Suche

Start Blog Seite 71

Über das Verhältnis des Proletariats zur Wissenschaft

0

Beitrag zur Diskussion um den Leitantrag – keine Positionierung der Kommunistischen Organisation (siehe Beschreibung der Diskussionstribüne)

Ein Gastbeitrag von Nikolai Naumov

Für Kommunisten dürfte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass sie möglichst viele Menschen erreichen und organisieren müssen (Hervorgehoben durch N. N.), dass sie Teil der Arbeiterbewegung sind. Wie Marx sagte, geht es darum, die Welt nicht nur zu interpretieren, sondern sie zu verändern. Und das geht nur, wenn die Volksmassen und vor allem die Arbeiterklasse ihre Lage erkannt hat und weiß, wie sie handeln kann.“

KO, Leitantrag zu 2. Vollversammlung, Zeile 5-9

In dem Leitantrag der Kommunistischen Organisation (KO) zur Arbeit in den Massen werden viele wichtige Fragen aufgeworfen und diskutiert. Doch möchte ich noch etwas ansprechen was meiner Ansicht nach ein durchaus wichtiger Punkt ist, jedoch im Leitantrag kaum Erwähnung fand. Es geht um das Verhältnis der Wissenschaft zur Arbeiterklasse und zur kommunistischen Bewegung. Es geht auch um die Massenarbeit innerhalb der Wissenschaft.

Doch vorerst möchte ich noch einige Worte über die Bedeutung des Leitantrags verlieren, den die KO nun vor einigen Monaten veröffentlicht hat. Ich stimme den restlichen Genossen vollkommen zu, wenn diese meinen der Leitantrag sei bedeutend. Es ist das erste Mal – meines Wissens nach –, dass eine solche Arbeit in der heutigen deutschen Arbeiterbewegung veröffentlicht wurde, somit das erste Mal, dass die Massenarbeit derart angesprochen und diskutiert wird. Der Leitantrag bildet somit einen Grundstein für das weitere Vorgehen der Kommunisten, auf dem weitere Stützpfeiler der Bewegung errichtet werden können. Er erlaubt uns das weitere Vorgehen bei der Arbeit in den Massen und bei dem Aufbau einer Kommunistischen Partei.

„Wenn wir also in unserer Massenarbeit auf die Arbeiterklasse orientieren und damit auch bezwecken, dass unsere neuen Reihen sich aus den Massen der Arbeiter aufstellen, heißt das nicht, dass wir keine Studenten mit kleinbürgerlichem Hintergrund mehr aufnehmen. Das Prinzip ist, dass jeder eine Aufgabe im Kampf der Arbeiterklasse übernehmen kann, seine Potentiale einbringen kann. Wenn wir eine Verbindung zur Arbeiterbewegung und zu ihrem politischen Ziel herstellen, können Studenten, Ingenieure oder Künstler eine positive Rolle spielen. Unser Auftrag ist der politische Kampf der Klasse und dafür alle Kräfte zu sammeln (Hervorgehoben durch N. N.), die ihn führen oder unterstützen.“

KO, Leitantrag zu 2. Vollversammlung, Zeile 760-769

In diesem Punkt stimme ich dem Leitantrag zu, doch möchte ich auch auf einen Punkt tiefer eingehen den ich ebenfalls für wichtig erachte. Es geht wie bereits zu Beginn erwähnt um das Verhältnis der Wissenschaft zur Arbeiterbewegung. Die Wissenschaft beruht bekanntlich auf einer materialistischen Methode um die Welt und ihre Vorgänge zu untersuchen. Einen solchen Anspruch haben auch wir als Marxisten, weswegen eine Zusammenarbeit nicht abwegig erscheint. Dazu kommt, dass viele Wissenschaftler ihre geistige – als auch physische – Arbeit an Kapitalisten verkaufen, was sie somit zu einem Teil des Proletariats macht. Wir sollten deshalb auch versuchen Personen der Wissenschaft zu organisieren und anzuwerben. Wladimir Iljitsch Lenin sprach sich am 1. März 1920 in einer Rede auf dem II. Gesamtrussischen Verbandstag des medizinischen und Sanitärpersonals folgendermaßen über das Verhältnis zwischen der Wissenschaft und dem Proletariat aus.

„Es gab eine Zeit, da die Vertreter der medizinischen Berufe ebenfalls von Mißtrauen gegen die Arbeiterklasse erfüllt waren und von der Wiederkehr der bürgerlichen Ordnung träumten. Jetzt haben auch sie sich davon überzeugt, daß man Rußland nur zusammen mit dem Proletariat einer kulturellen Blüte entgegenführen kann. Zusammenarbeit von Wissenschaftlern und Arbeitern – nur eine solche gemeinsame Arbeit wird imstande sein, die ganze Last des Elends, der Krankheiten und des Schmutzes zu beseitigen. (Hervorgehoben durch N. N.) Und das wird geschehen. Dem Bündnis von Wissenschaft, Proletariat und Technik wird keine noch so finstere Gewalt widerstehen können. (Hervorgehoben durch N. N.)

Wladimir Iljitsch Lenin, Rede auf dem II. Gesamtrussischen Verbandstag des medizinischen und Sanitärpersonals, am 01. März 1920 [1]

Ich bin überzeugt, dass diese Worte nicht nur in einem Arbeiter- und Bauernstaat zutreffend sind, sondern sie vielmehr auch für die kapitalistische Gesellschaft eine gewisse Gültigkeit besitzen. Es zeigt sich, dass Wissenschaftler der allermeisten Bereiche nicht nur gute Genossen, sondern auch eine Bereicherung für die Arbeiterbewegung und die KP sein können. Das werde ich nun auch anhand einiger bekannter Beispiele aufzeigen. Eines der markantesten Beispiele der Vergangenheit ist das Vermächtnis Albert Einsteins. Einstein stand entschieden für den Sozialismus ein. Dies wird vor allem aus seinem Essay „Why Socialism?” ersichtlich, welchen er 1949 im Monthly Review veröffentlichte. In dieser Arbeit sprach Einstein sich im Sinne eines sozialistischen Wirtschaftssystems aus.

„Die ökonomische Anarchie der heutigen kapitalistischen Gesellschaft ist meiner Meinung nach die eigentliche Ursache des Übels. […] Ich bin davon überzeugt, dass es nur einen Weg gibt, diese Übel loszuwerden, nämlich die Errichtung eines sozialistischen Wirtschaftssystems (Hervorgehoben durch N. N.), begleitet von einem Bildungssystem, das sich an sozialen Zielen orientiert. In solch einer Wirtschaft gehören die Produktionsmittel der Gesellschaft selbst und ihr Gebrauch wird geplant. Eine Planwirtschaft, die die Produktion den Bedürfnissen der Gemeinschaft anpasst, würde die Arbeit auf alle verteilen, die arbeiten können. Sie würde jedem Mann, jeder Frau und jedem Kind einen Lebensunterhalt garantieren.“

Albert Einstein, Why Socialism?, Monthly Review 1949 [2]

Ein weiteres historisches Beispiel ist der russische Raumfahrtpionier Konstantin Ziolkowski. Dieser war ein bekannter Unterstützer der Bolschewiki und des Aufbaus einer sozialistischen Gesellschaft. Dies wird aus seinen Briefe und Schriften ersichtlich. Ich möchte hier kurz ein Beispiel aufführen. Kurz vor seinem Tod am 18 September 1935 schrieb Ziolkowski einen Brief an Stalin indem er den Bolschewiki dankt und darum bittet sein Erbe fortzuführen.

“Before the revolution, my dream could not be materialized. However, October brought a recognition of my self-educated efforts. It was only soviet authority and the political party of Lenin and Stalin that displayed effective assistance. I felt the love of our national population and this provides me strength to continue the work, although I was already ill by this time. All of my efforts pertaining to aviation, rocketry, and inter-planetary travel, I bequeath to the Bolshevik Political Party and the Soviet government, as a genuine guidance in the progress of humanity’s culture (Hervorgehoben durch N. N.). I fell certain that this gesture will successfully conclude the work I have started.”

Konstantin Ziolkowski, Brief an Stalin, 13. September 1935 [3]

In der heutigen Zeit zählen Personen wie Grover Furr oder Paul Cockshott zu den nützlichen Figuren die sich gegen manch ein bürgerliches Paradigma auflehnen. Die Arbeit Grover Furrs hat unzählige bürgerlichen Mythen und Übertreibungen in Bezug auf die Zeitperiode Stalins widerlegt. Paul Cockshott wiederum hat mit seinen Texten zur Kybernetik die Möglichkeiten und das Potenzial einer sozialistischen Wirtschaft im 21. Jahrhundert aufgezeigt. Sie leisten mit ihrer tatkräftigen Arbeit einen bedeutenden Beitrag zur englischen/amerikanischen, als auch zur internationalen Arbeiterbewegung im Kampf gegen den Geschichtsrevisionismus. Es sollte allerdings einem jedem Marxisten im Bewusstsein bleiben, dass ein großer Teil der Wissenschaft vom herrschenden System vereinnahmt und korrumpiert wurde und dass ein sehr großer Teil auch die bürgerlichen Ideen verbreitet. Diese Ideologisierung der Wissenschaft ist allgegenwärtig und damit auch gefährlich. Aber auch genau aus diesem Grund ist es unabdingbar die Massenarbeit auch auf die wissenschaftliche Gemeinschaft auszuweiten um beispielsweise gegen bürgerliche Geschichtsschreibung oder abstruse Vorstellungen der bürgerlichen Politökonomie vorgehen zu können.

Die Unterstützung von einem wachsenden Teil der Wissenschaft, würde uns nicht nur um fähige Genossen bereichern, sondern uns auch ein gutes propagandistisches Standbein bieten. Die Massenarbeit in der wissenschaftlichen Gemeinschaft könnte die Massenarbeit in anderen Bereichen stützen, wenn nicht gar vorantreiben. Diesen Punkt könnte und sollte man theoretisch weiter ausführen, doch ist es nicht Sinn dieses Beitrags über die Agitation und Propaganda zu reden. Dies ist ein Thema für einen anderen Beitrag. Allerdings kann man festhalten, dass die „Zusammenarbeit von Wissenschaftlern und Arbeitern“ ein gewisses Prestige an sich hat, das wiederum durchaus nützlich sein könnte.

Bei all dem darf man allerdings auch nicht das eigentliche Ziel der Massenarbeit aus den Augen von verlieren, dass sich auch im bereits im Wort selbst wiederspiegelt. Die primäre Aufgabe ist die Organisierung der Massen, also der gesellschaftlichen Mehrheit. Man darf sich dementsprechend nicht auf eine Bevölkerungsgruppe beschränken, sondern muss in allen möglichen Bereichen die Organisierung vorantreiben. In diesen Bereichen müssen wir als Kommunisten schlussendlich auch um die führende Rolle streiten.

Doch was heißt das Ganze zusammengefasst? Es heißt, dass wir auch auf eine Zusammenarbeit mit Teilen der wissenschaftlichen Gemeinschaft setzten müssen. Es heißt, dass wir den Wissenschaftlern aufzeigen müssen, dass die Wissenschaft „nur zusammen mit dem Proletariat“ uns „einer kulturellen Blüte entgegenführen kann“. Arbeit in den Massen, heißt nicht nur Arbeit unter den Arbeitern in Fabrik und Schacht, sondern gleichermaßen Arbeit innerhalb der Wissenschaft. Denn „nur eine solche gemeinsame Arbeit wird imstande sein, die ganze Last des Elends, der Krankheiten und des Schmutzes zu beseitigen“ und den Aufbau einer neuen Gesellschaft zu sichern. Einer Gesellschaft die „jedem Mann, jeder Frau und jedem Kind einen Lebensunterhalt garantieren“ wird.

Proletarier aller Länder, vereinigt euch!

