegal und Simbabwe BĂŒrgerkriege. Auch hier mischte der Westen in Sorge um den Zugang zu Rohstoffen fleiĂig mit.[169]
In der 1990 eröffneten Anti-Asyl-Kampagne aller groĂen Bundestagsparteien und dem GroĂteil der Medien wurden die BĂŒrger rasch und radikal auf die neuen VerhĂ€ltnisse, den rassistischen Normalzustand eingenordet. Eine Auswahl von BILD-Schlagzeilen macht die AusmaĂe deutlich: âDie Flut steigt â wann sinkt das Boot?â âFast jede Minute ein neuer Asylantâ. âAsylanten jetzt auf Schulhöfen â Neue Welle! Und bis Weihnachten kommen noch 40.000.â âWohnraum beschlagnahmt. Familie muss Asylanten aufnehmen.â.[170] Um die Situation weiter anzuheizen verbreiteten CDUler Musteranfragen fĂŒr die Kommunen in Ost und West: âSind Asylbewerber in Hotels oder Pensionen untergebracht worden? In welchem Zeitraum? Zu welchen Kosten?â.[171] Der SPD-Fraktionsvorsitzende schlussfolgerte das AuslĂ€nder die LebensverhĂ€ltnisse deutscher BĂŒrger verschlechtern wĂŒrden.[172] WĂ€hrend Edmund Stoiber (CSU) von einer âDurchrassung der Gesellschaftâ sprach, propagierte die SPD die âVerslumung der GroĂstĂ€dteâ durch AuslĂ€nder.[173] Mit solchen Schlagzeilen und politischen Kampagnen trieb man Teile der Bevölkerung gezielt in die Arme der faschistischen Bewegung. Die neue kapitalistische Konkurrenz sollte im Bewusstsein vieler Menschen somit nicht als Klassenkonflikt erscheinen, sondern als Verteilungskonflikt mit den eigenen Klassengeschwistern.
Besonders fĂŒr die ostdeutsche Arbeiterklasse, die sich ohne jegliche sozialdemokratische Almosen, enteignet, entrechtet und desorganisiert in der Bundesrepublik wiederfand, war diese Ideologie von groĂer herrschaftssichernder Bedeutung. Der Marxismus in den Köpfen der DDR-Bevölkerung musste mit aller Kraft zersetzt werden. Das Mittel der Wahl waren Antikommunismus und Rassismus.
Ohne auch nur einen Schuss abzufeuern, konnte eine der stĂ€rksten Volkswirtschaften Europas komplett ausgeplĂŒndert werden. Dem Kapitalexport waren keine Schranken mehr gesetzt â von Berlin bis Sibirien. BeflĂŒgelt vom Siegesrausch ĂŒber den Sozialismus forderte der CSU-Bundestagsabgeordnete Eduard Lintner schon im September 1989, dass âAusgangspunkt fĂŒr kĂŒnftige Friedensverhandlungen das Deutsche Reich in den Grenzen von 1937 seinâ mĂŒsse.[174] WĂ€hrenddessen bezeichnete Wolfgang SchĂ€uble die annektierte DDR als Mitteldeutschland.[175] Nur ein Jahr spĂ€ter sollte Deutschland wieder bis Moskau reichen, zumindest wenn es nach Welt-Chefkorrespondet Kremp ging, der im September 1990 festhielt: âDas kĂŒnftige Deutschland steht als GroĂmacht vor den TrĂŒmmern Osteuropas, und die Halde reicht bis in die Tiefen Russlands.â[176] Heider, Herausgeber der Wirtschaftswoche, forderte 1991 einen Bruch mit den Tabus der Nazizeit, dafĂŒr wĂŒrden alleine schon die Wachstumsraten der Wirtschaft unter Adolf Hitler sprechen.[177] 1942 habe er es nur nach Stalingrad geschafft, erklĂ€rte Franz Joseph StrauĂ auf seinem ersten Besuch in Moskau gegenĂŒber Gorbatschov.[178]
Um als âOrdnungsmachtâ in die âNeustrukturierung Osteuropasâ einzugreifen, entsprach das offene Kokettieren der politischen und wirtschaftlichen Elite mit Elementen faschistischer Ideologie und Geschichte in zweierlei Hinsicht den Interessen des deutschen Monopolkapitals. Zum einen bot es der neofaschistischen Bewegung in der annektierten DDR genau die UnterstĂŒtzung, die sie benötigte, um Teile der dort unterworfenen Gesellschaft zu spalten. Zum anderen sollte diese nationalistische Entwicklung dazu dienen, jeglichen Antifaschismus und Antimilitarismus in der gesamten Gesellschaft abzuschĂŒtteln, um neue deutsche GroĂmachtprojekte und Kriege auch ideologisch nach innen zu legitimieren.
Ein willkommenes Mittel in dieser ideologischen Offensive war die Totalitarismusdoktrin: Rot gleich Braun. Der Historiker Ernst Nolte, geachtet und studiert von vielen der Neuen Rechten, und nicht weniger beliebt in Kreisen von SPD bis CDU, stellte 1986 folgendes fest: âVollbrachten die Nationalsozialisten, vollbrachte Hitler eine asiatische Tat vielleicht nur deshalb, weil sie sich und ihresgleichen als potentielle oder wirkliche Opfer einer asiatischen Tat betrachteten?â Und weiter: âWar nicht der Archipel Gulag ursprĂŒnglicher als Ausschwitz? War nicht der Klassenmord der Bolschewiki, das logische und faktische Prius des Rassenmord der Nationalsozialisten?â[179] Hier wird besonders deutlich, welche Funktion diese Totalitarismusdoktrin tatsĂ€chlich einnimmt. Sie dient im besonderen Interesse der herrschenden Klasse, weil sie scheinbar nur den Faschismus mit dem Kommunismus vergleicht â tatsĂ€chlich entlastet die Doktrin jedoch den Faschismus und damit auch die Verbrechen der herrschenden Klasse. Zudem findet eine DĂ€monisierung des Kommunismus statt, die sich bis hin zur antikommunistischen Rhetorik neofaschistischer Kreise ausdehnen lĂ€sst. Wo sich diese Idee durchsetzte, gab es keine Schranken mehr fĂŒr die Beschönigung des Faschismus bei gleichzeitiger Abwertung des Sozialismus. Antifaschismus wurde so verbĂŒrgerlicht und gegen den Kommunismus instrumentalisiert.
Das neue deutsche Selbstbewusstsein, der moderne Nationalismus, der GroĂmachtanspruch nach dem Sieg ĂŒber den Sozialismus sowie die rassistischen Kampagnen gegen AuslĂ€nder boten diesen Bewegungen eine optimale Arbeitsgrundlage. Die Neue Rechte wurde dringend fĂŒr die Durchsetzung der reaktionĂ€ren Politik der BRD gebraucht und auch zunehmend in Staat und Politik integriert. Der Neuen Rechten gelang es ab 1990 gezielt, Einfluss auf alle etablierten Parteien Westdeutschlands zu nehmen â ideologisch und personell.