Bibliographie:

[1] Wladimir Iljitsch Lenin, Rede auf dem II. Gesamtrussischen Verbandstag des medizinischen und Sanitärpersonals 01. März 1920 // Lenin Werke, Band 30, Dietz Verlag Berlin 1961 // S. 393-394 // auch unter: http://www.red-channel.de/LeninWerke/LW30.pdf (aufgerufen am 19.07.2019).

[2] Albert Einstein, Why Socialism? // Monthly Review 1949 // URL: https://monthlyreview.org/2009/05/01/why-socialism (aufgerufen am 19.07.2019) oder die deutsche Übersetzung auf Linksnet unter: https://www.linksnet.de/artikel/19102 (aufgerufen am 19.07.2019).

[3] Daniel H. Shubin, Konstantin Eduardovich Tsiolkovsky: The Pioneering Rocket Scientist and His Cosmic Philosophy // Algora Publishing (15. August 2016) // ISBN-10: 1628942371 // S.72f // URL: https://books.google.de/books?id=WG0EDQAAQBAJ&pg=PA64&lpg=PA64&dq=konstantin+eduardovich+tsiolkovsky:+the+pioneering+rocket+scientist+book&source=bl&ots=UmQ93OaqEK&sig=ACfU3U1s09xLWWYTs1xGmsvPv96Jrk861A&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwj3j8zOncHjAhWQblAKHTirBGEQ6AEwEHoECAkQAQ#v=onepage&q=konstantin%20eduardovich%20tsiolkovsky%3A%20the%20pioneering%20rocket%20scientist%20book&f=false (aufgerufen am 19.07.2019).

Neuauflage: „Unter Feuer – Die Konterrevolution in der DDR“

0

Wir freuen uns, euch mitteilen zu können, dass wir gemeinsam mit der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und der Zeitschrift „offen-siv – Zeitschrift für Sozialismus und Frieden“ das lange vergriffene Buch „Unter Feuer – Die Konterrevolution in der DDR“ neu herausgeben. Das Buch entstand vor 10 Jahren als Zuarbeit für die Forschung der Kommunistischen Partei Griechenlands (KKE) zum Thema der Entwicklung und der konterrevolutionären Zerstörung der DDR. Die in diesem Werk vereinten Beiträge haben auch ein Jahrzehnt später nicht an Aktualität verloren. Sie sind für uns und unseren Klärungsprozess auch heute noch wichtige wissenschaftliche Arbeiten. 30 Jahre nach dem Ende der DDR sind sie die vielleicht wichtigsten Beiträge zur Frage: „Wie kam es zur Konterrevolution?“

Allen Interessierten, die einen wissenschaftlichen Blick auf die DDR und ihre Errungenschaften werfen wollen, empfehlen wir dieses Buch.

Ihr bekommt die gedruckte Version bei eurer Lokalen Gruppe der Kommunistischen Organisation oder über die Homepage der Zeitschrift offen-siv.


Vorwort der Kommunistischen Organisation:

70 Jahre nach der Gründung des ersten sozialistischen Staates auf deutschen Boden und 30 Jahre nach dessen Zerschlagung, finden wir uns in einer katastrophalen weltpolitischen Lage wieder. Die imperialistischen Staaten überziehen viele Länder mit Kriegen, Sanktionen und Zersetzung. Millionen sind von Hunger und Arbeitslosigkeit betroffen. Die Barbarei des Imperialismus ist für sie alltäglich. Aber auch in den Zentren des Imperialismus sind die Kapitalisten in der Offensive. Der Abbau sozialer und Arbeiterrechte wird stärker als je zuvor betrieben. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich die Unzufriedenheit der Werktätigen ihre Bahn brechen wird. Daher werden immer gezielter von Staat und Kapital faschistische Optionen aufgebaut und eine Militarisierung nach innen betrieben, die schon jetzt eine Bedrohung für die Organisationen der Arbeiterklasse sind.

Auch die internationale kommunistische Bewegung ist in einer Krise. 30 Jahre nach der Konterrevolution sind viele Arbeiter- und Kommunistischen Parteien auf revisionistische Positionen eingeschwenkt oder haben ein unklares Verhältnis zu ihnen. Regierungsbeteiligung oder -unterstützung, die Illusion in die Reformierbarkeit des Imperialismus und mangelnde Klarheit über die Gesetzmäßigkeiten des Sozialismus sind unter anderem Ausdruck davon. Die Erosion unserer Theorie ist massiv. Daher kann für uns die Parole nur lauten: Einheit durch Klarheit! Die dringenden Fragen müssen geklärt werden.

Eine wesentliche Frage ist dabei unser Verhältnis als Kommunisten zum real existierenden Sozialismus. Wie halten wir es mit der DDR? Unsere Antwort ist klar: Die DDR ist die größte Errungenschaft der deutschen Arbeiterklasse! Sie ist ein Teil unserer Geschichte und dient uns als positiver Bezugspunkt für unsere heutigen Kämpfe. Wir müssen die Ursachen für ihre Niederlage untersuchen. Ohne romantischen Schnörkel, ohne Angst vor der Wahrheit., mit dem schonungslosen Blick auf die inneren und äußeren Faktoren. Nur so können wir am Ende den Sozialismus der DDR und seine Errungenschaften gegen Kritiker und Feinde verteidigen.

Als Kommunistische Organisation haben wir uns vorgenommen, einen Klärungsprozess anzustoßen und zu organisieren, um zentrale Fragen der kommunistischen Bewegung zu beantworten. Die Fragen der Geschichte, Analyse, Konzeption und Perspektive des Sozialismus sind dabei unumstritten besonders wichtig. Das vorliegende Buch „Unter Feuer“ war bereits vor zehn Jahren ein Meilenstein in der Darstellung und Analyse der Errungenschaften der DDR und der SED, der Strategien des Imperialismus gegen sie und der Ursachen der Niederlage. Wir freuen uns, zehn Jahre nach der ersten Auflage dieses Buches nun an der Neuauflage beteiligt zu sein. Wir begreifen dieses Buch als eine wichtigen Debattenbeitrag, mit dessen Ergebnissen wir uns kritisch auseinander setzen und dessen Erkenntnisse wir in unsere weitere Forschungsarbeit einbeziehen und weiterentwickeln wollen. Wir hoffen mit allen interessierten Genossen gemeinsam diesen Prozess vorantreiben zu können.

Und nicht zuletzt wollen wir die große Leistung der Arbeiterklasse in Deutschland, einen eigenen Staat errichtet und geführt zu haben, verbreiten und vermitteln. Was könnte mehr anspornen als die Erkenntnis: Wir haben es schon einmal geschafft, ein Land des Friedens, des planmäßigen Fortschritts und der internationalen Solidarität aufzubauen. Denn am Ende geht es um nichts weniger als aus den Leistungen und den Fehlern der Vergangenheit, die Grundlage für einen neuen Anlauf zur Revolution und zum Aufbau des Sozialismus zu legen.

Diskussionsbeitrag zu bürgerlicher und kleinbürgerlicher Ideologie

0

Beitrag zur Diskussion um den Leitantrag – keine Positionierung der Kommunistischen Organisation (siehe Beschreibung der Diskussionstribüne)

von Lars Schnitzler

Im Leitantrag findet an mehreren Stellen die „kleinbürgerliche“ und die bürgerliche Ideologie Erwähnung. Richtigerweise wird in Zeile 1201ff festgestellt, dass „Der Kampf gegen die bürgerliche Ideologie und der konsequente Standpunkt für die Klasseninteressen“ der in den Massenorganisationen organisierten Werktätigen zusammengehören. Doch leider fehlt es an einer klaren Definition beider Ideologien, was meines Erachtens aus zwei Gründen ein Problem darstellt:

  1. Stellen der Einfluss der bürgerlichen und kleinbürgerlichen Ideologie auf die Massen doch Hauptprobleme für unsere Massenarbeit dar. So wird im LA richtigerweise die Position vertreten, dass zur Organisation der Arbeiterklasse Formen gefunden werden müssen, „die unabhängig von der bürgerlichen Ideologie sind“. Dazu benötigen wir allerdings ein klares Verständnis der bürgerlichen Ideologie!
  2. Handelt es sich ja bei bürgerlicher und kleinbürgerlicher Ideologie keineswegs um inhaltsleere Begriffe, mit denen wir alles bezeichnen, was uns nicht in den Kram passt. Vielmehr handelt es sich jeweils um Weltanschauungen mit einer ganz bestimmten Klassenbasis und entsprechendem Inhalt.

Auch wenn wir den Ideologiebegriff an sich noch nicht ausreichend geklärt haben, möchte ich doch den Inhalt der bürgerlichen und kleinbürgerlichen Ideologie kurz skizzieren. Wenn ich hierbei bestimmte Ansichten als „kleinbürgerlich“ oder „bürgerlich“ kategorisiere, meine ich damit den Klasseninhalt der Ideologie und nicht notwendigerweise den jeweiligen Vertreter. Denn wie oben erwähnt, haben die kleinbürgerliche und die bürgerliche Ideologie einen großen Einfluss auf die Arbeiterklasse – das ist ja gerade das Problem.

Die bürgerliche Ideologie

Die bürgerliche Ideologie verkörpert die Klasseninteressen der Bourgeoisie, also in erster Linie die Aufrechterhaltung ihrer Herrschaft und der kapitalistischen Produktionsverhältnisse. Dazu rechtfertigt, verschleiert und beschönigt sie die herrschenden Verhältnisse oder stellt diese als alternativlos dar. Außerdem dient sie der Bourgeoisie auch zur Durchsetzung von verschiedenen konkreten strategischen und taktischen Zielen. Daher nimmt sie durchaus unterschiedliche, einander scheinbar widersprechende Formen an. So wird z.Bsp. auf der einen Seite nationaler Chauvinismus dort eingesetzt, wo die Massen in den Krieg gehetzt werden sollen, während auf der anderen Seite Kosmopolitismus dann gepredigt wird, wenn es darum geht ein imperialistisches Bündnis wie die EU zu rechtfertigen. Die Rassentheorie des deutschen Faschismus hat dem deutschen Monopolkapital genauso zur Durchsetzung seiner Interessen gedient, wie die Vorstellung eines „grenzenlosen“ und „friedlichen“ Europas heute.

Die bürgerliche Ideologie war fortschrittlich, als sie sich gegen die feudalistischen Verhältnisse wandte. Spätestens seitdem diese überwunden und der Kapitalismus in sein imperialistisches Stadium übergegangen ist, ist sie reaktionär, weil sie der Aufrechterhaltung der überkommenen kapitalistischen Produktionsverhältnisse dient. Sie bildet auf der Ebene der Weltanschauung den unmittelbaren Gegensatz zu den Interessen der Arbeiterklasse. Sie muss von uns daher kompromisslos entlarvt und bekämpft werden.

Die kleinbürgerliche Ideologie

Die kleinbürgerliche Ideologie entspricht dem Klassenstandpunkt des Kleinbürgertums. Dieses verfügt zwar über eigene Produktionsmittel, ist aber gleichzeitig auch zur Arbeit gezwungen, das heißt, es steht ökonomisch zwischen Bourgeoisie und Proletariat. Auch gehen einzelne Kleinbürger beständig in die beiden Hauptklassen über – die einen steigen in die Bourgeoisie auf, die anderen ins Proletariat ab. Aus seiner schwankenden ökonomischen Lage ergibt sich auch das politische Schwanken des Kleinbürgertums. Zwar haben weite Teile des Kleinbürgertums ein objektives Interesse an der Überwindung des Kapitalismus, jedoch ist es aufgrund seiner ökonomischen Lage nicht in Stande, unabhängig von der Arbeiterklasse eine wirklich revolutionäre Weltanschauung zu entwickeln.

So setzt sich die Kleinbürgerliche Ideologie – im Unterschied zur bürgerlichen Ideologie – Befreiung zum Ziel. Allerdings wird hierbei die Befreiung des Individuums zur Voraussetzung für die Befreiung des Kollektivs gemacht oder die letztere gänzlich verworfen. Dies findet insbesondere im Anarchismus seinen Ausdruck. Aber auch einige andere Beispiele dafür, wie die kleinbürgerliche Ideologie die individuelle Selbstbefreiung an die Stelle des gemeinsamen Kampfes gegen den Kapitalismus setzt, sollen hier genannt werden. Viele Formen der Konsumkritik zielen darauf ab, durch den bewussten individuellen Konsum, die Produktionsbedingungen zu verbessern, während sich längst nicht alle einen solchen „fairtrade“- oder „öko“-Lifestyle überhaupt leisten können. Beim Drogenfetischismus versuchen einzelne über Drogenkonsum den unbefriedigenden Verhältnissen in angebliche höhere, übernatürliche Zustände zu entfliehen. In Teilen der Hackerszene herrscht die Vorstellung vor, sich über das Betreiben eigener Server und das Erstellen von Open-Source-Software im Internet unabhängig von den Mechanismen des Kapitalismus machen zu können. Die Queer-Theorie konstruiert eine unendliche Vielzahl von individuellen Geschlechteridentitäten und versucht real existierende biologische Kategorien, wie „Männer“ und „Frauen“ abzubauen. Wie sollen sich aber die Männer und Frauen der Arbeiterklasse gemeinsam gegen die Unterdrückung der Frauen organisieren, wenn es laut Queer-Theorie gar keine Frauen gibt?

Die kleinbürgerliche Ideologie ist damit nicht in der Lage, eine politische Linie zu entwickeln, die auf den gemeinsamen, einheitlichen und organisierten Kampf der Massen um die ökonomische und politische Macht, orientiert. Eine solche Linie entspricht objektiv den Interessen der Arbeiterklasse. Das Hereindringen der kleinbürgerlichen Ideologie in die Reihen der Arbeiterbewegung zersetzt deren Organisations- und Aktionsfähigkeit und führt zu Opportunismus. Daher müssen wir auch die kleinbürgerliche Ideologie entlarven und bekämpfen, insbesondere dort, wo sie vermeintlich „revolutionär“ oder „fortschrittlich“ daherkommt.

Die bürgerliche und kleinbürgerliche Ideologie bekämpfen – das gesellschaftliche Bündnis aufbauen!

Neben der Arbeiterklasse müssen sich, für den erfolgreichen Kampf für den Sozialismus, auch die übrigen Teile der Massen organisieren. Neben Teilen der Intelligenz (z.Bsp. Ingenieure und Wissenschaftler), ist insbesondere das Kleinbürgertum, grundsätzlich für den Kampf für den Sozialismus zu gewinnen. Auch den Ladenbetreiber, den (schein)selbstständigen Grafikdesigner oder den Kleinbauern sollten wir erreichen. Auch diese, oft unter sehr prekären Verhältnissen lebenden, Teile des Volkes müssen sich im Bündnis organisieren, und zwar im Bündnis mit der Arbeiterklasse. Damit es aber möglich ist, dass sich ihre Organisierung auch konsequent gegen ihren gemeinsamen Feind, die Kapitalistenklasse richtet, muss diese unter der Hegemonie der Arbeiterklasse stattfinden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sich beispielsweise in einer denkbaren Bewegung der kleinen Selbstständigen nur deren Partikularinteressen durchsetzen und zum Beispiel für eine Senkung der Gewerbesteuer oder bessere Preise gegenüber der Kapitalistenklasse gekämpft wird. „Erst wenn eine stark organisierte Arbeiterklasse auftritt, wird sich die Frage der gesellschaftlichen Bündnisse mit anderen Schichten, die näher an der Bourgeoisie stehen, stellen.“, heißt es dazu im Leitantrag (Z. 743ff). Die Arbeiterklasse kann sich aber nur zu einer starken, klassenorientierten Arbeiterbewegung organisieren, wenn sie die bürgerliche, wie auch die kleinbürgerliche Ideologie aus ihren Reihen herausdrängt. Für den Aufbau des gesellschaftlichen Bündnis mit dem Kleinbürgertum ist also der Kampf gegen die kleinbürgerliche Ideologie in der Arbeiterklasse nötig.

Für eine klassenorientierte Arbeiterbewegung! Für ein gesellschaftliches Bündnis für den Sozialismus!

Über Vorfelder, Abhängigkeiten und politische Bedürfnisse

0

Beitrag zur Diskussion um den Leitantrag – keine Positionierung der Kommunistischen Organisation (siehe Beschreibung der Diskussionstribüne)

von Fiona und Lip Gallagher

Vorfeldorganisationen

Um uns dem zu nähern, was man unter Vorfeldorganisationen verstehen kann, sollten wir uns zu Beginn anschauen was in Abgrenzung dazu eigentlich Massenorganisationen (MO) meinen und wie daneben die KP/KO in den Massen arbeitet.

Eine positive Bestimmung des Begriffs der Massenorganisationen wurde im Leitantrag der KO sehr umfangreich vorgenommen, weshalb ich ihn hier nur an Eckpunkten umreißen will. Massenorganisationen definieren sich demnach als „Organisationen in denen sich die Massen (die auf Seiten und im Interesse der Arbeiterklasse kämpfen. Anm. des Autors.) entlang ihrer ökonomischen, sozialen und kulturellen Bedürfnisse organisieren“. Sie funktionieren nach den drei Prinzipien der Aktivität/Selbsttätigkeit, der Eigenständigkeit/Unabhängigkeit und der Klassensolidarität.

Aktivität und die Förderung der Selbsttätigkeit, sowie Klassensolidarität sind zwei Prinzipien, die sich idealerweise in allen Organisierungsformen finden müssen, in denen Kommunistinnen und Kommunisten aktiv sind. Die Differenz, zwischen MO und der Arbeit in der Massen der KP/KO besteht demnach in der Frage der Eigenständigkeit/Unabhängigkeit bzw. Abhängigkeit.

Unabhängig müssen die MOs sein, damit die Arbeiterinnen und Arbeiter lernen sich für ihre eigenen Interessen zu organisieren. Sie lernen dabei, was es heißt zielgerichtet Diskussionen zu führen, Entscheidungen zu treffen und diese organisatorisch umzusetzen. Als Kommunisten in den MOs werden wir dabei nicht bevormunden, sondern argumentativ mit den Leuten um die richtigen Positionen ringen. Dabei kann es sein, dass wir dieses Ringen auch verlieren und Sachen anders gemacht werden, als wir es uns vorgestellt hätten. Wir gehen dieses „Risiko“ ein, weil wir vermitteln wollen, was wirkliche Demokratie bedeutet. Gleichzeitig prüfen und schärfen wir in den Diskussionen und Auseinandersetzungen in den Massen unsere eigenen Positionen, unsere agitatorischen und propagandistischen Fähigkeiten. Nur wenn wir durch objektiv richtige Argumente überzeugen, werden wir auch in unabhängigen Massenorganisationen eine klassenkämpferische Orientierung geben können. Mit dem Aufbau unabhängiger MOs legen wir den Grundstein für das, was später mal die Grundstrukturen einer revolutionären und später sozialistischen Ordnung sein werden.

Abhängige Strukturen hingegen benötigen wir an den Punkten, in denen wir es nicht zulassen können, dass die Inhalte verwässert werden, oder auf die eine oder andere Weise interpretiert werden können. So kann sich z.B. der offene Lesekreis, wenn er nur der Befriedigung eines kulturellen Bedürfnisses dient, um jedes X-beliebige Thema drehen. Dient er aber der Bildung unserer Mitglieder, werden wir penibel darauf achten, welche Inhalte in welcher Reihenfolge vermittelt werden. Die GuG, die diesen veranstalten werden Rechenschaft über Planung, Ablauf und Inhalt ablegen müssen. Im Interesse der Gesamtorganisation muss solch ein Lesekreis inhaltlich möglichst homogenisiert stattfinden.

In der Diskussion um Massenarbeit taucht nun aber zusätzlich der Begriff des Vorfelds auf. In der Argumentation erscheinen diese Vorfeldorganisationen als ein Hybrid zwischen den oben definierten unabhängigen MOs und den Angeboten der KP/KO für die breite Masse. Nach Außen machen sie den Anschein einer MO, werden dabei aber inhaltlich von der KP/KO bestimmt, sind also keineswegs unabhängig von ihr. Ob oder warum man solch ein Konstrukt bauen sollte, scheint dabei nicht willkürlich zu sein. Vielmehr scheinen darin Annahmen über die Verfasstheit unserer Gesellschaft zu stecken. Historisch gibt es einige Beispiele, in denen Kommunisten Organisationen gegründet haben, die der Form nach als MOs erschienen, dem Inhalt nach aber straff abhängig organisiert waren. Kommunisten griffen immer dann auf solch eine Form zurück, wenn zu befürchten war, dass ein direkter und offener Kontakt mit den Strukturen der KP/KO zur Einspülung von Spitzeln oder zu direkter Repression geführt hätte. Die Vorfeldorganisation also als Puffer. Auch heute noch gibt es einige K-Gruppen, hier vorwiegend Gruppen aus dem maoistisch/hoxhaistischen Spektrum, die sich im Geheimen organisieren. Sie treten nicht offen mit einem Angebot an die Massen auf, sondern immer nur vermittelt mit Organisationen, die nicht sofort auf sie selber schließen lassen. Als Grundlage für dieses geheime oder verdeckte Handeln, nennen sie dann oft die gesellschaftlichen Bedingungen. Wenn wir also davon ausgehen, dass wir in offen faschistischen Zeiten leben und agieren, dann ist es nur logisch und konsequent, dass wir uns auch genau so organisieren. Dabei kann für uns als Kommunisten nicht die Parole lauten: einfach auf Nummer sicher gehen und direkt geheim organisieren. Denn eine Partei mit Massenwirkung im Geheimen aufzubauen bedarf dabei natürlich einem immensen Mehraufwand und wird immer zulasten breiter Mobilisierungsfähigkeiten gehen.

Die Frage, ob wir nun unsere Massenarbeit abhängig oder unabhängig von der KP/KO machen, scheint an die Frage gekoppelt, unter welchen gesellschaftlichen Bedingungen wir heute agieren.

Was meint ideologische Abhängigkeit?

Die Frage, ob eine Organisation abhängig ist oder nicht, ist die Frage, ob in ihnen die Beschlüsse der KP/KO sowie ihre ideologische Grundlage verbindlich sind oder nicht.