Dass Neofaschisten in Staat und Politik bis zu einem gewissen Grad schon immer integriert waren, konnten wir bereits anhand des Neofaschismus der Nachkriegsjahre feststellen. Dass die Neue Rechte nun also TĂŒr und Tor in verschiedenste Kreise der herrschenden Politik einrannte, mag auch daran liegen, dass diese nie wirklich verschlossen waren. Dennoch musste die Neue Rechte auf solche Erfolge erst lange hinarbeiten und hatte mit 1990 das passende historische Moment gefunden, um die antikommunistischen Diskurse mitzugestalten, anzuheizen und zu verbreiten. Dieser erste kleine Marsch durch die Institutionen wurde willkommen geheiĂen. So ist es wenig verwunderlich, dass die Neue Rechte die âWiedervereinigungâ als ihre Renaissance bezeichnete. Vertreter der Neuen Rechten konnten in dieser Zeit zahlreiche Gruppen und ĂŒberparteiliche Initiativen aufbauen, mit denen sie direkten Einfluss auf Parteijugenden und Bundestagsabgeordnete ausĂŒbten.[180] Wie erfolgreich die Neue Rechte die DDR-Annexion fĂŒr sich nutzen konnte, lĂ€sst sich darĂŒber hinaus besonders stark an ihrer Mitwirkung in der Aufarbeitung des âSED-Unrechtsâ nachvollziehen. Das Kapitel âNeofaschismus in der DDR-Aufarbeitungâ wird spĂ€ter genauere Belege dafĂŒr liefern.
Im Folgenden soll dargestellt werden, welche aktive Rolle die neofaschistische Bewegung im Prozess der âDDR-Aufarbeitungâ spielte â ein Prozess, der Hand in Hand mit der Demontage und Umdeutung wichtiger antifaschistischer GedenkstĂ€tten in der DDR ging. Angesichts der Millionen Arbeitslosen und der Abwicklung der DDR-Gesellschaft mag dieser Prozess unbedeutend erscheinen. Allerdings zielte diese Politik darauf ab, das antifaschistische Erbe der DDR sowie die kollektive Erinnerung der Bevölkerung so gut wie möglich zu verfĂ€lschen.
Die Junge Freiheit und spĂ€ter das Institut fĂŒr Staatspolitik samt seinem Antaios Verlag erkannten groĂes Potenzial zur Rehabilitierung faschistischer Ideologie im Kontext der sogenannten DDR-Aufarbeitung. Autoren der Jungen Freiheit beteiligten sich zahlreich und intensiv an der Arbeit in Vereinen wie der Union der OpferverbĂ€nde Kommunistischer Gewalt und dem Bund der Stalinistisch Verfolgten. Im wichtigsten Organ dieser VerbĂ€nde, dem Stacheldraht, publizierten Dutzende Autoren aus den Reihen der Wochenzeitung Junge Freiheit.[181] Junge Freiheit Autoren wie Werner H. Krause stiegen bis in GeschĂ€ftsfĂŒhrung der VerbĂ€nde auf.[182]
Die Ăberschneidungen sind wenig verwunderlich. Nicht nur war man geeint im radikalen Antikommunismus und der Ablehnung jeglichen Antifaschismus – der Bund der Stalinistisch Verfolgten und die Vereinigung der Opfer des Stalinismus blicken beide auf eine lange Geschichte zurĂŒck. Bereits in den 1950er Jahren sammelten sich SS- und NSDAP-Angehörige in den Reihen der VerbĂ€nde.[183] Mit der Zerschlagung der DDR versuchte man sich erneut in AnschlussfĂ€higkeit und Einfluss auf die etablierte Politik. Mitglieder wie Hugo Diederich sollten damit Erfolg haben,- der junge Freiheit Autor wurde Mitglied des ZDF-Fernsehrates.[184] MĂ€nner von diesem Kaliber waren willkommene Stichwortgeber zur DĂ€monisierung der DDR und ihres Antifaschismus. AuĂerdem arbeitete man gezielt an der Rehabilitierung von faschistischen Verbrechern die man nun als Opfer des Kommunismus darstellen und reinwaschen konnte. So organisierte beispielsweise der Waldheim-Kameradschaftskreis Ehrungen von Euthanasie-Ărzten, die in der DDR eine Todesstrafe erhalten hatten. Sie hĂŒbschten fleiĂig die Biografien von faschistischen Verbrechern auf.[185]
Nach der Annexion der DDR dauerte es nicht lange bis einer der Chefredakteure der âOpferverbĂ€ndeâ, Sigurd Binski, verkĂŒndete, die âOpferprozente“ der Toten der âSowjet-KZ Sachsenhausen und Buchenwaldâ seien jeweils höher gewesen als im Konzentrationslager bis 1945.[186] Im gleichen Zeitraum entstand die staatlich geförderte Gedenkbibliothek fĂŒr Opfer des Stalinismus in deren Verlagsprogramm sich Holocaustleugner, Neofaschisten und Neurechte wie David Irving, Germar Rudolf, Horst Mahler, Gustav Sichelschmidt und Franz Schönhuber tummelten.[187]
Ein weiterer nennenswerter Fall ist der von Herbert KĂŒhn. Im Zuge des 17. Juni 1953 brachte er mehrere SprengsĂ€tze an RegierungsgebĂ€uden an, von denen glĂŒcklicherweise nur einer zĂŒndete. SpĂ€ter, im April 1961, schmierte er âFreiheit fĂŒr Eichmannâ an das AuswĂ€rtige Amt in Bonn und beteiligte sich zwei Jahre spĂ€ter an rechten TerroranschlĂ€gen in Italien. 1994 leitete der Rechtsterrorist eine Landesgruppe der Vereinigung der Opfer des Stalinismus und organisierte âZeitzeugenprogrammeâ an westdeutschen UniversitĂ€ten. Noch 2015 wurde KĂŒhn in einer Vorlesung an der Ruhr-UniversitĂ€t Bochum zur âfriedlichen Revolution und den Opfern der SED-Diktaturâ befragt.[188] Auch Josef Kneifel konnte sich auf Uni-Veranstaltungen und in Zeitungsartikeln immer wieder als âOppositionellerâ stilisieren lassen. Der Rechtsterrorist verĂŒbte 1980 einen Sprengstoffanschlag auf ein antifaschistisches Denkmal in Chemnitz. Nach seiner Freilassung durch einen Gefangenaustausch mit der BRD trat Kneifel einem faschistischen Gefangenhilfenetzwerk bei, hielt mehrere VortrĂ€ge bei der NPD und bewegte sich im Umfeld des NSU. FĂŒr dutzende Zeitungen bis hin zu Spiegel und TAZ, fĂŒr Professoren wie Eckehard Jesse und die Bundestiftung zur SED-Aufarbeitung blieb er ein FreiheitskĂ€mpfer gegen den Unrechtsstaat DDR. Als politischer Gefangener erhielt er obendrein eine EntschĂ€digung.[189]
Die Ăberreste des Antifaschismus prĂ€gten nach 1990 immer noch die StĂ€dte und Dörfer des Ostens. Den Herrschenden war das natĂŒrlich ein Dorn im Auge. Die DenkmĂ€ler, Bauwerke und Institutionen aus der DDR stellten einen Störfaktor fĂŒr die Geschichtsschreibung und Erinnerungskultur der BRD dar.
Ăberall auf dem Gebiet der DDR wurden deshalb DenkmĂ€ler von Kommunisten und Antifaschisten entfernt.[190] Proteste die den Abriss der DenkmĂ€ler verhindern sollten, hatten nur selten Erfolg. In der Zeit nach 1990 wurden darĂŒber hinaus dermaĂen viele StraĂen, PlĂ€tze, BrĂŒcken, Betriebe, Clubs und Schulen umbenannt, dass viele Kommunen neue StadtplĂ€ne herausgeben mussten. Den Umbenennungen fiel das Andenken an dutzende antifaschistische WiderstandskĂ€mpfer zum Opfer.[191] Weniger bekannte und kleinere KZ-GedenkstĂ€tten traf es besonders hart. Ganze Ausstellungen wurden entfernt, und die GebĂ€ude wurden sich selbst ĂŒberlassen. Nichts sollte mehr an sie erinnern.