So mag es vielleicht einfach sein z.B. einen Jugendverband, der sich in größten Teilen aus Sympathisanten einer KP/KO speist, unabhängig zu nennen und gleichzeitig unsere Prinzipien der Massenorganisation (Aktivität/Selbsttätigkeit, Eigenständigkeit/Unabhängigkeit, Klassensolidarität) verwirklicht zu sehen. Die dort organisierten Jugendlichen stehen mit uns in Austausch, nehmen unsere Positionen und Vorschläge zur Organisierung an, weil sie von sich aus damit sympathisieren, oder sogar selber Mitglieder der KP/KO sind. Aber was bedeutet diese Unabhängigkeit denn in anderen Organisationen des Alltags? Schauen wir uns den einfachen Sportverein an. Jeder, der mal Sport in einem herkömmlichen Verein betrieben hat, wird ein Lied von undurchsichtigen Hierarchien, sowie übertriebener Bürokratie und Formalismus singen können. Nicht umsonst gibt es das tolle deutsche Wort Vereinsmeierei, welches beschreibt, dass die inhaltliche Vereinsarbeit hinter Formalia und Bürokratie zurücksteht. Eine Umsetzung oder nur Anlehnung an eine aktivierende, unabhängige und (klassen-)solidarische Massenorganisation wird in einem solchen Rahmen, ohne unser Wirken, nicht stattfinden. Diese Art des Vereinswesen ist also eigentlich das Gegenteil von dem, was wir uns als Kommunisten unter einer fortschrittlichen Struktur vorstellen. Wir werden nun aber nicht den Schluss daraus ziehen Vereine, in denen sich eine solche Vereinsmeierei zeigt, links liegen zu lassen. Ganz im Gegenteil sollten wir versuchen auch gerade dort für die Umsetzung unserer drei Prinzipien zu streiten. Als Strukturen, in denen sich Massen entlang ihrer Bedürfnisse organisieren, sind sie für uns als Wirkfelder zu betrachten. Unser Ziel muss es dabei sein, ideologische Führung zu übernehmen, ohne die Leute dabei zu bevormunden. Das kann in einem von sich aus von der KP/KO unabhängigen herkömmlichen Sportverein ganz klar nicht durch Bindung an die Beschlüsse der KP/KO geschehen oder auch nur durch Sympathie mit unseren Grundlagen, sondern durch die Vorreiter-Rolle der dort agierenden Kommunisten als Streiter für die inhaltliche Füllung des Vereins, auf Grundlage unserer drei Prinzipien. Offenheit und Transparenz in Diskussionen und Beschlusswesen haben dabei oberste Priorität und sind damit das genaue Gegenteil vom bürgerlichen Vereinswesen.

Das „politische Bedürfnis“

Ein weiteres Phänomen in der Debatte wird als „politisches Bedürfnis“ benannt. Einige unserer GuG behaupten, dass wir die Massen nicht nur an ihren sozialen, ökonomischen und kulturellen, sondern auch an ihren politischen Bedürfnissen aktivieren sollten. Aber was soll das sein, ein politisches Bedürfnis in Abgrenzung zu den drei anderen? Und wieso sollten wir dieses Bedürfnis nicht in der KP/KO befriedigen, sondern in separaten MOs? Zwei populäre Beispiele dazu:

Zum einen gibt es einen Trend zur Organisierung bezüglich sog. Palästinasolidarität. Dieses Thema ist für die internationale kommunistische Bewegung wichtig wie kein zweites. Gerade in der BRD scheint es der Gradmesser für die Frage zu sein, ob jemand für oder gegen den deutschen Imperialismus und seine Vasallen streitet. Ein Thema also, dass eine viel zu große Schwere hat, um es in der MO der grundsätzlichen Diskussion preiszugeben und hier Gefahr zu laufen, eine weichgewaschene äquidistante Position gegen die Interessen der Geknechteten und Unterdrückten in Israel und Palästina tragen zu müssen. Wenn es aber nun darum gehen soll, Betroffene selber zu organisieren, dann scheint das Thema mit einfacher „Palästinasolidarität“ doch recht falsch übertitelt zu sein. Die Besatzung der Palästinenser mag die Ursache für eine Reihe von Problemen sein, aber sie sind in der alltäglichen Konsequenz nicht unbedingt das dringendste Problem dieser Leute. Nach Deutschland geflüchtet, sind sie hier ebenso Opfer von sich verschärfenden Asyl- und Sozialgesetzen, der Ausbeutung durch sog.“Samsara“ (arabisch für „Vermittler“; die neu ankommenden Flüchtlingen Hilfe, Arbeit und Wohnungen anbieten, sie dabei aber oft betrügen) und rassistischen und islamophoben Anfeindungen. Die Probleme dieser Leute sind alltäglicher Natur, eine Auseinandersetzung mit Palästina aufgrund eines vermeintlich „politischen Bedürfnisses“ dabei häufig zweitrangig. Wenn also eine MO an den Bedürfnissen von Palästinensischen Flüchtlingen entstehen soll, dann muss diese viel Themen- und Ergebnisoffener aufgebaut werden und sich an ihren sozialen, kulturellen und ökonomischen Bedürfnissen orientieren. Wie in allen anderen MOs muss unser Anspruch sein, Probleme und Lebenslagen auf das kapitalistische System und seine Auswirkungen zurückzuführen und die gesellschaftlichen Gesamtzusammenhänge aufzuzeigen. Wenn also aus der MO heraus eine Palästina-solidarische Aktion o.Ä. erwächst, umso besser. Eine Organisierung allerdings an einem vermeintlichen „politischen Bedürfnis“ zu beginnen, zäumt das Pferd sozusagen von hinten auf.

Ein anderes Beispiel sind Studenten. Unumstritten gibt es das Phänomen, dass junge Menschen für ihr Studium die Stadt und den Wohnort wechseln, sich in neue soziale und kulturelle Kreise begeben und anfangen, sich für die Welt und ihre Wirkmechanismen zu interessieren. Auslandssemester, Bundesfreiwilligendienste, oder sonstige voluntaristische Arbeiten öffnen den Jugendlichen durchaus die Augen für die Probleme der Welt. Dabei werden wohl weniger die eigene Stellung in der kapitalistischen Gesellschaft zur Grundlage des Handels gemacht, als vielmehr etwas, was man als politisches Bedürfnis überschreiben könnte. Nur sollten wir als Kommunisten dem bloßen Vorhandensein von so etwas wie einem politischen Bedürfnis Rechnung tragen, um Menschen an diesen diffusen Gefühlen zu organisieren? Wozu solch eine rein „politische“ Organisierung, ohne Erdung an soziale oder ökonomische, sprich also an materialistische Grundlagen, führt, sehen wir heute in den mannigfaltigen Verfehlungen Postmoderner Ideologien. Unsere Aufgabe als Kommunisten muss es sein, den Leuten die Zusammenhänge in der Welt richtig und verständlich vor Augen zu führen. Jede politische Neigung muss hin zu einer marxistisch-leninistischen Analyse geführt werden. Auch hier: Entweder organisieren wir Studierende in MOs an der Frage der Jugend, der Ausbildung, Berufsperspektiven, Kämpfen um bezahlbaren Wohnraum, oder der Finanzierung des Studiums. Oder wir werden sie, wenn sie politisch interessiert sind und ein gewisses Klassenbewusstsein haben, an die KP/KO heranführen.

MOs mit der Befriedigung eines „politischen Bedürfnisses“ zu begründen, scheint recht diffus und öffnet Tür und Tor für die Organisierung anhand idealistischer, moralischer und/oder spontaner Eingebungen anstelle von materiellen Grundlagen. Sie bergen die Gefahr inhaltliche Diskussionen zu verwässern und abzulenken, da sie nicht an die realen Kämpfen der Masse gekoppelt sind.

Die Betriebe, die Jugend und Massenarbeit im Aufbauprozess.

0

Beitrag zur Diskussion um den Leitantrag – keine Positionierung der Kommunistischen Organisation (siehe Beschreibung der Diskussionstribüne)

von Marc K.

In den bisherigen Diskussionsbeiträgen wurden schon viele wichtige Fragen behandelt. Ich möchte hier deshalb auf einige weitere Aspekte eingehen.

Zur Betriebsarbeit

Ein Bereich der Massenarbeit, welcher im Leitantrag meiner Ansicht nach zu kurz vorkommt, ist die Betriebsarbeit und die Arbeit in Gewerkschaften. Dies ist meiner Ansicht nach eine Schwäche und deutet auf unsere zu geringe Präsenz in diesem Bereich hin. Dieses Problem kann natürlich nicht von heute auf morgen gelöst werden. Die Betriebsarbeit und die Arbeit in Gewerkschaften darf gleichzeitig nicht vergessen werden. Die Verankerung in Betrieben, der Aufbau von Betriebszellen und kämpferischer Gewerkschaftsstrukturen ist von zentraler Bedeutung für den Wiederaufbau einer kämpferischen Arbeiterbewegung und der Kommunistischen Partei. Die Betriebe müssen Festungen und Standbeine der Kommunistischen Partei werden. Die Frage, die wir uns stellen müssen, ist wie und auf welchen Wegen wir diesem Anliegen näher kommen können.

Die Kontakte in Betriebe werden z.B. auch in den unterschiedlichsten Bereichen der Massenarbeit täglich hergestellt: Ob im Stadtteil, im Sportverein, in der Gewerkschaft oder auch im Bereich von internationalistischer Jugendarbeit. Schon bestehende und sich ergebende Möglichkeiten zum Aufbau einer Betriebsarbeit müssen erkannt werden: Wir kennen Leute in Betrieben. Mit der Frage nach der Organisierung im Betrieb werden wir in den unterschiedlichsten Bereichen der Massenarbeit konfrontiert werden. Viele Bekannte aus dem Stadtteil oder anderen Arbeitsbereichen arbeiten und wollen eine Orientierung für ihre eigene Organisierung im Betrieb. Die eigenständige Organisierung der Arbeiterklasse im Stadtteil muss im Betrieb weitergeführt werden. Sowieso müssen alle Ansätze der Massenarbeit auch miteinander in Verbindung gebracht werden. Es geht um den Aufbau eines organisatorischen Netzes in der ganzen Gesellschaft. Die Arbeiterklasse muss sich überall organisieren. Wir dürfen daher keine Wege in der Massenarbeit zur Organisierung außer Acht lassen. Gleichzeitig müssen wir uns vor allem in unserer aktuellen Situation auf bestimmte Wege der Massenarbeit konzentrieren, da wir nicht in der Lage sind alles zu machen. Daher ist es wichtig die vor Ort bestehenden Möglichkeiten und Ansätze für Massenarbeit zu erkennen und dementsprechend anzugehen. Wir müssen uns trotzdem schon Gedanken zur Betriebsarbeit machen und uns die Frage stellen, wie eine Zusammenführung unserer Kontakte in Betrieben und zu kämpferischen Gewerkschaftern möglich sein kann.

Zur Bedeutung der Jugend

Auf die Arbeiterjugend müssen wir ein besonderes Augenmerk legen. Wenn wir unsere Massenarbeit aufbauen wollen, spielt die Jugend eine sehr wichtige Rolle. Dieser Punkt ist meiner Ansicht nach im Leitantrag unbefriedigend erwähnt worden. Wenn wir es anstreben die Arbeiterbewegung wieder aufzubauen, müssen wir schon heute anfangen mit der Jugend zu arbeiten. Schon in der Jugend muss die Selbstorganisierung der Arbeiterklasse vorangetrieben werden. Wir müssen längerfristig denken. Die Arbeiterjugend von heute wird die Kämpfe von morgen führen und aus ihr werden die nächsten Kämpfer einer Kommunistischen Partei kommen. Die Arbeiterjugend muss heute schon lernen sich zu organisieren, sich zu bilden und zu kämpfen. Die Arbeiterjugend ist im Vergleich zu älteren Generationen noch weniger beeinflusst vom Imperialismus und häufig offener für neue Ideen oder den Kommunismus. Die Jugend von heute wird später in den Betrieben sein. Viele Jugendliche fangen im Alter von 14–20 Jahren an sich für Politik zu interessieren. Auch viele Genossen wurden im Alter von 14 – 20 politisch interessierter und fingen an sich zu organisieren. Für die Arbeit unter der Jugend können unterschiedliche Ansätze eine wichtige Rolle spielen: Kulturarbeit/Musik, Sport, Gewerkschaftsjugend/Angebote für Lehrlinge, Schülerarbeit etc. Angebote für Jugendliche aus der Arbeiterklasse spielen also bei der Massenarbeit eine wichtige Rolle und müssen angegangen werden. Wenn wir nun z.B. im Stadtteil arbeiten, sollten wir uns unbedingt mit Möglichkeiten und Angeboten für Jugendliche auseinandersetzen und diese vorantreiben.

Zur Massenarbeit im Aufbauprozess

Trotz der vielfältigen Möglichkeiten zur Massenarbeit können wir nicht alles angehen. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir uns im Organisationsaufbau befinden. Zurzeit ist es überhaupt nicht möglich, die Massenarbeit perfekt zu organisieren. Wir befinden uns selbst im Organisationsaufbau und müssen an den Voraussetzungen für die Gründung einer Partei arbeiten.

Es darf nicht dazu kommen, in Handwerkelei der Praxis hängen zu bleiben und den Aufbau zu vergessen. Gleichzeitig darf auch die Massenarbeit nicht vernachlässigt werden. Aus der Massenarbeit heraus entwickeln sich auch die kommenden Führer der Kämpfe. Es gibt ein riesiges Potenzial in der Arbeiterklasse, welches freigelegt werden muss. Ohne bessere Organisierung keine Massenarbeit, ohne Massenarbeit keine bessere Organisierung. Der Aufbau einer Organisation und die Massenarbeit sind untrennbar miteinander verbunden. Wir merken schon in der Massenarbeit immer wieder: Wir müssen selber gut organisiert sein um etwas oder andere zu organisieren.

Der Aufbau einer Massenarbeit ist eine schwierige Aufgabe und anstrengend. Wir werden Fehler machen und Niederschläge erleben. Wir werden auch auf Desinteresse, Ablehnung, Feindschaft, Egoismus und Ausnutzung unserer Arbeit stoßen. Trotz alledem heißt es: Rausgehen und ausprobieren. Fehler, Niederschlage und Krisen werden kommen. Wir müssen daraus lernen und weiter machen. Geduld und Durchhaltevermögen sind sehr wichtig für die Massenarbeit. Eine Entwicklung nach vorne ist nicht immer sofort und auf den ersten Blick zu erkennen. Man erkennt sie manchmal erst nach einer gewissen Zeit. Gegen eine Fehlentwicklung in der Massenarbeit ist Kritik und Selbstkritik sehr wichtig.

Unsere Aufgaben sind groß und schwierig. Es sind gerade sehr viele verschiedene Dinge die wir angehen. Das alles ist jedoch notwendig und richtig. Unsere Orientierung, unser Herangehen und die Richtung der Arbeit unserer Organisation sehe ich auf dem richtigen Weg. Nur so, durch die beharrliche Arbeit an der Schaffung der Voraussetzungen für die Gründung einer Kommunistischen Partei, nur durch Standhaftigkeit, Disziplin, Kritik und Selbstkritik, sowie die enge Verbindung mit den Massen werden wir den Aufbauprozess erfolgreich umsetzen können. Nur so werden wir in die Lage kommen eine Kommunistische Partei aufzubauen die ihren Namen verdient, eine Partei für den Kampf unserer Klasse.

Natürlich ist unser Kampf nicht einfach und er wird auch nicht einfach. Der Kampf war noch nie einfach. Wir dürfen unsere Genossen nicht vergessen, die zunächst in härtesten Kämpfen 1918/1919 die KPD gründeten, sie zu einer unglaublich starken Partei aufbauten und danach 12 Jahre in der Illegalität oder faschistischen Konzentrationslagern unter den krassesten Umständen im Widerstand weiter kämpften. Keine Niederschläge, keine Kerker, keine Folter, keine Hinrichtungen unserer besten Genossen durch die Faschisten konnten ihre Zuversicht, ihren Kampf und unsere Partei vernichten. Nehmen wir uns diese Genossen zum Vorbild und werfen Nachlässigkeit, Bequemlichkeit und Pessimismus beiseite. Einige dieser Genossen wie Wilhelm Pieck erlebten noch die Gründung DDR und führten den Aufbau des ersten sozialistischen Staates auf deutschem Boden an. Schauen wir stolz auf die Geschichte der Arbeiterbewegung und mit Zuversicht in die Zukunft.

Den nächsten Schritt erkennen!

0

Beitrag zur Diskussion um den Leitantrag – keine Positionierung der Kommunistischen Organisation (siehe Beschreibung der Diskussionstribüne)

von Georg Neubauer

Allzu oft neigt man in der Massenarbeit zu revolutionärer Ungeduld. Schließlich wollen wir mit all unserer Energie möglichst schnell Menschen organisieren, wobei es vorkommen kann, dass wir in Voluntarismus und Wunschdenken verfallen, verkrampft werden, den nächsten Schritt nicht erkennen. Auch andersherum kann es passieren, dass ein sinnvoller Schritt, der schon lange hätte gegangen werden können nicht umgesetzt wurde oder sogar ein Schritt in der Massenarbeit in die falsche Richtung geführt hat. All das wirkt sich entwicklungshemmend oder sogar desorganisierend auf die Massenarbeit aus. Die Frage des nächsten Schritts ist wesentlich und meiner Ansicht nach im Leitantrag noch zu allgemein behandelt, weshalb ich meinen Diskussionsbeitrag dieser Frage widmen möchte. Im Leitantrag wird zwar z.B. durch die Prinzipien eine sinnvolle allgemeine Orientierung für die Massenarbeit gegeben. Ich werde dazu jedoch ergänzend versuchen die Methode, um im Einzelfall den nächsten Schritt erkennen zu können, darzulegen. Im Vorhinein möchte ich anmerken, dass ich es nicht geschafft habe den Gedanken ausreichend zu entwickeln und ihn sauber auf Papier zu bringen. Da die VV vor der Tür steht, habe ich mich trotzdem dazu entschieden den noch sehr skizzenhaften Artikel abzugeben.

Unsere Methode, mit der wir Entwicklung analysieren und bestimmen können, ist die dialektische Methode. Lenin erkannte richtig, dass die Dialektik immer, überall und auf alles anzuwenden ist (vgl. z.B. Lenin, W.I.: Konspekt zur „Wissenschaft der Logik“. Lehre vom Begriff, Werke, Bd. 38, S. 213.). Die wesentlichsten Erkenntnisse aus der Dialektik für die Massenarbeit sind zunächst, dass sich die Dinge aus sich selbst heraus entwickeln, sie für eine möglichst effektive Entwicklung zum richtigen Zeitpunkt von quantitativer zu qualitativer Veränderung umschlagen müssen und in der neuen Qualität immer das Positive der alten Qualität in sich aufbewahrt sein muss. Dialektik ist nicht nur ein hohles theoretisches Konstrukt, es ist das Werkzeug mit dem wir die Welt analysieren, die Widersprüche feststellen die den Dingen innewohnen und schließlich auch die Richtung der Auflösung der Widersprüche feststellen können, also stets analysieren können, was der nächste Schritt ist. In der Massenarbeit ist dieses Herangehen zentral.

Einerseits ist die dialektische Methode wichtig um eine richtige Analyse des Gegenstandes machen zu können (welche Widersprüche sind in dem Gegenstand? Welche zwischen den Gegenständen?). Auf der anderen Seite bietet sie die Möglichkeit aus der richtigen Analyse die nächsten Schritte sinnvoll bestimmen zu können (in welche Richtung kann/soll sich der Widerspruch auflösen?). Schließlich können die nächsten Schritte nur auf den inneren Gegensätzen beruhen. Der sowjetische Pädagoge Koroljow hebt hierzu richtig hervor, dass sich die Entwicklung von Menschen nur entlang von bestehenden Bedürfnissen (also bereits immanenten Bestandteilen) und auf Grundlage von Aktivität vollziehen kann. Unsere Organisierung muss immer an Interessen anknüpfen – und dies nicht nur an abstrakten „objektiven Interessen“ der Arbeiterklasse, sondern an den sehr konkreten Interessen die in der Massenarbeit zum Vorschein kommen, denn es sind schließlich auch diese konkreten Menschen mit ihren spezifischen Interessen die sich im Rahmen der Massenarbeit entwickeln und organisieren. Die praktische Schlussfolgerung ist es sich genauestens zu überlegen an welchem tatsächlich bestehenden Interesse eine Organisierung und Entwicklung der Person ihr auch tatsächlich ein Bedürfnis ist. Die Organisierung und jeder Entwicklungsschritt muss nicht nur objektiv, sondern auch subjektiv im alltäglichen Interesse der Person sein. Wichtig ist also eine Orientierung auf die vorwärts treibenden Ressourcen die sich bereits in dem Gegenstand angesammelt haben. Koroljow schreibt weiter: „Nur die Einwirkungen und Einflüsse, die einem Bedürfnis […] des Menschen entgegenkommen und sich auf seine Aktivität stützen, sind erzieherisch wertvoll und gewährleisten ein Vorwärtsschreiten in seiner Entwicklung. Die Erziehung erreicht das gesteckte Ziel, wenn im Erziehungsprozess die Kräfte der Kinder [auch der Menschen allgemein, Anm. G.N.] selbst geweckt, ihre Bedürfnisse und Interessen, die Triebkräfte ihrer Entwicklung berücksichtigt werden, wenn Erziehung und Unterricht mit den inneren Entwicklungsgesetzen des Kindes [auch der Menschen allgemein, Anm. G.N.] übereinstimmen.“ (Koroljow, Fjodor (1975): Lenin und die Pädagogik. Volk- und Wissen Volkseigener Verlag Berlin, S. 169f.) Auch wenn diese Zitate auf die Pädagogik abzielen, bin ich der Überzeugung, dass ihr Inhalt allgemeine Gültigkeit für die Massenarbeit hat.

Zu guter Letzt dürfen wir nicht einfach nur Ressourcen, Bedürfnisse fördern, sondern wir müssen solche fördern, die die Entstehung einer klassenbewussten Organisierung ermöglichen. Mit der dialektischen Methode müssen wir also genaustes Verständnis für die Widersprüche, hemmende und positive, zum Durchbruch drängende Elemente haben. Nur so können wir den nächsten Schritt in der Massenarbeit erkennen und ihn durchführen, er muss ihr inhärent sein, sich aus ihr ergeben und in die richtige Richtung führen (egal ob auf der Ebene individueller Entwicklung, von Projekten, o.ä.). Um diese abstrakten Gedanken konkreter und nachvollziehbarer darzulegen, möchte ich versuchen einige typische Widersprüche und einen jeweils dialektisch passenden Lösungsansatz zu beschreiben.

Etwa bei der Entwicklung der Wohnviertelorganisation könnte folgendes Szenario auftreten: Das Bedürfnis nach einer revolutionären 1. Mai Demonstration existiert noch nicht. Es vorschnell aufzuzwingen würde so wenig nützlich sein, wie jemandem, der zum ersten mal mit Marxismus in Kontakt kommt die Ontologiearbeit von Lukács in die Hand zu drücken. Hingegen existieren die Bedürfnisse nach Unterstützung bei der Kinderbetreuung und nach der gemeinsamen Bewirtschaftung einer Kräuterspirale. Wir erkennen den Widerspruch zwischen proletarischen Bedürfnissen – Organisierung um ein soziales Problem anzugehen – und kleinbürgerlichen Bedürfnissen – Selbstverwirklichung. Innerhalb dieses Widerspruches müssen wir uns nun darum bemühen der arbeiterorientierten Seite des Gegensatzes zum Durchbruch zu verhelfen. Der nächste Schritt entsteht also aus der Entwicklung der Massenarbeit selbst (real bestehendes Bedürfnis wird aufgegriffen) und führt in die richtige Richtung (fortschreitende Organisierung der Arbeiterklasse, Prinzipien lassen sich umsetzen).