Die Schriftstellerin Daniela Dahn fĂŒhrt in einer ihrer Reflektionen zur DDR-Annexion ein Beispiel an, dass sinnbildlich fĂŒr diese Radikalkur steht: âDie Ost-BĂŒrgermeister der Berliner Bezirke Prenzlauer Berg, Mitte und Friedrichshain weigerten sich, die Ănderungen der Namen von Clara Zetkin, Arthur Becker, Hans Beimler und Georgi Dimitroff zu akzeptieren. SchlieĂlich setzte sich (Senator) Haase durch, indem er erklĂ€rte, dass das Geschichtsbewusstsein der Bewohner der Ostbezirke zu sehr von der Parteipolitik der DDR geprĂ€gt sei und dass sie nicht in der Lage seien, ein Urteil zu fĂ€llen. Weshalb auch die AntrĂ€ge auf BĂŒrger- und Anwohnerbefragungen von den Westberliner Senatoren entschieden abgelehnt wurden. Perfekter hĂ€tte die EntmĂŒndigung nicht sein können. Nicht in der Lage, ein Urteil zu fĂ€llen – wer nun noch protestierte, outete sich als Altlast.â[192]
Dem Rabbinersohn und PolitbĂŒromitglied Albert Norden, wurde seine Herausgeberschaft des Braunbuches ĂŒber Nazis und Kriegsverbrecher in der BRD nicht verziehen. Auch sein Name sollte aus dem Stadtbild Ostberlins weichen. Das traf auf den Protest von Vorstandsmitgliedern des Berliner jĂŒdischen Kulturvereins, der sich gegen die Streichung jĂŒdischer Namen stellte. Vorstandsmitglied GĂŒnter Nobel fasst die politische WirkmĂ€chtigkeit dieser Umtriebe in einer Beschwerde an die Marzahner Bezirksverordneten treffend zusammen: âBegreifen Sie wirklich nicht, dass in einer Zeit wachsenden Rassismus und Antisemitismus solche BeschlĂŒsse neofaschistischen Tendenzen Auftrieb geben können?â[193]
Auch die Umbenennung einer StraĂe, die den Namen des WiderstandskĂ€mpfers und Juden Bruno Baum trug, stieĂ auf Protest. âOffenbar ist ihm nicht bekannt, dass Bruno Baum zu den fĂŒhrenden Köpfen des internationalen Widerstands noch in den Vernichtungslagern, Ausschwitz und Mauthausen zĂ€hlte. Wer wagt es heute, solche Menschen zu beleidigen?â, so GĂŒnther Nobel.[194]
Diese Politik des Abrisses und der Demontage drehte sich um mehr als nur PlĂ€tze und StraĂen. Es ging darum jegliche Ăberbleibsel des marxistischen Antifaschismus verschwinden zu lassen.
Im Folgenden sei auf den Umbau der GedenkstĂ€tten Buchenwald, RavensbrĂŒck und Sachsenhausen verwiesen. Sie zĂ€hlten zu den wichtigsten antifaschistischen GedenkstĂ€tten. An ihrem Beispiel lĂ€sst sich exemplarisch und eindrĂŒcklich nachweisen, wie Neofaschisten und staatliche Politik an einem Strang zogen um den Antifaschismus aus der Geschichte und Erinnerung strichen.
Hier traf der BRD-Geschichtsrevisionismus besonders empfindliche Punkte der fortschrittlichen DDR-Erinnerungskultur. Die ehemaligen Konzentrationslager waren Nationale Mahn- und GedenkstĂ€tten die nahezu alle DDR-BĂŒrger kannten und auch (meist im Rahmen der Jugendweihe) besucht hatten. Den Ausstellungen im Frauenkonzentrationslager RavensbrĂŒck, wurde sich genauso wie denen Buchenwald und Sachsenhausen schon kurz nach der Annexion entledigt.[195] Die erinnerungspolitischen Schwerpunkte passten nicht ins Bild. Sie zeigten das Leiden der Opfer im Zusammenhang mit den faschistischen TĂ€tern und den Unternehmen, die aus den sich zu Tode arbeitenden HĂ€ftlingen Gewinn schlugen.[196] Die reichhaltige Forschung der GedenkstĂ€tten wurde nun von einem Staat verwaltet, der bis 1995 noch nicht einmal eine eigene KZ-Forschung betrieb.[197] Das Geld, das nun investiert wurde, um dieses Geschichtsbild umfassend zu korrigieren, kam auch erstmals seit 1945 der KZ-GedenkstĂ€tte Dachau zugute, die jahrelang den Forderungen der CSU nach SchlieĂung widerstand.[198]
Mit der Zeit regte sich auch hier Widerstand. Beispielsweise auf der Veranstaltung zur Verabschiedung des langjĂ€hrigen Leiters der KZ-GedenkstĂ€tte Sachsenhausen, GĂŒnter Morsch. Er selbst und sein Historiker-Kollege Volkhard Knigge, Leiter in Buchenwald, erhoben heftige Klage ĂŒber staatliche Eingriffe in ihre Arbeit. Ihnen seien GeschĂ€ftsfĂŒhrer vor die Nase gesetzt worden, die eng an die Politik gebunden waren. GewĂŒnscht war eine Opferperspektive mit wenig Verbindungen zur NS-TĂ€terelite, da dies womöglich eine neue Debatte ĂŒber personelle KontinuitĂ€ten in der BRD heraufbeschworen hĂ€tte.[199]
Neuer Schwerpunkt wurden die Speziallager, der Roten Armee und des sowjetischen Geheimdienstes nach 1945. Die Nutzung ehemaliger Konzentrationslager fĂŒr die Internierung schwerbelasteter Nazis war auf den Konferenzen der vier Alliierten der Antihitlerkoalition schon 1943 in Teheran und erneut 1945 in Jalta beschlossen worden. Grundlage fĂŒr die Inhaftierungen waren keine WillkĂŒr des sowjetischen Geheimdienstes, sondern sie basierten auf Funktionslisten, die seit Oktober 1944 vom britisch-amerikanischen Oberkommando erstellt wurden. Die Amerikaner fĂŒllten nach dem Kriegsende 15 einstige KZs, die Briten, Franzosen und Sowjets jeweils 10.[200]
Die Kampfgruppen gegen Unmenschlichkeit bezeichneten diese Speziallager in einer BroschĂŒre aus dem Jahr 1952 als âsowjetische Konzentrationslager auf deutschem Bodenâ. Eine Auffassung, die sich in der Bundesrepublik weit verbreiten sollte.[201] Die Gleichsetzung und angebliche KontinuitĂ€t gehört heute zum guten Ton in der bundesdeutschen Erinnerungskultur. Die Charakterisierung als âsowjetische Konzentrationslagerâ wurde bis dato weitestgehend von Verlagen der neofaschistischen Bewegung gefördert. In den 1990ern schlossen sich auch Bundespolitiker, wie Ex-BundesprĂ€sident Joachim Gauck und zahlreiche Historiker, der Deutung an. Gauck sprach von dem Speziallager als âKonzentrationslager nach dem Vorbild Stalinscher Todes- und Vernichtungslagerâ.[202]