Ein anderes Beispiel ist die Frage an welchem Punkt der Entwicklung der Wohnviertelorganisation ein Raum oder Verein angesteuert werden sollte. Hier befindet sich der Widerspruch nicht im Inhalt, sondern zwischen Inhalt (quantitative und qualitative Entwicklung der Massenarbeit) und Form (loses Treffen/ Raum/Verein/etc.). Der Inhalt muss sich entwickeln, das ist unser Ziel. Die Form ist dazu ein Vehikel, welches die Entwicklung des Inhalts voranbringen muss, ihr dafür stets adäquat sein muss. Auch hier ist es wichtig den Punkt dialektisch festzustellen, an dem eine neue Form sinnvoll, entwicklungsfördernd wird. Folgendes Beispiel: In der Wohnviertelorganisation haben wir begonnen einige Ansätze zu entwickeln – wir helfen uns gegenseitig auf Treffen der gegenseitigen Hilfe, wir versuchen junge Mütter bei der Kinderbetreuung zu unterstützen, unterstützen uns beim Lernen, organisieren gemeinsamen Sport und wir kommen gemeinsam aus der tristen Isolierung heraus – verbringen miteinander manchmal unsere Freizeit. Oft stoßen wir an Probleme mit Räumlichkeiten. Der Raum, den wir nutzen, macht Probleme, wir können uns dort nicht oft treffen, wir können dort nicht kochen, es gibt oft Probleme mit dem Schlüssel. Er bedeutet für uns Abhängigkeit und hemmt die Entwicklung bestimmter Ansätze. Die Frage eines eigenen Raumes wird zum Thema. Ein eigener Raum könnte schließlich nicht nur die problematische Abhängigkeit beseitigen und viele neue Ansätze und Angebote ermöglichen, er könnte auch unsere Präsenz und Sichtbarkeit im Wohnviertel deutlich steigern. Gefahren bringt er jedoch auch mit. Ein Raum kann zur Vereinsmeierei führen und von den wesentlichen Aufgaben der Massenorganisierung ablenken – durch etliche bürokratische und bewirtschaftungstechnische Aufgaben, aber auch durch ein bewusstseinsmäßiges Aufgehen im bürokratischen Klimbim. An dieser Stelle ist die brennende Frage, wann der Punkt erreicht ist, an dem ein Raum der nächste sinnvolle Schritt ist. Die Aktivität, der Charakter des ganzen Projektes, sollte fest genug sein und der Inhalt so sehr und erfahrbar nach einem Raum schreien, dass dessen Rolle als Vehikel offensichtlich wird. Gleichzeitig sollte ein Punkt erreicht sein, an dem die Organisierung und Bewirtschaftung eines Raumes die Aktivität, die Entwicklung des Inhalts nicht hemmt, sondern ihr als Sprungfeder dient. Eine falsche Analyse des dialektischen Verhältnisses zwischen Inhalt und Form würde dazu führen, dass zu frühe oder zu späte Nutzung einer neuen Form die Entwicklung des Inhalts hemmt oder gar desorganisierend wirkt.

Aber auch auf kleinerer Ebene müssen wir es verstehen den Entwicklungsstand zB einer Person aufs genauste einschätzen zu können. In der Bewusstseinsentwicklung stehen immer bestimmte Gedanken in Konflikt miteinander. XY findet zB unsere Massenarbeit total super und richtig, wenn wir jedoch über die Machtfrage reden macht er die Schotten dicht. Wo genau ist der Kern seiner ambivalenten Haltung zur Sache der Arbeiterklasse? Nur wenn wir ein genaues Verständnis von diesem Widerspruch bekommen, sind wir auch dazu in der Lage ihn positiv aufzulösen. Die Auflösung kann zB die Auseinandersetzung mit bestimmten Inhalten über Bücher oder Gespräche oder ein bestimmter Erfahrungswert sein. Wenn er zB abgeschreckt ist von einer Doku über den Holodomor werden wir keine Erfolge erzielen, wenn wir ihm immerzu Texte zum Charakter des bürgerlichen Staates geben, denn das ist gar nicht die Ursache seiner ablehnenden Haltung ggü der Machtfrage. Wir brauchen dabei nicht verdeckt nach dem Widerspruch suchen, sondern können das offen und transparent der Person gegenüber tun.

Die genannten Beispiele wären womöglich von den meisten Leuten intuitiv ähnlich gelöst worden – die dialektische Methode ist uns jedoch ein universellen Werkzeug um anstatt intuitiv planvoll und bewusst handeln zu können. Sie muss uns ins Blut übergehen. So werden wir die Entwicklung unserer Massenarbeit auf die effektivste und bewussteste Art und Weise fördern können. Motivational bedeutet das für uns außerdem, dass wir uns selbst den Druck nehmen können der durch die großen Aufgaben, die wir uns vorgenommen haben auf uns lastet. Auf Grundlage der dialektischen Methode können wir schließlich nur Ansprüche an uns stellen, die real erfüllt werden können – nicht mehr und nicht weniger.

Antwort auf Mina Pawlitschenkos Diskussionsbeitrag zu Vorfeldstrukturen

0

Beitrag zur Diskussion um den Leitantrag – keine Positionierung der Kommunistischen Organisation (siehe Beschreibung der Diskussionstribüne)

von Feliks Bär

Die Genossin Mina hat mit ihrem Beitrag zu Vorfeldstrukturen einen Punkt getroffen, der meiner Meinung nach im Leitantrag noch nicht ausreichend abgebildet ist. Deshalb habe ich mich über den Beitrag gefreut. Dennoch teile ich die Schlussfolgerungen der Genossin nicht. Warum möchte ich im Folgenden kurz darstellen.

Zunächst erscheint es mir sinnvoll zu definieren, was eine Vorfeldorganisation ausmacht. Die Genossin Mina schreibt:

„Eine Vorfeldorganisation definiert sich aus meiner Sicht dadurch, dass sie eine Struktur bzw. Organisation ist, die direkt in eine Partei/Organisation eingebettet ist oder von ihr gegründet ist und so in einem klaren Verhältnis zu ihr steht.“

Das ist auf jeden Fall richtig, in meinen Augen aber noch nicht ausreichend als Definition. Ich denke, es ist für uns sinnvoll die Vorfeldorganisation von der Massenorganisation und der Partei abzugrenzen.

In Abgrenzung zur Massenorganisation wird eine Vorfeldorganisation, wie es die Genossin Mina korrekt beschreibt, von der Partei geleitet. Was das konkret heißt, wird am Beispiel der Antifaschistischen Aktion deutlich. Die KPD hat ihren Führungsanspruch immer offen kommuniziert und keinen Zweifel daran gelassen, dass der Kampf gegen den Faschismus zugleich den Kampf um die Diktatur des Proletariats bedeutet. Die Gründung der Antifaschistischen Aktion 1932 erfolgte nach einer Analyse der gesellschaftlichen Verhältniss, des erstarkenden Faschismus und bedeutete eine Neuausrichtung der Praxis der KPD. Dabei konnte sie natürlich auf einen ganz anderen Bewusstseinsstand der Arbeiterklasse aufbauen als dies heute der Fall ist. Die Grundlage für den Aufbau der Antifaschistische Aktion war, dass die KPD bereits einen gesellschaftlichen Einfluss hatte und durch ihre ideologische Klarheit und Erfahrung in der Lage war, ihren Mitlgiedern klare Anweisungen für die Arbeit in der Antifaschistischen Aktion zu geben. Letztlich waren die Diskussionen also auch andere als sie vielleicht in einem offenen Treffen geführt worden wären. Kurzum: die KPD war in der Lage die Führung zu übernehmen und ihre Führungsrolle wurde akzeptiert. Entscheidend ist meiner Meinung nach aber, dass die gesellschaftlichen Bedingungen diese Form der Organisierung notwendig gemacht hatten und der Bewusstseinsstand der Klasse bereits relativ hoch war.

Anders als Massenorganisationen können Vorfeldorganisationen meiner Meinung nach auch nur auf nationaler Ebene entwickelt werden, da nur dann der Führungsanspruch durch die KP durchgesetzt und eine richtige Orientierung entwickelt werden kann. Eine lokale Gliederung wird nicht in der Lage sein das nationale Gesamtinteresse der Arbeiterklasse und die Erfordernisse des Klassenkampfes in der notwendigen Weise im Blick zu behalten.

Im Gegensatz zur Kommunistischen Partei vertritt eine Vorfeldorganisation nicht das Gesamtinteresse der Arbeiterklasse, sondern ein Teilinteresse. Auch organisieren sich in ihr nicht nur Kommunisten, sondern auch anders denkende Teile der Arbeiterklasse und darüber hinaus. Entscheidend ist, dass sie das Ziel der Vorfeldorganisation teilen. Demzufolge sind die Diskussionen die in der Vorfeldorganisation geführt werden aber immer noch andere als die in der KP.

Es mag Zeiten geben, in denen sich der Klassenkampf massiv zugespitzt hat, in denen das Kapital erneut auf den Faschismus setzt und in denen die Arbeiterbewegung grundsätzlich in ihrer Existenz bedroht wird. In diesen Zeiten kann es richtig sein auf Vorfeldstrukturen zu setzen – ähnlich wie es die KPD 1932 mit der Antifaschistischen Aktion getan hat. Denn es geht dann vor dem Hintergrund einer gestiegenen Repressionsgefahr (durch Staat und/oder Faschisten) vorrangig darum den Selbstschutz zu organisieren und neue Möglichkeiten für uns Kommunisten zu schaffen um zu wirken.

Die Genossin Mina nennt als Beispiel für eine Vorfeldorganisation aber einen Lesekreis und geht von den heutigen Kampfbedingungen aus. Ich würde sagen ein solches Angebot kann heute keine Vorfeldorganisation sein. Die Genossin gibt sich im Grunde auch selbst die Antwort darauf was ein Lesekreis oder ähnliche Angebote stattdessen sind. Entweder sind sie tatsächlich Massenorganisationen in denen konkrete Bedürfnisse der Klasse unter Berücksichtigung unserer Prinzipien für die Massenarbeit organisiert werden. Wenn wir beim Beispiel des Lesekreises bleiben, dann könnten wir ihn sogar in bestehenden Organisationen der Arbeiterklasse wie den Gewerkschaften umsetzen. Oder wir organisieren beispielsweise im Stadtteil ein Lesecafe. Wichtig ist dann aber tatsächlich, dass wir gemeinsam, solidarisch und gleichberechtigt mit allen anderen Aktiven in der Massenorganisation entscheiden was wir lesen wollen und es gemeinsam organisieren. Im Mittelpunkt steht dabei vor allem die Frage des sich Organisierens für ein Interesse und somit das Sammeln wichtiger Erfahrungen für den Klassenkampf.

Oder wir organisieren die Angebote direkt als KO. Es spricht in meinen Augen nichts dagegen beispielsweise einen Lesekreis zu organisieren in dem wir die Inhalte vorgeben und zu dem wir unser Umfeld oder auch Interessierte einladen. Das selbe gilt meiner Meinung nach auch für Wanderungen oder ähnliches wie es die Genossin beschreibt. Ich finde es richtig, dass wir auch lernen, offen als Organisation nach außen zu treten und unsere Weltsicht zu vertreten. In diesem Fall geht es uns vor allem darum Propaganda- und Aufklärungsarbeit zu leisten.

Beide Formen entsprechen jedoch nicht dem gezeichneten Bild einer Vorfeldstruktur. Es ist auch richtig, dass wir heute in erster Linie auf Massenorganisationen setzen. Denn nur wenn wir durch die Massenarbeit eine Verankerung in der Arbeiterklasse erreicht haben, eine ideologisch gefestigte und erfahrene KP aufgebaut haben, werden wir in der Lage sein auf die Angriffe des Kapitals auch in angemessener Weise zu reagieren. Der erste Schritt für uns Kommunisten heute ist es wieder auf Tuchfühlung mit der Arbeiterklasse zu gehen, uns gemeinsam zu organisieren und auf Basis unserer Erfahrungen wieder einen wissenschaftlichen Apparat aufzubauen. So schaffen wir die Grundlagen dafür, dass wir, wenn die Zeiten es erfordern, auch in der Lage sind den Kampf anderweitig zu organisieren.

Wie umgehen mit dem Leitantrag?

0

Beitrag zur Diskussion um den Leitantrag – keine Positionierung der Kommunistischen Organisation (siehe Beschreibung der Diskussionstribüne)

von Käthe Knaup

Ich denke, unser Leitantrag ist für die Stufe unserer Organisation ein sehr wichtiges Dokument, weil es das erste Dokument ist, das eine wirkliche Perspektive aufmacht, wie wir uns die Organisierung der Massen vorstellen. Es ist ein zentrales Dokument, das auch sehr intensiv in der Organisation besprochen und diskutiert wurde. Die Frage, die ich mir allerdings stelle, ist, wie wir nach der Verabschiedung des Leitantrages weiter damit umgehen werden. Die Programmatischen Thesen dienen uns immer wieder als inhaltlicher Abgleich bei der Arbeit in den Arbeitsgruppen und beim Schreiben von Stellungnahmen. Es ist eine inhaltliche Basis, die wir uns gegeben haben und auf die wir bauen.

Beim vorliegenden Leitantrag ist nicht so leicht zu bestimmen, wie man konkret mit dem Dokument umgeht.

Der Leitantrag ist das erste Dokument seiner Art, das ich lesen konnte, zuvor hat keine Organisation in Deutschland, die ich mitbekommen habe, sich so etwas vorgenommen. Auch die Beschreibung der Massenarbeit ist für eine Organisation einzigartig. So wird es auch vielen anderen interessierten Lesern in der BRD ergangen sein. Sie alle werden genau auf uns schauen. Davon sollten wir uns nicht einschüchtern lassen, aber unsere Aufgabe auch selbst sehr ernst nehmen.

Der Leitantrag zur Arbeit in den Massen gibt keine konkrete Handlungsanweisungen vor, die man bürokratisch oder formal abrechnen könnte. Das macht auch Sinn, da sehr unterschiedliche Stufen von Massenarbeit und -organisation in der KO bestehen. Für viele ist es das erste Mal sich so intensiv und konkret mit Massenarbeit auseinanderzusetzen – für alle ist es das erste Mal, dass man zentral die Erfahrungen auswertet und darauf aufbauend Prinzipien entwickelt. Hieraus im Moment konkrete Anweisungen zu entwickeln ist nicht realistisch. Das nimmt uns alle in die Pflicht diesen Leitantrag nicht nur jetzt zu diskutieren und zu studieren, sondern auch in den kommenden Monaten und Jahren, den Prinzipien entsprechend Strukturen folgen zu lassen. Das zentral zu organisieren ist eine schwere Aufgabe, denn auch wenn Erfahrungen gemacht wurden, heißt das noch lange nicht, dass man daraus immer die richtigen Schlüsse zieht. Im Gegenteil: In der konkreten Arbeit im Betrieb oder Wohnviertel, gibt es schnell Situationen, in denen man nicht genau weiß, wie zu reagieren ist, auch wenn man die Prinzipien verinnerlicht hat. Deswegen dürfen wir den Leitantrag nicht in die nächste Schublade stecken, sondern müssen alle darüber nachdenken, wie die Prinzipien umgesetzt werden können. Das heißt die praktische Arbeit ständig zu reflektieren. Dieses Reflektieren muss zentralisiert werden, nur so kann die ganze Organisation von den guten, als auch nicht so guten Erfahrungen lernen und ein kollektives Wissen über Massenarbeit entstehen. Neue Strukturen, die dieses zentrale Reflektieren ermöglichen, müssen geschaffen werden.

Wir sind eine junge Organisation, die sich viel vorgenommen hat. Das Berichtswesen und Kritik und Selbstkritik sind unsere wichtigsten Instrumente zur Verbesserung unserer Strukturen.

Der Leitantrag ist eine gute Basis, auf dem wir unsere Arbeit bauen können. Das mehr daraus wird, bedarf allerdings die Aktivierung aller Mitglieder und Unterstützer. Jeder einzelne muss sich berufen fühlen den Leitantrag umzusetzen.

Vorfeld, Masse, Avantgarde – Eine Antwort auf Genossin Mina Pawlitschenko

0

Beitrag zur Diskussion um den Leitantrag – keine Positionierung der Kommunistischen Organisation (siehe Beschreibung der Diskussionstribüne)

von Jakob Schulze

Zuallererst möchte ich Mina meinen Dank für ihren Beitrag aussprechen – sie hat damit eine Diskussion aufgemacht, die weit über die Diskussionen in der Kommunistischen Organisation hinausgeht. Es ist eine Frage, die meines Erachtens in einem Großteil der Kommunistischen Bewegung in Deutschland falsch beantwortet wird: Die Frage des Verhältnisses von Partei und Masse. Hier also ein paar kurze Gedanken von mir dazu.

Bereits im dritten Absatz ihres Beitrags wird der Widerspruch deutlich, in dem sich die gesamte folgende Argumentation von Mina verfängt. Sie schreibt:

„Aus meiner Sicht ist das entscheidende Kriterium, dass Vorfeldorganisationen ein offenes Angebot der Partei/Organisation sind und ihr Verhältnis zur Partei/Organisation auch klar benannt wird. Dennoch müssen aus meiner Sicht, genauso wie in Massenorganisationen auch, dort die Entscheidungen getroffen werden.“

Der Widerspruch, um den es mir hier geht, ist Folgender: Ein Angebot, welches den Namen der KO trägt (dazu zählt also auch das Beispiel des KO-Lesekreises der Genossin), kann unmöglich ein „offenes“ Angebot in dem Sinne sein, dass dort alle Entscheidungen getroffen werden können. Ich versuche zu begründen, warum das ein Widerspruch ist, in den sich viele Organisationen der kommunistischen Bewegung in ihrer Praxis begeben und damit letztlich scheitern.

Dafür zuerst ein grundsätzlicher Gedanke zur Frage der Avantgarde. Es ist wenig gewonnen, wenn wir uns als Avantgarde verstehen ohne in der Praxis den Beweis zu erbringen: Denn erst, wenn die Arbeiterklasse sich davon überzeugt hat, dass wir die richtigen theoretischen und praktischen Antworten haben, werden sie uns in der Entscheidungsschlacht auch folgen und wir werden in der Lage sein, die Besten aus ihren Reihen als Kommunisten zu organisieren. Zentral für die Entwicklung zur Avantgarde ist es also, dass die Arbeiterklasse richtige, klare Antworten auf die Fragen der Zeit von uns bekommen und wir einheitlich und nicht widersprüchlich auftreten.

Und hier ist genau die Krux: Voraussetzung dafür, dass wir als KO als eine einheitlich agierende Struktur wahrgenommen werden, ist unsere Selbstbestimmung. Alles, was den Stempel der KO trägt, muss von der KO auch wieder rückgängig, angepasst, weiterentwickelt werden können. Denn sonst droht die Gefahr, dass wir nach außen nicht mehr einheitlich agieren, die Massen Widersprüche in unserer Propaganda und unserer Praxis erkennen und uns demnach nicht folgen werden.

Ich versuche, diesen Gedanken jetzt auf ein Beispiel anzuwenden, was Mina beschreibt. So schreibt sie über ihre Erfahrungen mit einem Lesekreis:

„Wir haben sehr gute Erfahrungen mit einem Lesekreis gemacht, der wohl eher die Kriterien einer Vorfeldstruktur erfüllt, als die einer Massenorganisation. Jetzt könnte man das Argument heranziehen, dass wir dort versuchen Menschen anhand ihrer kulturellen Bedürfnisse zu organisieren und der Lesekreis deswegen einen Massenorganisation ist, allerdings finde ich, dass wir es uns damit zu einfach machen. Denn de facto ist dies offiziell der Lesekreis der KO, zudem Menschen aus zwei Gründen kommen. Zum einen kommen Leute, die es einfach cool bei uns finden und Lust haben sich zu bilden. Auf der anderen Seite kommen einige auch, weil sie uns als Organisation spannend finden und sich weitergehend politisch 0rganisieren wollen. Wenn wir diesen Lesekreis nicht hätten, hätten wir grade keinerlei Möglichkeit diese Leute einzubinden.“

Wenn es sich also um einen Lesekreis handelt, der offiziell ein Lesekreis der KO ist – dann können wir nicht von einer Massenorganisation sprechen. Die Teilnehmer kommen, weil sie „es einfach cool bei uns finden und Lust haben sich zu bilden“ oder „uns als Organisation spannend finden und sich weitergehend politisch organisieren wollen“ und werden wohl kaum damit ein Problem haben, wenn die KO bestimmt, was gelesen wird. Dadurch haben wir den großen Vorteil, angepasst an den Wissensstand der Teilnehmer, die Bildungsfragen in den Vordergrund zu stellen, die wir für zentral halten. Die zugrundeliegende Zielstellung ist hier, konkret die kommunistischen Inhalte an die Beteiligten zu vermittelt, sodass sie sich einem kommunistischen Standpunkt weiter annähern.

Ein Lesekreis als Massenorganisation hingegen würde in erster Linie die Prinzipien Aktivität, Solidarität und Unabhängigkeit in den Vordergrund stellen. Das Lesen und Diskutieren wäre auch dazu da um Inhalte zu vermitteln, jedoch würde das nicht im Vordergrund stehen: Es könnte auch ein Lesekreis zu einem Roman oder der Zeitung sein und es ginge darum, das die Beteiligten Kollektivität erleben und gemeinsame Entscheidungen treffen und Lesen und diskutieren lernen. Die Leute entscheiden selbst was sie lesen, die Genossen der KO beteiligen sich bei der Entscheidungsfindung und diskutieren gleichberechtigt mit. Hier könnte sich im unglücklichen Fall herausstellen, dass sich niemand weiter organisieren will – dann sollten die KOler darüber nachdenken, ob eine Beteiligung weiterhin sinnhaft ist.

Ein Lesekreis könnte also einerseits ein direktes Angebot der KO oder andererseits eine Massenorganisation auf Basis der Prinzipien der Massenarbeit sein. Er sollte jedoch auf keinen Fall beides gleichzeitig sein, weil dadurch das Verhältnis zwischen Avantgarde und Masse undurchsichtig wird. Genau das ist es aber, was die Praxis so vieler kommunistischer Gruppen ausmacht: Es ist meistens kaum durchsichtig, wer im offenen Antifa-Treffen, Stadtteil-Treff usw. das Sagen hat. Oft genug treffen die „Vorfeldstrukturen“ selbst Entscheidungen, bis die kommunistische Gruppe im Hintergrund diese Entscheidung wieder zurückdreht, weil sie nicht ihrer Linie entspricht. Bewusstsein über die Frage von Richtig und Falsch der konkreten Praxis wird bei den Beteiligten so nicht entwickelt – vielmehr aber Misstrauen und Passivität, hervorgerufen durch einen intransparenten Entscheidungsweg.

Für uns ist außerdem eine zweite Frage in der Praxis von großer Bedeutung – die Frage um das zugrunde liegende Ziel der jeweils konkreten Praxis im Rahmen unseres revolutionären Ziels. Und bei dieser Frage lässt und Mina im Dunkeln: Was ist die Zielstellung der jeweiligen konkreten Praxis, die wir als KO organisieren wollen?

Zweifelsohne sollten wir bei Angeboten der KO selbst und bei Massenorganisationen von unterschiedlichen unmittelbaren Zielstellungen ausgehen: Mit direkten Angeboten der KO wollen wir unsere inhaltlichen Positionen als Kommunisten propagieren und unter den Massen verbreiten – denn das können wir kompromisslos und selbstbestimmt nur mit den eigenen Strukturen. Wir geben Zeitungen, Stellungnahmen etc. raus und machen Seminare, Lehrgänge, Abendveranstaltungen, Kundgebungen usw.