Einige neofaschistische Aktivisten und ihre antikommunistische AnhĂ€ngerschaft warteten die Entscheidungen der zustĂ€ndigen staatlichen Stellen gar nicht erst ab und pilgerten selbst zu den KZ-GedenkstĂ€tten Buchenwald und Sachsenhausen, um dort Kreuze zu errichten und GrabmĂ€ler anzulegen. Gewidmet waren Sie den âOpfern der stalinistischen WillkĂŒrâ. Dabei wurden logischerweise auch solche Personen geehrt, die sich nachweislich an den Verbrechen der deutschen Faschisten beteiligt hatten.[203] Das KZ-Sachsenhausen wurde ab 1990 zu einem regelrechten Wallfahrtsort fĂŒr Neofaschisten. âEhre und Ruhm den deutschen Heldenâ trug hier die Inschrift eines von Faschisten aufgestellten Schildes.[204]
Die neue Schwerpunktsetzung der GedenkstĂ€tten auf die sowjetischen Speziallager erwies diesen KrĂ€ften einen groĂen Dienst. Hier setzte sich klar erkennbar, die von rechten und neofaschistischen Medien betriebene Gleichsetzung durch, die sich an âGrĂ€ueltaten der Kommunistenâ abarbeitete.[205] Gegen diese geschichtsrevisionistische Umdeutung meldeten sich die Ăberlebenden der Konzentrationslager und zahlreiche Antifaschisten zu Wort. Die Ăberlebenden beharrten darauf, dass die Konzentrationslager StĂ€tten ihres Leidens und KĂ€mpfens gewesen waren, weshalb die an ihrer Stelle errichteten antifaschistischen GedenkstĂ€tten nicht einfach zu antikommunistischen GedenkstĂ€tten umfunktioniert werden dĂŒrften.[206] Der Protest wurde von den Springermedien, als Machenschaft kommunistischer Ideologen abgeschmettert.[207]
Es wurden Forderungen laut, die eine finanzielle EntschĂ€digung der HĂ€ftlinge der Speziallager verlangten, und zwar in gleicher Höhe wie die der KZ-HĂ€ftlinge. SchlieĂlich hĂ€tten die Opfer des Kommunismus mindestens genauso schlimm gelitten wie die Opfer des Faschismus.[208] SS-Angehörige aus dem Baltikum erhielten zu dieser Zeit bereits Renten aus der BRD, schlieĂlich waren sie bis 1945 fĂŒr Deutschland im Dienst und wurden danach politisch verfolgt.[209] Die neu gegrĂŒndete Historikerkommission in Buchenwald rĂ€umte den ehemaligen SS-Leuten und Wehrmachtssoldaten ihren Opferstatus ein und nahm gleichzeitig die DDR-Erinnerungskultur ins Visier. So entstanden drei Ausstellungen, jeweils zu den faschistischen Konzentrationslagern, den Speziallagern der Sowjetunion und der Nationalen Mahn- und GedenkstĂ€tte der DDR. Einzelne Ehemalige KZ-Aufseherinnen wie Hertha Pakozdi (Aufseherin in RavensbrĂŒck und Majdanek) wurden so tatsĂ€chlich als Opfer des Stalinismus entschĂ€digt.[210]
Welche Verbrechen an diesem Ort und im Faschismus tatsĂ€chlich geschahen und wie es zu ihnen kommen konnte, wurde so weit und so gut es ging vermischt mit TotalitarismuserzĂ€hlungen und Hetztiraden gegen die DDR. Zwangsarbeit fĂŒr das deutsche Monopolkapital oder die Speziallager als Teil einer konsequenten Entnazifizierung â davon sollte bestenfalls niemand mehr etwas wissen.
Dieser erinnerungspolitische Feldzug offenbart alte KontinuitĂ€ten. Kein Antikommunismus konnte aggressiv genug sein, wenn es darum ging, den Faschismus im Osten Deutschlands zu rehabilitieren. Von der Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit bis zu Joachim Gauck, von faschistischen Pilgergruppen bis zur neu eingesetzten GedenkstĂ€ttenleitung â man war geeint im mehr oder weniger fanatischen Antikommunismus.
Die Geschichte des Ganzen 17-Millionen Volkes und ihrer Partei musste umgeschrieben werden. Ein SelbstverstĂ€ndnis das 40 Jahre lang auf dem Schwur von Buchenwald basierte, konnte fĂŒr die neuen Machthaber nicht schnell genug entsorgt werden.
âWir werden den Kampf erst aufgeben, wenn der letzte Schuldige vom Gericht aller Nationen verurteilt ist. â Die endgĂŒltige Zerschmetterung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ideal.â â Schwur von Buchenwald
Wie wir gesehen haben war es von groĂer Bedeutung fĂŒr die neuen Machthaber die Deutungshoheit ĂŒber die Geschichte zu gewinnen. KĂŒnftig kĂŒmmerte sich die âEnquete-Kommission zur politischen Aufarbeitung von 40 Jahren Vergangenheit der DDRâ um das neue Geschichtsbild.
Was sich hinter dem sperrigen Titel verbirgt, war eine vom Bundestag eingerichtete Instanz, in der Politiker sĂ€mtlicher Parteien sowie Mitarbeiter und Berater aus verschiedenen Bereichen tĂ€tig waren. Diese Enquetekommission war die erste ihrer Art, die sich der Geschichtsschreibung widmete. Die Kommissionen zuvor befassten sich ausschlieĂlich mit Problemen der Gegenwart wie Aids, Flutkatastrophen, Kernenergie und Ăhnlichem. Nun sollte die Geschichte des „alten Feindes“ umgeschrieben werden. Eine Enquetekommission zur Aufarbeitung des Faschismus gab es ĂŒbrigens nie. FĂŒr dieses neue Projekt musste notwendigerweise das Grundrecht auf Wissenschaftsfreiheit weichen.[211]
Zum Leiter der Kommission wurde der CDU-Politiker und radikale Antikommunist Rainer Eppelmann auserkoren.[212] Eppelmann polarisierte nicht nur mit Kampfansagen gegen die DDR und ihren Antifaschismus, sondern lud sich auch munter Akteure der Neuen Rechten in seine Kommission ein. So zum Beispiel den Politikprofessor Klaus Hornung, der Mitglied in Organisationen wie der âKonservativen Aktionâ und dem neurechten âStudienzentrum Weikersheimâ war. Oder auch der Rechtskonservative Eckhard Jesse, der sich lange Zeit der Betonung von âmodernen und progressiven Seiten des Dritten Reichesâ widmete.[213]
Die Kommission werkelte bis 1998 an dem, was heute Einzug in zahlreichen SchulbĂŒchern hielt: Die DDR als zweite deutsche Diktatur – verglichen und oft gleichgesetzt mit dem faschistischen Deutschland.
Die Umsetzung des neuen Geschichtsbildes, war nur mit einer umfassenden SÀuberungswelle an UniversitÀten und anderen akademischen Institutionen möglich. Diese SÀuberung richtete sich vor allem gegen marxistische Historiker und Dozenten, die sich der vorgegebenen Geschichtsschreibung widersetzten. Es ging darum, ein neues Narrativ zu etablieren, das die DDR und ihren Antifaschismus marginalisierte, wÀhrend gleichzeitig die neurechten und antikommunistischen Diskurse der Bundesrepublik gestÀrkt wurden. Historiker, die sich gegen diese Deutungen stellten, wurden entweder aus ihren Positionen entfernt oder ihre wissenschaftliche Arbeit diskreditiert.
Die SĂ€uberungen in den Sozial- und Geisteswissenschaften ĂŒbertrafen dabei die der BRD nach 1945 und sogar die SĂ€uberungswelle nach der MachtĂŒbergabe an den Hitlerfaschismus 1933. Ăber drei Viertel des Lehrkörpers und Personals mussten gehen.[214] FĂŒr die SĂ€uberungen von marxistischen Wissenschaftlern bekam die Humboldt-UniversitĂ€t zu Berlin Wilhelm Krelle als Verantwortlichen vorgesetzt. Er betreute fortan eine Kommission zur Durchleuchtung sĂ€mtlicher Mitarbeiter auf ihre DDR-NĂ€he. Krelle gehörte wĂ€hrend des faschistischen Raubkrieges der 164. Infanteriedivision des XXX. Armeekorps an, die in Griechenland an Kriegsverbrechen wie Massakern beteiligt war.[215] Als SS-SturmbannfĂŒhrer wurde er 1. Generalstabsoffizier einer SS-Panzerdivision.[216] In seiner Funktion an der Humboldt-UniversitĂ€t sorgte er fĂŒr die Entlassung von 170 LehrkrĂ€ften, weil sie âsich dem DDR-System nicht entzogen hĂ€tten.â[217] Entlassungswellen wie diese stieĂen auf den Protest zahlreicher Studenten. Im Falle der Humboldt-UniversitĂ€t, wo die gleichberechtigte Teilnahme der Studenten in allen Gremien noch nicht zerschlagen worden war, organisierten Studenten Protestdemonstrationen.[218] Ihr antifaschistischer Protest richtete sich gegen die Entlassungen und gegen Wilhelm Krelle. Der SS-Generalstabsoffizier blieb allerdings bei seinem Grundsatz: âKein Marxist wird seinen FuĂ jemals ĂŒber die Schwelle dieses Hauses setzen, solange ich hier das Sagen habe.â[219]
Ein Teil der vielen entlassenen DDR-Wissenschaftler lieĂ sich allerdings nicht brechen und entwickelte eine eigene, wenig beachtete Wissenschaftskultur und organisierte sich in Vereinen, Kleinverlagen und Zeitungen. Auch die Teile, die in DDR zu Faschismus und Vernichtungskrieg forschten, versuchten fortan hier einen wissenschaftlichen Antifaschismus-Diskurs weiter zu betreiben.[220]
WĂ€hrend diese Entwicklungen klare Fakten schufen, offenbarte Rainer Eppelmann, Vorsitzender der Enquetekommission, worum es in dieser Aufarbeitung tatsĂ€chlich ging. Auf der 30. Sitzung der Kommission im MĂ€rz 1993 beteuerte er: âNoch in der Zeit nach der Wende beschworen höchst achtenswerte Vertreter der BĂŒrgerbewegung, die die SED-Diktatoren zum Abdanken gezwungen hatten, den Antifaschismus als Kern jener DDR-Vergangenheit, den es durch alle UmbrĂŒche hindurch zu erhalten gelte. Diese Menschen hatten noch nicht erkennen können, in welcher skrupellosen Weise die SED-Machthaber auch das Ideal des Antifaschismus nur noch als Alibi der eigenen autoritĂ€ren Herrschaft einsetzten und miĂbrauchten.â[221]
Diesen Menschen sollte man nun auf die SprĂŒnge helfen: Nie wieder Antifaschismus – dass war das Gebot der neuen Stunde. Nicht nur in den GedenkstĂ€tten, auch an den UniversitĂ€ten und der Forschung konnten alle an einem Strang ziehen: Politiker der Bundestagsparteien, Neurechte Ideologen und ehemalige SS-Mörder – im Antikommunismus vereint. Das ideologische Waffenarsenal, welches man im Kalten Krieg gegen die DDR anhĂ€ufte, konnte nun voll zum Einsatz kommen.
Was bleibt ĂŒberhaupt ĂŒbrig von dieser neofaschistischen Bewegung? Ein Blick auf die heutige politische Landschaft zeigt das weder die gewaltbereite Skinhead Bewegung ihre alte Form halten konnte, auch wenn sie gerade wieder stark wĂ€chst. Auch die DVU, Republikaner und die NPD (heute Die Heimat) beschĂ€ftigen uns nicht mehr im gröĂeren Stil.
Die AfD, die seit ĂŒber 10 Jahren Fremdenhass und Spaltung in so perfektionierter Form verbreitet, dass sie zunehmend Themen setzen und Diskurse dominieren darf, mĂŒssen wir in diesem Kontext verstehen. Bevor wir jetzt also ĂŒbereifrig ĂŒber die AfD urteilen begeben wir uns zurĂŒck in die 1990er um zu verstehen, wie die Refaschisierung Ostdeutschlands uns bis zur AfD und den rassistischen Hetzkampagnen von SPD, FDP, GrĂŒnen und CDU fĂŒhrt.
Die Annexion der DDR und die rassistischen Medienkampagnen verschafften den mitgliederstĂ€rksten neofaschistischen Parteien starken Auftrieb. DarĂŒber hinaus profitierten auch kleinere Zirkel und Kameradschaften von den Entwicklungen.
Ăberall im Osten Deutschlands waren als Folge von KĂŒhnens breitem Netzwerk und deren Abspaltungen Gruppen entstanden. Im Laufe der Zeit entstanden solche GrĂŒndungen immer âunabhĂ€ngigerâ von der westdeutschen Neonazi-Szene. Wer weiterhin tatkrĂ€ftig seine Finger im Spiel hatte war der deutsche Inlandsgeheimdienst Verfassungsschutz. Er vertuschte, schaute weg und finanzierte wo es ĂŒberall nur möglich war, der schrecklichste Beweis dafĂŒr ist das NSU-Netzwerk. Es ging aus der sĂ€chsischen und ThĂŒringer Neonazi-Szene hervor und konnte sich auf Kontakte in ganz Deutschland verlassen. In die MordanschlĂ€ge des NSU waren zahlreiche V-Leute involviert.[222]
Mit den groĂen neuen Aufgaben vor der die faschistische Bewegung in Ostdeutschland stand, konstatierte der Nazi-Jurist JĂŒrgen Rieger: âWenn wir genĂŒgend UntercorpsfĂŒhrer hĂ€tten, könnten wir Zehntausende marschieren lassen.â[223] Eine EinschĂ€tzung, die viele faschistische Kader teilten. So entstanden mehrere Bildungswerke und Schulungszentren fĂŒr die Kaderschulung in Ostdeutschland. In den verschiedenen Initiativen wurden breite Netzwerke von Republikanern und Deutscher Volksunion, bis hinein in Kameradschaften und die Freie Arbeiterpartei (FAP) aufgebaut.[224]
Schon 1989/90 baute die Deutsche Volksunion erste Ortsgruppen im Osten auf. Unterdessen tourte Vorsitzender Bayrische MultimillionÀr Gerhard Frey quer durch die ehemalige Republik und hielt dutzende VortrÀge.[225]
Die Deutsche Volksunion (DVU) konnte im Jahr 1998 mit 12,9% in den Magdeburger Landtag einziehen. Dazu dienten auch die engen Beziehungen zu den Republikanern, die sie im Wahlkampf unterstĂŒtzen. Die Partei fand vor allem unter jĂŒngeren WĂ€hlern aus der Arbeiterklasse anklang und setzte auf ein Image als Protestpartei mit dem Wahlspruch: âProtest wĂ€hlen â Deutsch wĂ€hlenâ. Die Erfolge in Sachsen-Anhalt und kurz darauf in Brandenburg (5,3%) konnte den AbwĂ€rtstrend bei den Mitgliederzahlen kurzzeitig umkehren.[226] Die Partei kĂ€mpfte sich in den Jahren mĂŒhselig auf 4.000 Parteimitglieder in Ostdeutschland hoch. Diese waren allerdings nur wenig aktiv oder geschult.[227] So war es wenig verwunderlich, dass die Landtagsfraktion in Sachsen-Anhalt noch vor Ende der Legislaturperiode auseinanderbrach.[228] Die Mitglieder der ersten Parlamentsfraktionen in Westdeutschland waren auch bereits weitgehend inaktiv, inkompetent und zerstritten.[229]
Darin zeigen sich bereits die Probleme, die trotz der Wahlerfolge in Ostdeutschland zum Niedergang der Deutschen Volksunion fĂŒhren sollten. Die Partei stand hochverschuldet in der Kreide von Gerhard Frey. Dieser ermöglichte keinerlei innerparteiliche Auseinandersetzungen oder Debatten, wodurch nie ein tatsĂ€chliches Parteileben entstehen konnte. Bis auf Parteistammtische entfalteten die nur schlecht geschulten Mitglieder kaum AktivitĂ€ten auĂerhalb des Wahlkampfes. Derartige MĂ€ngel glich Frey durch immense Ausgaben fĂŒr Flyer und Wahlplakate aus. SpĂ€testens ab 2004 befand sich die Partei in einer tiefen Krise, die sie 6 Jahre spĂ€ter zu einer Fusion mit der NPD veranlasste.[230]