Massenorganisationen bauen wir allerdings nicht auf, um unmittelbar unsere Positionen über die Massenorganisation zu propagieren – sondern in allererster Linie um die Arbeiterklasse praktisch auf die revolutionäre Situation vorzubereiten: Sie zu organisieren, zu aktivieren und Solidarität unter ihnen zu verbreiten heißt es in der Massenarbeit. Und dass dieser Prozess um ein vielfaches besser geht, wenn die Leute in den Massenorganisationen selbst entscheiden, selbst auf die Schnauze fallen und wieder aufstehen, ohne, dass nach außen hin derselbe Anspruch an Einheitlichkeit erfüllt werden muss wie bei der KO, ist meines Erachtens offensichtlich.

In diesem Zusammenhang erschließt sich mir nicht, warum die Genossen der Ortsgruppe von Mina die Wanderungen nicht als unabhängige lose Massenorganisation veranstalten? Warum muss dabei das Label „KO“ drauf kleben? Vielleicht tue ich den Genossen unrecht und es geht um eine Wanderung, die einen inhaltlichen Fokus hat, bei dem bestimmte Positionen der Kommunisten erklärt werden (zB. eine antifaschistische Wanderung, ein antimilitaristischer Stadtspaziergang o.ä.). Aber wenn es, wie Mina schreibt, in erster Linie darum geht, ein Angebot zu haben „in dem wir in Kontakt mit Menschen kommen, mit ihnen diskutieren können und ihnen aufzeigen können, was ein solidarischer Umgang untereinander bedeutet“ wäre meines Erachtens ein vor der KO unabhängiges Angebot richtiger. Denn je mehr Einfluss die Menschen auf die Entscheidungsfindung haben, umso stärker kann sich ihr Verantwortungsgefühl ausprägen und sie in Aktivität bringen.

Die Prinzipien der Massenarbeit sind, entgegen der Vorstellung von Mina, nicht einfach auf die direkten Angebote der KO übertragbar. Es versteht sich von selbst, dass auf Veranstaltungen der KO ein solidarischer Umgang gepflegt werden muss und wo möglich auch Menschen außerhalb der Organisation in kleine Verantwortungsbereiche einbezogen werden können – jedoch steht im Vordergrund, dass wir inhaltlich richtige Positionen nach außen propagieren und einheitlich auftreten. Diese Beschränkung macht es nur sehr begrenzt möglich, Außenstehende in die Verantwortung einzubeziehen und gerade die Entscheidungsfindung darf nicht von ihnen abhängig gemacht werden.

Auf der anderen Seite hat Selbstständigkeit/Unabhängigkeit gegenüber der KO eine weitergehende Bedeutung als nur finanziell und organisatorisch: Es geht darum, dass wir in den Massenorganisationen um die richtige politische Linie streiten – sie aber keinesfalls voraussetzen können. In dem Sinne sind Massenorganisationen also auch ideologisch von uns unabhängig – auch wenn es oft so sein wird, dass wir von Anfang an großen ideologischen Einfluss haben können. Wenn wir unseren Job als Avantgarde allerdings richtig machen, werden sich die Massenorganisationen an uns orientieren. Interessanterweise geht Mina davon aus, dass „wir diese Strukturen entweder aufbauen und/ oder eine wichtige Rolle in ihnen spielen“ – das mag für Massenorganisationen im Wohnviertel stimmen, jedoch stimmt das nicht für die wohl wichtigsten und größten Massenorganisationen: die Gewerkschaften. Die Gewerkschaften sind vollständig unabhängig von uns – es bleibt uns nichts Anderes, als um die richtige Linie in den Gewerkschaften zu streiten.

Zum Schluss ist Mina zuzustimmen, dass es „auch Strukturen [braucht], die in einer Abhängigkeit von uns sind und klar als Angebote der kommunistischen Organisation beworben werden können.“ Wenn Sie den Begriff der „Vorfeldstrukturen“ so versteht, dann wäre ihr zuzustimmen. Allerdings ist das nicht vereinbar mit einer umfassenden demokratischen Entscheidungsfindung innerhalb dieser konkreten Strukturen – denn das würde die Einheit der Organisation gefährden. Die Entscheidungen werden innerhalb der KO getroffen und müssen begründet werden können. Wer sich an solchen Angeboten der KO beteiligt muss darüber im Klaren sein, dass er sich aus freien Stücken unter die Führung der KO begibt.

Können wir den Klassenkampf in den Medien gewinnen?

0

Beitrag zur Diskussion um den Leitantrag – keine Positionierung der Kommunistischen Organisation (siehe Beschreibung der Diskussionstribüne)

von Martin Link

Benny fordert in seinem Diskussionsbeitrag „Kampf um die Klasse – Kampf um die Medien“, dass Kommunisten stärker in Medien, vor allem auch in den sozialen Netzwerken, präsenter werden sollten, um der bürgerlichen Propaganda etwas entgegenzusetzen. Während das grundsätzlich natürlich richtig ist, müssen wir uns trotzdem fragen, unter welchen Bedingungen das sinnvoll und erfolgversprechend ist. Das Internet ist kein neutraler Raum der Meinungsäußerung. Alle dort aktiven Plattformen werden langfristig entweder in das kapitalistisch-imperialistische Herrschaftssystem eingebunden (vor allem natürlich die kommerziellen wie Facebook, YouTube, Twitter usw.) oder von den staatlichen Repressionsorganen bekämpft (in jüngerer Vergangenheit z.B. Indymedia). Das Internet geht also den gleichen Weg, den auch alle Massenmedien in der Vergangenheit gegangen sind.

Uns Kommunisten muss klar sein, dass insbesondere auch jede Art von kommunistischer Aktivität davon betroffen sein wird. Zum einen könnte ein geduldetes Auftreten auf verschiedenen Plattformen mit Zugeständnissen verbunden sein, die für uns inakzeptabel sind oder schlimmstenfalls opportunistische Einstellungen in den eigenen Reihen befördert. Darüber hinaus ist ab einem gewissen Erfolg auch jederzeit die Gefahr gegeben, dass wir von Sperren, Blockaden etc. betroffen sein werden, die im Zweifelsfall all unsere Bemühungen und investierte Arbeit zunichtemachen. Solange die aktuell herrschenden Verhältnissen bestehen, werden wir Kommunisten im Internet immer in der Defensive sein. Natürlich lässt sich das auf alle gesellschaftlichen Verhältnisse verallgemeinern, aber insbesondere auch im Internet müssen wir sehr behutsam und vorausschauend agieren, wenn wir es nutzen wollen, um die eigenen Reihen zu stärken.

Offensichtlich ist es heutzutage wichtig, eine Website zu erstellen auf der Veröffentlichungen und Diskussionsbeiträge verbreitet werden können. Dafür können auch verschiedene Formen von multimedialem Nachrichten- und Bildungsmaterial erstellt und veröffentlicht werden und auch verschiedene Diskussionsplattformen aufgebaut werden. Darüber hinaus ist auch eine individuelle Aktivität als Kommunist in sozialen Netzwerken sicherlich in manchen Fällen richtig, wobei man das natürlich auch nicht übertreiben sollte. Die bisher genannten Probleme und Schwierigkeiten betreffen in erster Linie Fragen der Taktik. Wir müssen uns überlegen, wie wir unter den gegebenen Bedingungen sinnvolle Angebote schaffen und wie viel Energie wir in sie stecken wollen. Dabei ist es einerseits wichtig, jegliche Reichweite solange wie möglich zu nutzen, aber andererseits möglichst unabhängig von den kapitalistischen Plattformen zu bleiben.

Wenn wir die sozialen Medien im Kontext der Massenarbeit betrachten, müssen wir aber auch über die strategische Ausrichtung kommunistischer Massenarbeit reden. Im Leitantrag werden drei Prinzipien für erfolgreiche Massenarbeit genannt: Unabhängigkeit, Aktivität und Solidarität. Gerade die ersten beiden müssen im Bezug auf Aktivitäten in den Medien näher beleuchtet werden. Wie bereits oben ausgeführt, sind Medien nicht neutral, sondern folgen auch immer den Regeln der herrschenden Verhältnisse. Es wird schon keine leichte Aufgabe für uns sein, unabhängige Massenorganisationen aufzubauen und in ihnen zu wirken. Dafür benötigt es die Festigung von Strukturen, die in der Lage sind, sich organisatorisch und materiell selbst zu erhalten. Basis dafür ist ein vertrauensvoller Umgang und eine verbindliche und regelmäßige Beteiligung ihrer Mitglieder. Darüber hinaus muss die Unabhängigkeit auch permanent sowohl gegen Einbindungsversuche als auch gegen Repression verteidigt werden. Während das in Betrieben, Stadtteilen und Vereinen schon ein schwieriges Unterfangen ist, ist das über Medien unmöglich. Einerseits stößt der verbindliche Aufbau von Strukturen durch anonyme Nutzer in sozialen Medien sehr schnell an seine Grenzen. Andererseits ermöglicht die grundsätzlich gegebene Unsicherheit digitaler Kommunikation vielfältige Möglichkeiten von Manipulation und Repression. Unabhängige Massenorganisationen sind in sozialen Medien also schlicht nicht möglich oder wenn nur in einem sehr begrenzten Maße.

Doch selbst wenn wir trotz aller Hindernisse erfolgreich große Teile der Massen von unseren politischen Zielen überzeugen, ist unser Ziel, im Sinne des Leitantrags, nicht erfüllt. Denn es reicht nicht, die Zustimmung der Massen für unsere politische Ziele zu gewinnen. Den Sozialismus können wir nur erreichen, indem wir die Massen dazu bringen aktiv für unsere gemeinsamen Interessen zu kämpfen. Allein diese Einbindung in die Kämpfe ist über Medien unmöglich. So sehr das Aufkommen des Internets die Interaktivität von bisher passiven Konsumenten gefördert hat, so wenig führt sie zu Eigenaktivität der Massen. Interaktionen beschränken sich meistens auf das Reagieren von Inhalten, die von einer kleinen Minderheit erstellt werden. Sozialer Zusammenschluss und der Kampf für gemeinsame Interessen ist dort fast unmöglich. Die höchste Form der kollektiven Aktion sind oberflächliche Kampagnen für Petitionen oder Hashtags, die ein bestimmtest Thema ins öffentlich Bewusstsein bringen sollen. Im kleinen Rahmen sind unter Umständen Ausnahmen möglich, wie beispielsweise eine kleine Messengergruppe, in der ein lokaler Lesekreis Diskussionen weiterführen kann und in der interessante Artikel geteilt werden können. Ein anderes Beispiel wären Online-Schulungen, in der sich junge, interessierte Genossen aus abgelegenen Gebieten, die wir organisatorisch zurzeit noch nicht anbinden können, theoretisches Wissen aneignen können. Zu diesem Zweck kann sich die Erstellung passendere Lehrmaterialien, Diskussionsplattformen und Online-Lesekreise durchaus lohnen.

In beiden Fällen ist aber langfristig die Verankerung durch real stattfindende soziale Kontakte unerlässlich, um politisch sinnvoll daran anknüpfen zu können. Denn rein über das Internet geführte Kontakte bleiben zwangsläufig unverbindlich und werden nicht zu verlässlichen Strukturen führen, die den Kampf der Massen konsequent führen können. Stattdessen bleiben alle Diskussionen in erster Linie Selbstbeschäftigung, aber führen nicht zu einem höheren Organisationsgrad. Erfolgreiche gemeinsame Kämpfe setzen verbindliche Zusammenhänge und Beziehungen in unseren unmittelbaren Lebensbereichen voraus, da nur so ein vertrauensvolles Miteinander entstehen kann.

Aus diesen Gründen können Medien prinzipiell nur ein Hilfsmittel sein, die unsere Kämpfe auf allen anderen Ebenen unterstützen. Wir sollten also nicht überstürzt versuchen, irgendwie mit der ausgefeilten und mächtigen Propagandamaschinerie des bürgerlichen Systems konkurrieren zu wollen, sondern stattdessen behutsam und geplant überlegen, wie wir die Arbeit mit Medien in unsere Strategien und Konzepte für Massenarbeit integrieren.