Die Krise in den Reihen der Republikaner trug Ă€hnliche ZĂŒge. Die groĂen Wahlerfolge bei der Berliner Senatswahl und der Europawahl 1989, bei denen die Partei jeweils ĂŒber 7% erzielen konnte, beförderten MachtkĂ€mpfe und Richtungsstreitigkeiten. Auch hier entlud sich der Protest ĂŒber den âdiktatorischen FĂŒhrungsstilâ des Vorsitzenden Schönhubers, der die Partei von ihrem konservativen, CDU-nahen Profil wegbewegte.[231] WĂ€hrend die Republikaner in Westdeutschland zunehmend Polizisten, Bundeswehrsoldaten und Akademiker in ihren FunktionĂ€rskörper aufnehmen konnten, scheiterte die Partei im Osten. Die wenigen angeworbenen FunktionĂ€re erwiesen sich als unerfahren, schlecht geschult und teils zu offen neofaschistisch. Die folgende massive Anti-Asyl Kampagne sollte der Partei einen letzten kleinen Aufwind verschaffen. So stiegen die Mitgliederzahlen der Republikaner in Ostdeutschland auf 3.000 Mitglieder im Jahr 1992.[232]
Franz Schönhuber und seinen Republikanern gelang in dieser Zeit das Eindringen in bĂŒrgerlich-liberale Kreise am erfolgreichsten. Um den Vorwurf des Rechtsextremismus gegen die Republikaner zu entkrĂ€ften, legte Schönhuber wĂ€hrend seiner Zeit als Parteivorsitzender in der Regel groĂen Wert auf die Abgrenzung zu DVU und NPD.[233] Die Zielstellung, eine âseriöse und demokratische Alternative der Parteien rechts von der Unionâ[234] zu schaffen, litt allerdings unter dem Druck des offen-rechtsradikalen FlĂŒgels in der Partei. Solche programmatischen Streitigkeiten sollten die Republikaner tiefer in die politische Bedeutungslosigkeit fĂŒhren.[235]
Die Entwicklung der neofaschistischen Bewegung erlitt durch den Niedergang dieser beider Parteien keinen groĂen DĂ€mpfer. Die NPD konnte von der fehlenden Konkurrenz profitieren, wĂ€hrend die zahlreichen rechtsradikalen Gruppen in Ostdeutschland weiter Wurzeln schlagen konnten. Der Bewegung mangelte es weiterhin an geschulten FunktionĂ€ren und Kadern. Obendrein war man sich inhaltlich und organisatorisch uneinig. Viele Strukturen mussten erst mĂŒhevoll aufgebaut werden.
Die Funktion der Neofaschisten als Spalter der Arbeiterklasse blieb ĂŒber die Zeit hinweg genauso bestehen wie die vielen kleineren Wahlerfolge, AufmĂ€rsche und Veranstaltungen, die sich zur politischen NormalitĂ€t entwickeln sollten. Die neofaschistische Bewegung und die in der Grauzone zum Konservatismus arbeitende Neue Rechte waren aus der politischen Landschaft nicht mehr wegzudenken. Dennoch blieben Gewaltexplosionen wie in den frĂŒhen 1990er Jahren fĂŒr lange Zeit unĂŒbertroffen. Die Neue Rechte wusste bereits damals wie entscheidend ein nachhaltiger und langfristiger Aufbauprozess fĂŒr die neofaschistische Bewegung sein wird.
Vor dem Hintergrund des Niedergangs der neofaschistischen Parteien erkannte die Neue Rechte eine erneute Stagnation der Bewegung. So schrieb Karlheinz WeiĂmann 1998 in der Jungen Freiheit: âMan wĂ€re sich sicher gewesen, eine geschichtliche Tendenz erzeugt zu haben, die weite Teile des bĂŒrgerlichen Lagers zur eigenen Seite hinĂŒberzieht.â Die groĂen Schritte, die in diese Richtung gemacht wurden, sind nicht zu ĂŒbersehen. Die herrschende Klasse des deutschen Imperialismus und ihre konservativen Vertreter schĂŒrten einen neuen deutschen Nationalismus und nahmen die Folgen dieser Politik dankend in Kauf. Die Deutsche Volksunion und die Republikaner stellten sich noch zu unprofessionell an, um zu einer wirklichen Option heranzureifen. Als Aufheizer und Ablenker waren sie dennoch gern gesehen. Einigen bĂŒrgerlichen Politikern ging der AbwĂ€rtstrend der rechten Parteien mit Sicherheit gegen den Strich.
Die Stabilisierung rechten Gedankenguts sollte fortan eine Hauptaufgabe der Neuen Rechten werden.[236] In den verschiedenen Verlagen, Zirkeln und Arbeitskreisen wurde weiterhin kontinuierlich diskutiert und Propaganda fĂŒr die Konservative Revolution betrieben. Zeitgleich zum Niedergang von DVU und Republikanern bildete sich das Institut fĂŒr Staatspolitik heraus – heute eine der wichtigsten Neurechten-Denkfabriken in der Bundesrepublik. Die Schulungen und Seminare des Instituts wurden zahlreich und prominent besucht. Nahezu sĂ€mtliche Spitzenpolitiker der AfD gingen ein und aus beim Institut. Ihre Publikationen, sowie die hauseigene âWissenschaftliche Reiheâ erfreut sich ebenso einer breiten Leserschaft und kann immer hĂ€ufiger Impulse in die neofaschistische Bewegung senden. Die feste Zusammenarbeit mit der Auflagenstarken Jungen Freiheit konnte den GrĂŒndern des Instituts von Beginn an sicher sein. In einem Interview mit der Wochenzeitung benannte einer ihrer GrĂŒnder, Karlheinz WeiĂmann, 2001 die Ziele des IfS: âUns geht es um geistigen Einfluss, nicht die intellektuelle Lufthoheit ĂŒber Stammtische, sondern ĂŒber HörsĂ€le und SeminarrĂ€ume interessiert uns, es geht um den Einfluss auf die Köpfe, und wenn die Köpfe auf den Schultern von Macht- und MandatstrĂ€gern sitzen, umso besser.â[237] Die GrĂŒndung des Institutes steht dabei in einer klaren KontinuitĂ€t zur Entwicklung der Neuen Rechten und reagierte auf die Stagnation der 2000er Jahre. WeiĂmann und Kubitschek, die beiden bekanntesten GrĂŒnder des Institutes, teilten sich ihre gemeinsame politische Herkunft aus der völkischen Studentenverbindung Deutsche Gildenschaft, sowie ihre Autorenschaft fĂŒr die Junge Freiheit.[238]
Mit dem Zentrum in Schnellroda knĂŒpften die gröĂtenteils westdeutschen GrĂŒnder gezielt an die Siedlungsstrategien im Osten Deutschlands an. Mit Schulungen und Seminaren holte man die dringend notwendige Ausbildung von Kadern, FunktionĂ€ren, Rednern und Autoren nach. Ăber die Theoriezeitschrift Sezession wurde sich gezielt mit neuen Strategien auseinandergesetzt, wĂ€hrend man verschiedene KrĂ€fte sammelte, organisierte und schulte. Die Verleger und Organisatoren ĂŒbten sich seit ihrer GrĂŒndung im Jahr 2000 in Geduld und langfristigem Denken. Kubitschek gab noch im selben Jahr in der Jungen Freiheit ein Interview und betonte, dass sie âihre Arbeit sehr ernst nehmenâ, sie jedoch âderzeit nicht wirklich gebrauchtâ werden: âUnsere vollkommen abgesicherte Gesellschaft wird durch unsere Warnrufe und Forderungen nicht berĂŒhrt.â Es gelte, dass âPulver trocken zu halten (…), weil die Stimmung fĂŒr uns arbeitet: Es liegt etwas in der Luftâ, so Kubitschek anlĂ€sslich der GrĂŒndung des Instituts.[239]
Die Integrationskraft des imperialistischen Staates hÀlt nicht ewig, dann kann eine neofaschistische Bewegung zur Stabilisierung der kapitalistischen Herrschaft nicht schaden. Es deutet sehr viel darauf hin, dass die Finanzkrise von 2007 und 2008 genau eine solche Dynamik hervorbrachte.
Die mĂŒhevolle Arbeit an einer Konsolidierung der ĂŒbrigen KrĂ€fte formierte sich in den 2000er Jahren zu einem breiten Netzwerk. In ihm fungierte das Institut fĂŒr Staatspolitik als zentrale Denkfabrik, die andere Kreise, wie das von Daimler finanzierte Studienzentrum Weikersheim oder das Thule-Seminar, ergĂ€nzte. Dem hauseigenen Verlag Antaios kam dabei die Aufgabe zu, Strategiedebatten und politische Auseinandersetzungen zu organisieren und festzuhalten. Diese Arbeit wurde auf den Seminaren des Instituts fĂŒr Staatspolitik in Schulungen ĂŒbersetzt, wĂ€hrend die Junge Freiheit propagandistisch in die Breite wirken sollte. Dabei wurden bestĂ€ndige Kontakte zu Parteien wie der Freiheit oder dem Bund Freier BĂŒrger gesucht, die spĂ€ter die AfD mitgrĂŒnden sollten. Als sich 2014, mit RĂŒckenwind von Thilo Sarrazins Buch Deutschland schafft sich ab, die letzten verbliebenen rechtskonservativen Stahlhelmer aus der CDU verabschiedeten und mit weiteren rechtskonservativen Politikern die AfD grĂŒndeten, hatte dieses Netzwerk schon lĂ€ngst einen FuĂ in der TĂŒr und begleitete den Aufbauprozess der Partei. âEine Oase der geistigen Regenerationâ[240] sollte Björn Höcke das Institut spĂ€ter beschreiben. Das Institut fĂŒr Staatsforschung entwickelte sich zum Motor der AfD-Entwicklung und der StĂ€rkung des neofaschistischen FlĂŒgels der Partei.[241]
Ein Achtungserfolg gelang 2017 mit der GrĂŒndung der Desiderius Erasmus Stiftung. Die Stiftung greift bis heute staatliche Finanzierung und Privatspenden fĂŒr ihre Projekte ab. Im Vorstand sitzen derweil einschlĂ€gige Charaktere wie der GrĂŒnder des Instituts fĂŒr Staatsforschung Karlheinz WeiĂmann. Ein weiteres Vorstandsmitglied, Hans Hausberger, wollte schon fĂŒr die Republikaner eine Stiftung grĂŒnden und konnte nun seinen groĂen Traum endlich verwirklichen. [242] Nicht nur das Institut fĂŒr Staatspolitik, sondern auch das neofaschistische Projekt Ein Prozent, die junge Freiheit, Compact und einzelne CDU-Politiker sind mit der Stiftung liiert.[243] Dabei ist alles eingebettet in die Strategie der Neuen Rechen, so gibt Hans Hausberger beispielsweise mittlerweile Seminare âwas man als Rechter sagen kann und was nichtâ, ganz im Geiste Armin Mohlers soll man sich fĂŒr die faschistische Vergangenheit nicht mit dem Nasenring durch die Manege fĂŒhren lassen, sondern sich so weit wie nötig und so wenig wie möglich distanzieren und gleichzeitig die Grenzen des Sagbaren immer weiter ausreizen.
An dieser Stelle wird bereits deutlich, dass wir hier schon lĂ€ngst zu einer gesamtdeutschen Frage vorgestoĂen sind. Wir können allerdings weiterhin erkennen, wie die Annexion der DDR und der Aufbau einer neofaschistischen Bewegung in Ostdeutschland noch heute auf die politischen Entwicklungen einwirken. Die Entwicklung der AfD selbst, ihre hohen Zustimmungswerte in Ostdeutschland â all diese Entwicklungen sind mit der Refaschisierung Ostdeutschlands verbunden. Die Saat, die man in den 1990ern gesĂ€t hat, blĂŒht bis heute.
Die Entwicklungen nach der Annexion der DDR sorgten nicht nur fĂŒr eine breite Kooptierung der Neuen Rechten in Staat und Politik, sondern auch fĂŒr einen reichhaltigen Erfahrungsschatz, aus dem die neofaschistische Bewegung bis heute lernt und SchlĂŒsse zieht. Wie schult und bildet man Kader, um nicht zu enden wie die Deutsche Volksunion? Wie sorgt man fĂŒr Einigkeit und Disziplin in den eigenen Reihen um nicht wie die Republikaner auseinanderzubrechen? Wie kann man die Phasen der Hochkonjunktur, die einem Medien und Politik der BRD gewĂ€hren, langfristig nutzen? Und die wohl entscheidendste Frage: Wie biedert man sich der herrschenden Klasse als seriöse Kraft zur Lösung der Probleme an? Was braucht es, um zur reellen Option fĂŒr die Herrschaft des Kapitals zu werden?
Der Neurechte Stratege Martin Sellner warnt beispielsweise vor zu starker Militanz und Gewalt auf dem Weg zur Macht. Militante Strategien wĂŒrden lediglich fĂŒr Repressionen sorgen und nicht langfristig die Köpfe der Menschen erreichen. Genauso lehnt Sellner das ab, was er als Parlamentspatriotismus beschreibt. Er meint damit eine Integration in das liberale Lager, bei gleichzeitiger Distanzierung vom Faschismus.[244] Was Sellner vorschlĂ€gt und weite Teile der AfD und der Neuen Rechten umsetzen ist eine langfristige RĂŒckeroberung politischer RĂ€ume und Deutungshoheiten, bei gleichzeitiger Anbiederung an das deutsche Kapital.
Die Refaschisierung Ostdeutschlands beschreibt eine Etappe im Klassenkampf des deutschen Kapitals gegen die Ăberreste der annektierten DDR. Mit der Zerschlagung des Antifaschismus dieses Staates, einem marxistischen, klassenbewussten und kĂ€mpferischen Antifaschismus, der wissenschaftlich begrĂŒndet war, sollte die Arbeiterklasse weltanschaulich entwaffnet werden. In diesem Feldzug gegen den Antifaschismus war der Antikommunismus das wichtigste Scharnier auf dem Weg zu einem inhaltsleeren, ungefĂ€hrlichen und verbĂŒrgerlichten Antifaschismus, der den Neofaschismus langfristig eher stĂ€rkt als schwĂ€cht. Die Vorhut dieses Feldzuges boten Neofaschisten der Neuen Rechten, die man fleiĂig in die staatliche Politik, die DDR-Aufarbeitung und in die Erinnerungskultur integrierte. Die Ergebnisse beschĂ€ftigen uns bis heute. Marxistischer Antifaschismus ist zu einem RandphĂ€nomen degradiert worden, wĂ€hrend sich der staatstragende BRD-Antifaschismus und der neoliberale Antifaschismus der meisten Antifa-Gruppen kaum voneinander unterscheiden.
Von den neofaschistischen Gruppen, die man im Zuge der DDR-Annexion aufbaute, gehen bis heute Gewalt und EinschĂŒchterungen aus. Die Osten Deutschlands dient bis heute als RĂŒckzugsort und Freiraum fĂŒr Faschisten. Selbst eine neue rechtsradikale Siedlungsbewegung in den Osten der Republik nahm erst vor wenigen Jahren wieder an Fahrt auf. Mit der âInitiative ZusammenrĂŒckenâ entstand im Jahr 2020 eine Plattform, die UmzĂŒge von West nach Ost koordiniert und bewirbt â ganz im Stile Michael KĂŒhnens in den 1990er Jahren. Die faschistische Bewegung profitiert bis heute von den KontinuitĂ€ten und Netzwerken die man in den 1990ern etablierte und aufbaute. Der Mordterror des NSU, seine Netzwerke und Verstrickungen zum Geheimdienst belegen das eindeutig. Bis heute nutzen sie fortbestehende soziale Probleme im Osten der Republik aus.
Eine Untersuchung des modernen Neofaschismus und der Entstehung der AfD muss an anderer Stelle vorgenommen werden. Bestenfalls bieten diese Untersuchungen einen Beitrag dazu. Die gezielte StĂ€rkung des Neofaschismus im Prozess der Annexion hĂ€ngt unmittelbar mit den heutigen Entwicklungen zusammen. Mit dem ideologischen und organisatorischen Aufbau nach der Annexion wurden KontinuitĂ€ten geschaffen, die bis heute fortbestehen. Sie sind sogar stĂ€rker denn je â sowohl ideologisch als auch organisatorisch. Dass sich in dieser historischen Entwicklung die Neue Rechte als erfolgreichstes Projekt des Neofaschismus durchsetzen konnte, ist kein Zufall. Diese SchlĂ€gertypen und offenen Neonazis braucht man bis heute als MĂ€nner fĂŒrs Grobe. Aber die studierten Faschisten mit Hemd und Krawatte waren interessant genug, um sie im Zuge der Annexion der DDR in den Staat zu integrieren und zu einer relevanten politischen Kraft hochzuzĂŒchten. Weiterhin bedrohen jugendliche, gewaltaffine Nazis Antifaschisten und Migranten in Ostdeutschland. Auch sie erleben gerade einen neuen Hype. Sie arbeiten nicht selten im Vorfeld der AfD, sind von ihr beeinflusst und oft eng mit AfD-Mitgliedern vernetzt.
Eine weitere Auseinandersetzung mit der Entwicklung des Neofaschismus in der Bundesrepublik muss sich unweigerlich der AfD widmen. Wir mĂŒssen ihre Entstehung aus den Kreisen des Liberalismus und Konservatismus genau verstehen und gut nachvollziehen können welche Rolle die Neue Rechte in ihrem GrĂŒndungsprozess spielte. Es ist davon auszugehen das Sie ihre weitere Entwicklung maĂgeblich beeinflusste. Etwas das der Neuen Rechten der 1990er gegenĂŒber der DVU und den Republikanern noch schlecht gelang. Wir mĂŒssen bezĂŒglich dieser Partei verschiedene Fragen klĂ€ren: Wie stark ist sie ideologisch und personell vom Neofaschismus durchsetzt? Welchen Weg geht die Partei? Götz Kubitschek hĂ€lt beispielsweise folgendes fest: âDie AfD musste aus der Mitte kommen und dann von Recht gekapert werden. Sie hat damals nicht begriffen, was sie sein soll und jetzt weiĂ sie es.â[245]
WĂ€hrend nahezu sĂ€mtliche neofaschistische Parteien Europas ihren nationalneutralistischen und NATO-kritischen Kurs verworfen haben, hielt die Alternative fĂŒr Deutschland lange daran fest â eine Position, die dem fest transatlantisch eingebundenen deutschen Kapital natĂŒrlich nicht passt. Jetzt, wo sich jedoch das US-amerikanische Kapital in den Wahlkampf 2025 einschaltet und die Trump-Administration offen eine AfD-Regierung einfordert, ist die Neue Rechte voll im Amerika-Hype. Nur wenige kritische Stimmen bemerken, dass der neue transatlantische Kurs nicht bedeuten darf, das eigentliche Ziel aus den Augen zu verlieren: Remigration, Grundrechtsabbau, AufrĂŒstung. Dem sollte nur wenig im Weg stehen.
Fest steht, dass die ideologischen AnknĂŒpfungspunkte des Faschismus immer vielfĂ€ltiger waren als seine spĂ€tere Funktion. Die ganze russlandfreundliche Show der AfD fĂŒr ihre WĂ€hlerschaft mĂŒssen wir als das benennen, was sie ist: Eine Show.
Die Funktion des Neofaschismus geht schon lange ĂŒber die einer ideologischen Reserve des Kapitals hinaus. Zahlreiche Entwicklungen deuten darauf hin, dass er in den letzten Jahren wieder aktiver und gezielter aufgebaut wird. Der verbĂŒrgerlichte BRD-Antifaschismus bezweckt gleichzeitig das Gegenteil von dem, was er vorgibt â er stĂ€rkt den Neofaschismus und trĂ€gt zur Formierung einer liberalen Volksgemeinschaft bei. In der Frage, wie viel Macht und EinflusssphĂ€ren man dem Neofaschismus gewĂ€hren will, findet derzeit ein groĂer Aushandlungsprozess statt. Die AfD wird gebraucht um Krieg zu fĂŒhren und die Heimatfront zu mobilisieren.
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[209] Linke (1994), S.170.
[210] Heitzer (2023), S. 38.
[211] Wippermann (2009), S.81.
[212] Ebd.
[213] Wippermann (2009), S. 82.
[214] Ahbe (2007), S. 54f.
[215] Klein (2021), S. 7.
[216] Dahn (2021), S. 78.
[217] Klein (2021), S. 7.
[218] Dahn (2021), S. 78.
[219] Dahn (2021), S. 79.
[220] Ahbe (2007), S. 56.
[221] Deutscher Bundestag Referat Ăffentlichkeitsarbeit (1994), S. 1f.
[222] Weitere Infos bei NSU-Watch: https://www.nsu-watch.info/.
[223] Linke (1994), S.148ff.
[224]Linke (1994), S. 171.
[225] Linke (1994), S.59.
[226] Kailitz (2009), S. 111.
[227]Neubacher (1996), S.38.
[228] Kailitz (2009), S. 111.
[229] Kailitz (2009), S. 112.
[230] Ebd.
[231] Neubacher (1996), S. 48f.
[232] Neubacher (1996), S. 48f.
[233] Kailitz (2009), S. 123.
[234] Kailitz (2009) S. 124.
[235] Arbeitsgruppe 2 IfS (2008), S. 16.
[236] Ebd.
[237] Speit (2020), S.13.
[238] Kovahl (2020), S.37.
[239] Speit (2020), S.11.
[240] Tornau (2021).
[241] Ebd.
[242] Joswig (2021).
[243] Joswig (2021) / Bednarz (2019).
[244] Sellner skizziert diese Idee in einer Buchvorstellung im Rahmen des Instituts fĂŒr Staatspolitik. Die Audioaufnahme ist auf dem âKanal Schnellrodaâ erhĂ€ltlich.
[245] Aussage Götz Kubitscheks auf einem PodiumsgesprĂ€ch mit Martin Sellner unter dem Titel âReisefreiheit und Remigrationâ.